Herne. In Wanne-Eickel wird ein Juwelier mit einer Pistole bedroht und zusammengeschlagen. Der mutmaßliche Täter (37) fühlte sich ferngesteuert.
Schwer bewaffnet soll ein 37-jähriger Herner in der Wanne-Eickeler Fußgängerzone auf den Inhaber eines Schmuckgeschäftes zugestürmt sein. Laut Anklage drohte der Täter mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole, hatte außerdem im Ärmel griffbereit einen massiven Zimmermannshammer dabei.
Seit Donnerstag, 6. April, wird dem Herner der Prozess gemacht. Die blonden Haare zum Zopf zurückgebunden, der Blick demütig gesenkt, die Stimme verwaschen. So präsentierte sich der mutmaßliche „Juwelier-Räuber“ beim Prozessauftakt vor der 6. Strafkammer am Bochumer Landgericht. Nach eigenen Angaben leidet der Herner seit mehr als 20 Jahren an schweren Depressionen, steht unter Betreuung, ist heroinabhängig und durchläuft seit Jahren ein „Methadon-Programm“ (Therapieform mit Ersatzdrogen).
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Herne: Angeklagter soll auf Juwelier eingeschlagen haben
Am Tattag war er von zwei Augenzeugen verfolgt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten worden. Es war gegen 11.10 Uhr, als der Juwelier am 14. Januar an der Hauptstraße sein Geschäft verlassen hatte. In dem Moment, als der Schmuckhändler die Tür zuschließen wollte, soll der Angeklagte mit ausgestrecktem Arm und einer Spielzeugpistole (optisch einer Beretta M9, Kaliber fünf Millimeter ähnelnd) in Hand auf den Ladeninhaber zugestürmt sein und gerufen haben: „Hereingehen, hereingehen.“
Laut Anklage zog der Schmuckhändler jedoch die Tür ins Schloss. Danach soll der Angeklagte brutal auf den Juwelier und dessen Gesicht eingeprügelt haben. Durch Hilfeschreie wurden offenbar zwei Passanten aufmerksam. Daraufhin ließ der Tatverdächtige ohne Beute von seinem Opfer ab und rannte zu Fuß in Richtung Parkstraße.
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Die Anklage lautet auf versuchten schweren Raub und Körperverletzung. Auslöser für den Überfall war nach Angaben des Angeklagten ein gewalttätiger, kokainsüchtiger Bekannter. „Begonnen hat die ganze Geschichte damit, dass ich über einen Freund jemanden kennengelernt habe“, erklärte der Herner. „Weil ich Angst habe, bitte ich das Gericht um Verständnis, dass ich die Person aber nicht benennen will.“
Für den Prozess sind zwei weitere Verhandlungstage angesetzt
Der 37-Jährige will in den bitterkalten Tagen vor dem Überfall einen wohnungslosen Mann in seiner Wanne-Eickeler Wohnung aufgenommen haben. „Aus einer Nacht sind dann aber sofort mehrere geworden. Der Mann war jeden Tag bei mir, er hatte immer Kokain, wir haben es jeden Tag geraucht“, so der 37-Jährige. Mit zunehmendem Koks-Rausch sei die Stimmung immer aggressiver geworden, schließlich sogar eskaliert. Der Mitbewohner habe ihn erst brutal zusammengeschlagen („Ich hatte ein Loch in der Lippe“), ihn dann nach und nach massiv unter Druck gesetzt. „Er hat gedroht, mir und meiner Familie etwas anzutun, wenn ich nicht meine Schulden begleiche“, sagte der Angeklagte. „Ich hatte große Angst.“ So sei es dann schlussendlich zu dem Raubüberfall gekommen.
Laut Anklage war der im Ärmel platzierte Zimmermannshammer insbesondere dafür gedacht, um bei dem geplanten Blitzüberfall auch schnellstmöglich an den in Glasvitrinen ausgelegten Schmuck zu kommen. Der Inhaber des Juweliergeschäftes erlitt bei dem Gerangel mit dem Täter eine Hämatomschwellung unterhalb des linken Auges. Für den Prozess sind vorerst noch zwei weitere Verhandlungstage bis zum 2. Mai anberaumt.