Herne. Kein leichter Anfang war das für das Herner Café Desaster, startete es doch in der Pandemie. Was der Verein seitdem auf die Beine gestellt hat.
An den Start gegangen ist Café Desaster 2020 in seiner Begegnungsstätte an der Mont-Cenis-Straße 26 in Herne. Am Rande eines Frühlingsfests zieht der Verein nun mit der WAZ Bilanz – und die fällt sehr positiv aus.
„Wir wollen einen Raum schaffen, von dem möglichst viele profitieren, in dem jeder einen Beitrag leistet in seiner Stadt für die Menschen, die hier leben“, fasst Nadja Mosch, eine der Gründerinnen des gemeinnützigen Vereins, die Idee des Projekts zusammen. Das organisierte Kursangebot solle möglichst breitgefächert sein und sich an alle Altersgruppen wenden.
So finde beispielsweise an jedem Freitagabend ein offener Gesellschaftsspiele-Treff zur Einstimmung ins Wochenende statt. Montagnachmittags könnten sich Senioren bei Kaffee und Kuchen austauschen. Und einmal im Monat werde im Café Live-Jazzmusik gespielt, so Mosch. Die Nachfrage nach der sich sonntags treffenden Selbsthilfegruppe war so groß, dass sich eine zweite Gruppe mit eigenem Schwerpunkt gebildet hat. Angefangen als monatlicher Termin des Bürgerselbsthilfezentrums der Stadt Herne, hat sich unter der Leitung von Pippa Goch ein 14-tägiges Treffen entwickelt.
Damit nicht genug: Ein großer Raum des Cafés kann gemietet werden und wird neuerdings einmal wöchentlich von einer Tango-Tanzgruppe genutzt. Der Tango-Kurs, der vorher ein paar Häuser weiter stattfand, musste umziehen, weil das Haus verkauft worden ist. Einmal im Monat findet für Interessierte ein kostenloser Schnuppertermin statt.
2020 von ein paar Freunden und Familienmitgliedern gegründet, hat der Verein mittlerweile über 50 Mitglieder. „Das Programm hat sich in Herne und Umgebung rumgesprochen, wir wachsen stetig weiter und haben sogar unsere Öffnungszeiten erweitert“, erzählt Nadja Mosch stolz. Dies liege wohl auch an dem vegetarischen Mittagstisch, der zum günstigen Selbstkostenpreis montags bis donnerstags angeboten werde. „Das Angebot wird gut angenommen. Die Besucher freuen sich, dass sie nicht alleine essen. Und vegetarisch-gesund ist es auch“, berichtet Mosch.
Köchin und Servicekraft Kholoud Ramadan sei die einzige, die nicht ehrenamtlich in der Begegnungsstätte tätig sei. Ihr Arbeitsplatz sei über einen Lohnkostenzuschuss des Arbeitsamtes teilfinanziert worden.
Auch gegen Lebensmittelverschwendung engagiert sich die Begegnungsstätte: Die Initiative „Foodsharing“ ist seit Jahren Teil des Projekts. Im Café steht ein „Fairteiler“-Kühlschrank – für Menschen, die Lebensmittel abzugeben haben, zum Beispiel, weil sie in den Urlaub fahren. Außerdem sei es der Begegnungsstätte ein Anliegen, Menschen mit Handicap einzubeziehen, so Mosch. „Wir kooperieren mit der Löchterschule in Gelsenkirchen und bieten Praktikumsplätze für Jugendliche mit körperlichen Behinderungen im Café an. Denn es ist nicht leicht, einen Praktikumsplatz zu finden, erst recht nicht mit Handicap.“
Beim Frühlingsfest sind der Flohmarkt und der Grillstand schon vormittags gut besucht. Auch Kaffee und Kuchen werden angeboten. Veronika Güring besucht schon seit drei Jahren regelmäßig das Café. „Man merkt: Es steckt viel Herz und Liebe drin, was die Cafébetreiber auf die Beine gestellt haben“, sagt sie. Im Café als Ort der Begegnung könne man Menschen kennenlernen. „Ich hoffe, dass das Angebot in den nächsten Jahren so bleibt“, sagt Güring.
>>> Café Desaster: Kontakt, Kurse, Spenden
Wer Verein und Begegnungsstätte von „Café Desaster“ finanziell unterstützen oder Mitglied werden möchte, kann telefonisch Kontakt aufnehmen über die Telefonnummer 01573 4797594 oder per Mail an cafe.desaster@outlook.de.
Bei Lebensmittelspenden ist eine Anmeldung im Internet auf foodsharing.de nötig. Alternativ können Lebensmittel vormittags im Café Desaster an der Mont-Cenis-Straße 26 direkt abgegeben werden.
Informationen über das Kursangebot des Vereins findet man auf der Homepage www.cafe-desaster.de.
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