Herne. Radfahrer fühlen sich in Herne nicht sicher. Das ist das Ergebnis des Fahrradklimatests 2022. Wie die Stadt das Fahrradklima verbessern will.
Hernerinnen und Herner sind noch immer unzufrieden mit dem Radklima in der Stadt. Das ist das Ergebnis des bundesweiten ADFC-Fahrradklimatests. Von 40 Großstädten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern landet Herne nur auf Platz 30. Damit verändert sich die Position im Vergleich zum vergangenen Ranking 2020 nicht – schon dort belegte Herne den 30. Platz. Und auch die Note bleibt gleich: Die Hernerinnen und Herner, die vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) für den Test befragt wurden, vergeben nur eine 4,3. Allerdings: Dieses Mal haben 332 Menschen an der Bewertung teilgenommen – 2020 waren es nur 223.
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Besonders schlecht bewertet wurde die Führung bei Baustellen (5,0), die Breite der Radwege (5,1) und die Ampelschaltung für Radfahrer (5,2). Die besten Noten gab es hingegen für: geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (3,0), die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,1) und öffentliche Fahrräder/ Fahrrad-Verleih (3,1). Für viele Radfahrerinnen und Radfahrer bedeutet Fahrradfahren in Herne allerdings purer Stress (4,1). Zum Vergleich: 2012 lag das Stresslevel noch bei 3,0.
Fahrradklima: Stadt ist mit dem Ergebnis nicht zufrieden
Dass Herne erneut schlecht abgeschnitten hat, wundert Andreas Hösle, Hernes ADFC-Vorsitzenden, nicht. „Wir kommen leider noch immer nicht nach vorne“, sagt er. Laut ADFC muss das Alltagsfahrradfahren mehr in den Vordergrund gerückt werden. Oft seien es Kleinigkeiten, die hakten und durch die das Fahren im Alltag erschwert werde. Als Beispiel nennt Hösle die Radwegeführung an Baustellen. Auch wenn die finanziellen Mittel knapp seien, wünsche sich der ADFC mehr operatives Handeln vonseiten der Stadt. Häufig sei es eine Frage des Willens – nicht des Aufwands. Dass deutlich mehr Menschen an der Befragung teilgenommen haben, sei sehr erfreulich. „Je mehr Leute teilnehmen, desto mehr Bedeutung bekommt der Fahrradklimatest“, so Hösle.
Für die Stadt sei eine Gesamtbewertung von 4,3 nicht zufriedenstellend, teilt sie auf Nachfrage mit. Die Stadt Herne arbeite stetig an einer Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur, jedoch gehe die Wirkung einzelner Maßnahmen in der allgemeinen gesamtstädtischen Bewertung unter. An der Befragung hätten mit 332 Teilnahmen nur 0,2 Prozent der Herner Bevölkerung teilgenommen. Die Umfrage sei offen für alle, richte sich jedoch speziell an die Radfahrenden und sei deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Das Ergebnis sei dennoch Ansporn und belege die Notwendigkeit weiterer intensiver Radverkehrsförderung, so Stadtsprecher Patrick Mammen.
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Die Stadt arbeite kontinuierlich an einer Weiterentwicklung der Radverkehrsinfrastruktur im Stadtgebiet. In den letzten Monaten und Jahren seien hier vor allem die Umgestaltung der Bochumer Straße mit einer modifizierten und komfortableren Radverkehrsanlage, der Ausbau des Fahrradverleihsystems Metropolradruhr, neue Fahrradboxen des Systems „DeinRadschloss“ und jüngst die Einrichtung eines geschützten Radfahrstreifens auf dem Westring zu nennen, so Mammen. In der Planung befänden sich außerdem weitere Maßnahmen, unter anderem die kürzlich beschlossene Fahrradzone Bickern und weitere Fahrradstraßen.
Fahrradklimatest: Schlechtes Ergebnis ist für Herner Grüne keine Überraschung
Und um das Fahrradklima in der Stadt noch weiter zu stärken, plant die Stadt derzeit verschiedene Maßnahmen: Unter anderem befinde sich ein Abschnitt der Edmund-Weber-Straße im Bau, auf dem erstmalig eine Radverkehrsanlage in Form eines – in Teilen durch ruhenden Verkehr geschützten – Radfahrstreifens realisiert werde. Außerdem werde voraussichtlich Ende dieses Jahres die Erneuerung der Dorneburger Straße ausgeschrieben, die auf gesamter Länge einen Radfahrstreifen erhalten werde.
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Für die Herner Grünen ist das Ergebnis des Fahrradklimatests keine Überraschung. Es fehle ein Grundnetz für den Radverkehr, das mit Radstraßen und separaten Trassen die zentralen Orte in der Stadt sicher und komfortabel erschließe, teilen die Grünen mit. Der auch im Bundesvergleich hohe Autoverkehrsanteil am Gesamtverkehr führe offenkundig zu einem Unsicherheitsgefühl, wenn der Straßenraum gemeinsam genutzt werden müsse. „Hier hilft nur eine radikale Neuaufteilung des bestehenden Verkehrsraumes.“