Bochum/ Herne. Auf einen Vater aus Herne wird nachts im Bett mit einer Machete eingeschlagen. Vor Gericht spricht er von dem sicheren Gefühl, zu sterben.

Mit der Vernehmung des Opfers ist am Bochumer Landgericht der Prozess um einen nächtlichen Macheten-Angriff an der Poststraße fortgesetzt worden. Ein 55-jähriger Familienvater erinnerte sich an den wohl schlimmsten Moment seines Lebens. Seine wegen Mordversuchs angeklagte Familie - zwei Söhne (15,16) und die Ehefrau (44) – will vorerst schweigen.

„Ich kann eigentlich immer noch gar nicht so richtig glauben, was ich da erlebt habe. Das war schlimmer als Sterben“, sagte der Familienvater am Donnerstag, 20. April, den Richtern der 3. Strafkammer. Dass seine eigenen Söhne und seine eigene Frau mit dem dramatischen Angriff auf sein Leben zu tun hatten, sei für ihn „zu 100 Prozent sicher“. Knapp ein halbes Jahr zuvor sei das Trio zu Verwandten nach Berlin gezogen. Mehr und mehr habe sich seine Familie gegen ihn verbündet. „Sie wollten mich nicht mehr haben. Alle drei“, legte sich der 55-Jährige fest.

Die Angeklagten mit ihren Verteidigern beim Prozessauftakt.
Die Angeklagten mit ihren Verteidigern beim Prozessauftakt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Ein paar Wochen später sei sein ältester Sohn (16) dann plötzlich doch wieder bei ihm in Herne eingezogen. In der Tatnacht auf den 24. Oktober 2022, erklärte der Vater, habe er sich nach Mitternacht ins Bett gelegt und sei dann eingeschlafen. „Irgendwann habe ich plötzlich einen Schlag auf den Rücken verspürt“, erinnerte er sich. Die ersten zwei Hiebe seien noch leicht gewesen, dann jedoch habe ihn ein dritter, „ganz heftiger“ gegen die Schläfe getroffen. „Ich habe sofort die Hände hochgenommen, dann kam ein vierter Schlag – und mein Finger war ab. Ich hatte das Gefühl, dass ich sterben werde.“

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Wer auf ihn eingeschlagen habe, könne er wegen der Dunkelheit nicht sagen, sagte der Nebenkläger. Dass er nach dem Lichtanschalten seinen jüngeren Sohn (15) „mit schnellen Schritten“ aus dem Schlafzimmer huschen gesehen haben will, enthüllte der Familienvater jetzt vor Gericht erstmals. Bei der Polizei hatte er das bislang nicht erwähnt. Bevor er damals blutüberströmt und in Panik auf die Straße gelaufen sei, will der 55-Jährige außerdem wahrgenommen haben, dass zwei Personen aus der Wohnung geflüchtet seien. Der abgehackte Finger konnte bei dem Vater später erfolgreich replantiert werden.

Handy-Chatverläufe weisen auf einen von den Söhnen geplanten Macheten-Mord

Vor allem der Handy-Chatverkehr weist offenbar auf einen von den zwei Söhnen geplanten Macheten-Mord. Ihre Mutter soll eingeweiht gewesen sein. Laut Anklage hat eine 14-jährige Mitschülerin des jüngeren Sohnes die Macheten-Hiebe ausgeführt. Das Mädchen aus Berlin war in der Tatnacht im Dachgeschoss des Hauses an der Poststraße angetroffen worden. Der Schülerin soll in Berlin der Prozess gemacht werden. Im Bochumer Prozess, so hieß es, werde die 14-Jährige keine Zeugenangaben machen.

Der Prozess wird fortgesetzt.