Herne. Eine Modeverkäuferin aus Herne zeigt zwei Vergewaltigungen durch ihren Chef an. Der Tatverdächtige wehrt alles ab – und verweist auf Alibis.

  • Eine Hernerin erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Essener.
  • Er soll sie zum Sex gezwungen haben.
  • Nun ist der Prozess gestartet.

Eine Modeverkäuferin aus Herne erhebt schwere Vorwürfe gegen einen 25-jährigen Essener: Vor knapp zwei Jahren soll ihr Chef sie zweimal in ihren eigenen vier Wänden in Herne-Holsterhausen zum Sex gezwungen haben. Beim Prozessauftakt am Bochumer Landgericht beteuerte der mutmaßliche Doppel-Vergewaltiger am Montag, 24. April, seine Unschuld.

Laut Anklage soll es sowohl am 4. August als auch am 14. Oktober 2021 zu sexuellen Gewaltübergriffen in der Wohnung der Hernerin gekommen sein. Beim ersten Mal soll der heute 25-Jährige nachts gegen 2:20 Uhr bei der Modeverkäuferin aufgetaucht sein. Trotz unmissverständlicher Ablehnungen („Ich will das nicht!“) soll der Angeklagte die Frau aufs Sofa gedrückt, ihr den Mund zugehalten und über sie hergefallen sein. Zehn Wochen später soll der Angeklagte die Hernerin erneut zu Hause aufgesucht und ein zweites Mal sexuell missbraucht haben.

Angeklagter verheimlichte die Sex-Affäre

Der Angeklagte wies die Anschuldigungen vehement zurück. „Ich habe die Frau nie vergewaltigt“, beteuerte der Essener. Dass er mit der Hernerin wochenlang ein sexuelles Verhältnis gehabt habe, sei richtig. Gewalt habe er ihr aber nie angetan. Kennengelernt habe er die Frau im April 2021 durch Zufall in dem von einem Verwandten geleiteten Modegeschäft. Er habe dort ab und zu ausgeholfen, die Hernerin spontan nach einem Job gefragt. Kurz danach habe sie in der Boutique in der Herner Innenstadt tatsächlich stundenweise als Verkäuferin angefangen. „Ihr Chef war ich aber nie“, versicherte der 25-Jährige. Das müsse die Mutter missverstanden haben. Der Angeklagte: „Sie wusste von Tag eins an, dass ich nicht der Geschäftsinhaber bin.“

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Aufgrund des beträchtlichen Altersunterschieds habe er die Sex-Affäre in seinem Umfeld verheimlicht. „Er hat sich ein bisschen vor seiner Familie geschämt“, erklärte Verteidiger Hartmut Moyzio. „Ich wollte einfach nicht, dass das jeder mitkriegt“, formulierte es der Angeklagte. Zum ersten Sex sei es im Auto auf einem Parkplatz in Holsterhausen gekommen. Danach sei er auch in der Wohnung der Hernerin ein und aus gegangen, so der Angeklagte. Fakt ist: Im Oktober 2021 erstattet die Hernerin Strafanzeige wegen Vergewaltigung, in dem Modegeschäft wurde ihr gekündigt. Mit Blick auf die angeblichen Tattage im August 2021 verwies der 25-Jährige auf Alibizeugen. „Da war ich mit einem Kumpel und zwei Frauen in einem Hotel in Dortmund. Wir haben viel getrunken und hatten viel Spaß.“ Für den Prozess haben die Richter der 7. Strafkammer noch Verhandlungstage bis Mitte Mai anberaumt.