Herne. In Herne gibt es immer mehr private Feuerwerke. Die SPD fragt: Warum greift die Stadt nicht ein? Dabei ist das nächste Feuerwerk schon genehmigt.
- In Herne genehmigt die Stadtverwaltung immer mehr private Feuerwerke
- Die SPD schimpft: Das hat im letzten Jahr Überhand genommen
- Verwaltung nennt Anlässe, bei denen gezündet werden darf
Silvester ist in Herne nicht nur einmal im Jahr: Diesen Eindruck haben viele Bürgerinnen und Bürger, folgt man den Ausführungen der SPD-Bezirksfraktion Wanne. „Die Feuerwerke haben im letzten Jahr Überhand genommen“, kritisiert der Bezirksverordnete Michael Girschol gegenüber der WAZ. Beispiel: der Stadtteil Bickern. Es sei zur Tradition geworden, dass dort unangemeldet geballert und gezündet werde, was das Zeug hält. Aber auch angemeldete Feuerwerke stiegen kontinuierlich. Das Nachsehen habe das gesamte Umfeld, inklusive des Klimas und der Natur. Es reicht, sagt der 39-Jährige.
In der Bezirksvertretung Wanne hatte die SPD-Fraktion das Thema Feuerwerke nun auf die Tagesordnung setzen lassen. Als Beispiel nannte Michael Girschol ein „massives Feuerwerk“, das am 11. Mai im Bereich Bickernstraße in Höhe der Kreuzung Im Erlenkamp stattgefunden und die Menschen „erheblich beeinträchtigt“ habe. Nicht zum ersten Mal sei dort geknallt worden, so der Bezirksverordnete, der selber in der Ecke wohnt. Schon im vergangenen Jahr habe es auf dem selben Grundstück mehrfach Feuerwerke gegeben – und zwar von der Stadt genehmigte. Er hat „erhebliche Zweifel“, dass das Privatgrundstück „den Anforderungen für Feuerwerke“ entspreche. Hinzu kämen in unregelmäßigen Abständen Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern über weitere Feuerwerke.
Herne: Private Feuerwerke „nicht mehr zeitgemäß“
Wie könne die Stadt solche Feuerwerke genehmigen? „Ich kann das meiner 90-jährigen Nachbarin mit Herzproblemen nicht mehr erklären“, sagt Girschol zur WAZ. Das Ganze sorge für gesundheitliche Beeinträchtigungen, sei viel zu laut und schädige die Umwelt. Dass eine Stadt dafür grünes Licht gebe, die den Klimanotstand ausgerufen habe und das Thema Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung großschreiben wolle, passe hinten und vorne nicht. Kurz: Private Feuerwerke seien „nicht mehr zeitgemäß“, meint der 39-Jährige.
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Früher seien solche Feuerwerke nicht genehmigt worden, sagte Lars Dorobeck vom städtischen Fachbereich Öffentliche Ordnung in der Bezirksvertretung Wanne, mittlerweile seien es zehn bis zwölf pro Jahr. Auf Anfrage der WAZ präzisiert Stadtsprecherin Carina Loose: „Aus begründetem Anlass“ seien Ausnahmen vom generellen Verbot privater Feuerwerke abseits des 31. Dezembers und 1. Januars möglich. „Bis vor einigen Jahren war die Stadt Herne jedoch bei Ausnahmen sehr zurückhaltend und hat diese nicht zugelassen“, erklärt sie. Angesichts der rechtlichen Regelung könnten jedoch nicht mehr pauschal alle Anträge abgelehnt werden – so dass mittlerweile Ausnahmegenehmigungen erteilt würden.
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Konkret: Zu Anlässen, bei denen Feuerwerke im privaten Rahmen erlaubt sind, gehören laut Lars Dorobeck (Stadt) Hochzeiten – auch Silberne, Goldene und vergleichbare Hochzeiten – 18. Geburtstage, runde Geburtstage ab dem 50. Lebensjahr, Firmenjubiläen und traditionelle Veranstaltungen, an denen ein öffentliches Interesse besteht. Erlaubt seien dabei aber keine Raketen und keine Böller.
Bickern: Nächstes Feuerwerk bereits genehmigt
Der SPD-Bezirksverordnete Michael Girschol konnte angesichts dieser Erklärung nur mit dem Kopf schütteln. Auch deshalb: Die Fläche in Bickern zwischen zwei Gebäuden sei viel zu klein, um ein Feuerwerk, so wie es gezündet wurde, abzubrennen. Ob die Stadt das Feuerwerk nach der Genehmigung auch überwacht habe?, wollte er wissen. Dorobeck bejahte, was Girschol verwunderte. Denn: Es seien Raketen in den Himmel geschossen und laute Böller verwendet worden. Ein Video, das er der WAZ vorlegte, untermauert diesen Vorwurf. Darauf sind Bilder zu sehen, wie man sie sonst nur von Silvester kennt.
Und wie geht es nun weiter? Mit dem nächsten Feuerwerk – und zwar ebenfalls an besagter Stelle an der Ecke Bickernstraße/Im Erlenkamp. Für Samstag, 3. Juni, habe die Stadt erneut eine Ausnahmegenehmigung erteilt. In dem Haus werde wieder gefeiert, diesmal ein 18. Geburtstag.