Herne/Hagen. . Der vergangene Sonntag hat den Menschen in Herne erneut bewusst gemacht, dass sie auch 2014 noch mit einem Erbe leben, das seit rund 70 Jahren im Verborgenen schlummert: Blindgänger. Peter Lightburn erklärt, wie er die Blindgänger in Holsterhausen lokalisiert hat.

Der vergangene Sonntag hat den Menschen in Herne erneut bewusst gemacht, dass sie auch 2014 noch mit einem Erbe leben, das seit rund 70 Jahren im Verborgenen schlummert: Blindgänger. Der Kampfmittelräumdienst machte gleich zwei Weltkriegsbomben in Holsterhausen unschädlich. Einer, der maßgeblich daran beteiligt ist, dieses Erbe aufzulösen, ist Peter Reginald Lightburn.

Der Engländer, der bei der britischen Armee in Deutschland stationiert war, wertet bei der Bezirksregierung Arnsberg Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg aus. Er war es, der die beiden Blindgänger auf dem Heilmanngelände entdeckte.

Über Fotos von Herne

Der Herner WAZ-Redaktion hat er anhand des Heilmann-Beispiels erläutert, mit welchen Hilfsmitteln er sich auf die Suche macht:

Grundlage sind die Luftbilder, die die Bezirksregierung von den Alliierten gekauft hat. Rund 120 000 Aufnahmen gibt es für die Regierungsbezirke Arnsberg, Münster und Detmold. Inzwischen wurden alle digitalisiert, was die Bearbeitung wesentlich vereinfacht - und damit beschleunigt.

Von Herne existieren nach Lightburns Schätzungen mehr als 5000 Fotos für den Zeitraum 1939 bis 1945. „Die Alliierten haben nach jedem Angriff Luftaufnahmen gemacht. Sie haben immer blockweise fotografiert“, erläutert Lightburn. So kann er die Bilder chronologisch auswerten. Allein für das Gebiet rund um die Dorstener Straße hatte er 115 Bilder zur Verfügung. Der Betrachter sieht zu Beginn ein unberührtes Areal, dann zeigen sich die ersten Bombentrichter. Auf einer Aufnahme vom März 1945 ist die Fläche dermaßen übersät mit Kratern, dass es der sprichwörtliche Bombenteppich ist. Am Computerbildschirm kann Lightburn alle Bilder vergrößern, um so Blindgängern auf die Spur zu kommen. Allerdings: Manchmal lässt die fotografische Qualität arg zu wünschen übrig, manchmal verhindern Wolken freie Sicht. Noch etwas erschwert die Suche: Bäume oder andere Gegenstände, die Schatten werfen. Angesichts all dieser Widrigkeiten überrascht es, dass Lightburn „zwei bis drei Stunden“ benötigte, um die beiden Blindgänger zu lokalisieren.

Trotz digitaler Unterstützung: Bei seiner Fahndung nutzt Lightburn selbstverständlich auch die Luftbildoriginale. Mit einer Lupe, die einen 3D-Effekt auslöst, „scannt“ er die verdächtige Fläche. Die Luftmine bei Heilmann bezeichnet Lightburn als „traumhaften“ Punkt. Übersetzt: Er ist gut zu sehen. In der Tat: Selbst als Laie erkennt man die Vertiefung im Erdreich. Schaut man links und rechts, entdeckt man weitere. Auch für Lightburn sehen sie auf den ersten Blick verdächtig aus. Allerdings sei es gut möglich, dass - sollten es tatsächlich Blindgänger sein - sie längst geräumt wurden. Doch Dokumentationen von früher fehlen. Lightburn hat aber eine Vorhersage: Er werde sicher in Zukunft wieder einen Blick auf Herne werfen.