Herne. Das Spielgerät „Tornado“ sorgt in Herne für viel Wind und für die (Teil-)Sperrung eines Spielplatzes. Das Problem ist nicht so einfach zu lösen.
Zum zweiten Mal nach 2020 hat die Stadt auf dem Spielplatz an der Straße Auf der Insel in Herne-Mitte Spielgeräte einzäunen und sperren müssen. Der Grund: Verletzungsgefahr. Mal eben schnell entfernen und erneuern kann der zuständige Fachbereich Stadtgrün die Geräte allerdings nicht.
Erst im Jahr 2015 ist der Spielplatz für 350.000 Euro aus Stadtumbaumitteln komplett neu erneuert worden. Der zuständige Stadtgrün-Mitarbeiter habe im Vorfeld Spielgeräte ausgewählt „die sicher und langlebig sind“, berichtete die WAZ nach der Wiedereröffnung im Oktober 2016. Ein Trugschluss, wie man längst weiß.
Neuerliche Schäden: Stadt Herne zieht die Notbremse
Im Februar 2020 teilte die Stadt der Bezirksvertretung Herne-Mitte auf Anfrage der SPD mit, dass „zum wiederholten Mal“ an dem Kombi-Spielgerät „Agito“ Mängel festgestellt worden seien und das gesamte Gerät daraufhin aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht abgesperrt worden sei. Nach einer Reparatur durch den Hersteller - die Gewährleistungsfrist war damals noch nicht abgelaufen - sei die erneute Freigabe erfolgt.
Nun hat die Stadt endgültig die Notbremse ziehen müssen, wie Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl am Donnerstagabend im Bezirk Herne-Mitte auf neuerliche Anfrage von SPD-Fraktions-Chefin Melissa Arnold erklärte. „Agito“ sei mit einem Mobilzaun abgesperrt worden, weil an den beiden drehbaren Anbaugeräten „Tornados“ für Kinder die Gefahr bestehe, sich zu quetschen und zu schneiden. Da diese Geräte sich nicht separat absperren ließen, sei die gesamte Kombi-Anlage umzäunt worden.
Ein konkreter Zeitpunkt für die Freigabe könne leider nicht genannt werden, so Stadtgrün weiter. Man arbeite derzeit an alternativen Lösungen bzw. am Komplettabbau der anfälligen „Tornados“. Dies müsse aufgrund der finanziellen Förderung des Spielplatzumbaus in Absprache mit der Bezirksregierung Arnsberg erfolgen, um ausschließen zu können, dass Herne am Ende sogar noch Mittel ans Land zurückzahlen muss.
Von einer Mitschuld Stadtgrüns an dieser Entwicklung will Heinz-Jürgen Kuhl nicht sprechen. Es seien die ersten (und bis heute einzigen) „Tornados“ in Herne gewesen: „Die mittlerweile gemachten Erfahrungswerte lagen zum Zeitpunkt der damaligen Beschaffung nicht vor.“ So etwas könne schon mal passieren.
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In den vergangenen Jahren gab es noch (mindestens) einen weiteren größeren Schadensfall auf einem Spielplatz: Nur zwei Monate nach Eröffnung des Grünzugs Hölkeskampring erlitt ein Kleinkind beim Spielen auf einen Piratenschiff schwere Verletzungen an einer Hand. Die Eltern erstatteten Strafanzeige, das Verfahren gegen den Hersteller wurde nach zwei Jahren gegen Zahlung einer geringen Geldsumme eingestellt. Während des Rechtsstreits war das neue Spielgerät gesperrt.
Die Stadt will im aktuellen Fall auf Regressansprüche gegen den Hersteller verzichten. Sie strebten im Sinne der Kinder eine schnelle Lösung an, so Kuhl zur WAZ. Und: Man könne auch nicht ausschließen, dass unsachgemäßes Verhalten von (älteren) Spielplatzbesuchern zu den Schäden an den „Tornados“ beigetragen habe.