Herne. Die Suche nach Blindgängern ist eine der Pflichtaufgaben beim A43-Ausbau auf Herner Gebiet. Nun wurde an einer zentralen Stelle gesucht.
Da werden zahlreiche Autofahrer in den vergangenen Wochen einen schnellen Seitenblick riskiert haben, wenn sie die A 43-Anschlussstelle Herne-Eickel benutzt haben: Dort war - gut sichtbar - ein Unternehmen zur Kampfmittelbeseitigung im Einsatz. Die Suche nach Blindgängern ist im Zuge des Ausbaus der Autobahn auf sechs Spuren eine der Pflichtaufgaben.
Und diese Aufgabe ist umfangreich. Als die Planungen für den Ausbau auf Herner Gebiet losgingen, leuchteten auf den Karten der Autobahn GmbH 20 rote Punkte. Sie markierten Verdachtspunkte auf Blindgänger. Zahlreiche „Verdächtigungen“ konnten mittlerweile entkräftet werden, anderen warten noch auf die Abklärung.
Das komplette Herner Stadtgebiet ist anhand von Luftbildern ausgewertet
Herne selbst befindet sich in der vorteilhaften Lage, dass das komplette Stadtgebiet anhand von Luftbildern bereits ausgewertet ist und sich so ein relativ vollständiges Bild zu Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg ergibt. Doch eben nur relativ. Denn nicht alle Abwürfe der Alliierten sind dokumentiert, zum Beispiel, weil die Flugzeuge nicht zurückgekehrt sind.
Und deshalb werde auch sondiert, wenn es keinen konkreten Verdacht gebe, erläutert Dennis Przybylski vom Fachbereich Öffentliche Ordnung der Stadt Herne im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Grundsätzlich gelte die Vorgabe: Stehen in einem sogenannten Bombenabwurfgebiet Tiefbauarbeiten an, muss zunächst im Erdreich nachgeschaut werden, ob dort nicht doch eine gefährliche Hinterlassenschaft des Weltkriegs schlummert. Und da bis auf wenige Ausnahmen ganz Herne als Bombenabwurfgebiet eingestuft ist, müssen regelmäßig Kampfmittelräumdienste anrücken.
An der A 43-Anschlussstelle ist dies der Fall, weil dort im Zuge des Ausbaus ein Regenrückhaltebecken entstehen soll. Dort vorbeugend zu sondieren ergibt sehr viel Sinn, weil sich in fast unmittelbarer Nachbarschaft bereits zu Zeiten des Weltkriegs zwei Chemiebetriebe befanden, die Ziele von Bombenabwürfen waren.
1100 Einzelbohrungen, um einen Blindgänger auszuschließen
Die Sondierungsarbeiten sind durchaus aufwendig. Die Fachfirma hat insgesamt 1100 Einzelbohrungen bis in eine Tiefe von acht Metern durchgeführt. Dabei wurde auch ein vorgegebenes Raster eingehalten - der Abstand der Löcher zueinander beträgt 1,50 Meter. Der Grund: In die Bohrlöcher wird eine Sonde hinabgelassen, die in einem Radius von 75 Zentimetern auf metallische Gegenstände im Boden reagiert. So ist gewährleistet, dass die gesamte Fläche bei der Suche abgedeckt wird. Meldet die Sonde Metall, gehen die Experten der Sache auf den Grund. Doch vielfach handele es sich um falschen Alarm, gerade im Ruhrgebiet lösten zum Beispiel Schlackeklumpen ihn aus.
Für die Anschlussstelle Herne-Eickel können Stadt und Autobahn GmbH nun Entwarnung geben: Die Erkundung hat keine Hinweise auf Blindgänger ergeben. Das heißt: Eine Entschärfung, die an dieser Stelle mit sehr weitreichenden Sperrungen verbunden gewesen wäre, ist nicht nötig.
Es gibt noch konkrete Verdachtspunkte entlang der A43-Trasse
Doch die Wahrscheinlichkeit, dass es in den kommenden Jahren dazu kommt, ist nicht gerade gering. Dennis Przybylski erzählt, dass es Richtung Bochum entlang der A 43-Trasse sieben konkrete Verdachtspunkte gibt. Die müssen überprüft werden, wenn die Ausbauarbeiten dort beginnen - was allerdings noch einige Zeit dauern kann. Auch in diesem Fall könnte die Abklärung mit hohem Aufwand verbunden sein. So müsse abgeklärt werden, ob an den Stellen nun Versorgungsleitungen liegen, möglicherweise müssen Sträucher geschnitten oder gar ein Baum gefällt werden - wie gerade an anderer Stelle in Herne geschehen. Ebenfalls nicht ausgeschlossen sei, dass sich genau an dieser Stelle jetzt ein Bauwerk befindet.
Womöglich kommt es aber noch dicker. Der Grund: Auf der Karte gibt es einen Punkt, der genau in der Mitte des Herner Autobahnkreuzes liegt...
>>> ZAHLREICHE VERDACHTSPUNKTE IM SPORTPARK EICKEL
Im Zuge der geplanten Modernisierung des Stadions in Wanne-Süd (Mondpalast-Arena) sind bei der routinemäßigen Überprüfung zahlreiche Verdachtspunkte auf Fliegerbomben aus dem 2. Weltkrieg aufgetaucht.
Die Sondierungen in diesem Zusammenhang laufen seit einigen Wochen. So gibt es Grabungen an zahleichen Stellen des Spielfeldes, auch an anderen Stellen sind die Bohrungen sichtbar. Inwiefern sich aus den Sondierungen Entschärfungen ergeben, werde sich in der kommenden Woche zeigen, teilt die Stadt auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mit.