Herne. Die Pläne, eine Kirche in Wanne-Eickel abzureißen, hat bei Gläubigen Trauer und Entsetzen ausgelöst. Neben einer Demenz-WG gibt es weitere Ideen.
Die evangelische Zwölf-Apostel-Kirche in Herne soll abgerissen werden. An dieser Stelle soll eine Demenz-Wohngemeinschaft für 24 Menschen entstehen. Bei manchen Gemeindegliedern der Evangelischen Kirchengemeinde Wanne-Eickel hat die Nachricht Erstaunen, ja Entsetzen ausgelöst.
Das Presbyterium informierte die Menschen des Gemeindebezirks Wanne – er hat rund 3200 Gemeindeglieder – am Sonntag, 30. April, nach dem Gottesdienst über die Pläne für das Kirchengrundstück an der Ecke Zeppelinstraße/Hauptstraße. Im Fokus steht die Anfang der 1960er-Jahre gebaute Zwölf-Apostel-Kirche; sie soll entwidmet und abgerissen werden, bestätigte der Evangelische Kirchenkreis auf Anfrage der WAZ. Der Kirchturm mit der denkmalgeschützten Glocke soll aber erhalten bleiben; dafür soll eine neue Nutzung gefunden werden. Welche das sein könnte? Dazu gibt es noch keine Auskunft.
Herne: Demenz-WG und altengerechte Wohnungen
Anstelle des Kirchsaals der Zwölf-Apostel-Kirche soll besagte Demenz-Wohngemeinschaft gebaut werden. Investor soll die Pro Plan Ruhr GmbH (Bottrop) sein, teilt der Kirchenkreis mit. Dort sollen Menschen wohnen, die bei beginnender Demenz noch selbstbestimmt leben können. Das Diakonische Werk Herne als Mieter will den Service und die Betreuung übernehmen. Daneben soll ein weiteres Gebäude mit acht öffentlich geförderten altengerechten Wohnungen entstehen. Die Bauvoranfrage an die Stadt Herne sei gestellt. Ein Bewilligungsbescheid liege aber noch nicht vor.
Auf dem Kirchengrundstück an der Hauptstraße gibt es ein weiteres Kirchengebäude, das vor über 100 Jahren gebaut wurde. Es ist denkmalgeschützt und hat ebenfalls einen Kirchsaal, der vor dem Bau der Zwölf-Apostel-Kirche für Gottesdienste genutzt wurde. Außerdem ist dort das Zeppelin-Zentrum, die Arbeitslosenberatungsstelle des Kirchenkreises Herne, untergebracht. Dieses Gebäude, heißt es weiter, soll vermarktet, aber erhalten bleiben. Entsprechende Pläne gibt es freilich schon seit seit Jahren.
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Das Gemeindebüro soll zur Hauptstraße 245 neben die Christuskirche verlegt werden, heißt es weiter. Und: Das Zeppelin-Zentrum soll erhalten bleiben, möglicherweise aber an einem anderen Ort. Um Gemeindegruppen weiterhin ihre Treffen vor Ort zu ermöglichen, werde eine Kooperation mit der katholischen Nachbargemeinde erwogen.
Die Nachricht, dass das neue Kirchengebäude abgerissen werden soll, habe die Versammlung überrascht und hohe Wellen geschlagen. „Die gesamte Gemeinde war geschockt“, sagt ein Teilnehmer zur WAZ. Superintendentin Claudia Reifenberger, die ebenfalls vor Ort war, versteht, dass der geplante Abriss bei den Gemeindegliedern „Trauer und Schmerz“ auslöst. Sie sagt aber auch, dass dieser Schritt unausweichlich sei. Die Zahl der Kirchenmitglieder nehme immer weiter ab, alle Gebäude könnten deshalb nicht mehr bewirtschaftet werden: „Darauf müssen wir reagieren.“ Generell gelte: „Die Zeichen stehen auf Zusammenrücken.“
Und wo feiern die Menschen im Gemeindebezirk Wanne künftig ihre Gottesdienste? Zunächst in den anderen Kirchen der großen gemeinsamen Kirchengemeinde, sagt sie. Aber auch der Gemeinschaftsraum der künftigen Demenz-WG biete eine Möglichkeit, an gewohnter Stelle Gottesdienste zu feiern. Denkbar sei aber auch, dass eine katholische Kirche in der Nachbarschaft mitgenutzt werden könnte: „Wünschenswert wäre, dass sich gemeinschaftlich genutzte Möglichkeiten ergeben“, so die Superintendentin. Das gelte – auf ganz Herne gesehen – für beide Konfessionen.