Herne. Sinkt der Strompreis in Herne wieder? Die Stadtwerke verkaufen den Strom aktuell in anderen Städten billiger als „Zuhause“. Das aber hat Gründe.

Die Stadtwerke geraten wegen sinkender Strompreise unter Preisdruck. Viele Anbieter werben mit konkurrierenden Angeboten weit unter den Preisen, zu denen die Stadtwerke Herne aktuell den Strom an Bestandskunden verkaufen. Der heimische Energieversorger hatte bereits angekündigt, in diesem Jahr wegen der langfristigen Beschaffung die Preise nicht mehr senken zu wollen. Wie lange lässt sich das halten? Neukunden sind bereits wieder günstiger unterwegs.

Strom für Neukunden anderswo: 33,10 Cent, Strom für Neukunden in Herne: 37,23 Cent

Die Situation treibt aktuell besondere Blüten. Die Stadtwerke Herne beliefern gerade Kundinnen und Kunden, die außerhalb des Herner Stadtgebietes wohnen, deutlich günstiger als Hernerinnen und Herner: Der günstigste Tarif „Stadtwerke FixStrom“ (mit einer Festlegung auf ein Jahr) kostet für Einheimische brutto 12 Euro monatlich und 37,23 Cent pro Kilowattstunde. Auswärtige Kunden (hier für einen Bochumer Stadtteil exemplarisch gerechnet) können im Tarif „Strom von nebenan fix“ bereits für 9,52 Euro monatlich und 33,10 Cent pro Kilowattstunde den Strom beziehen – bei einer Laufzeit bis Jahresende. Und auch Neukunden kommen besser weg als Bestandskunden.

Das liege daran, dass die Strommengen für Bestandskunden in Herne bereits für etliche Monate im Voraus eingekauft sind. Für auswärtige Kunden und Neukunden kaufe man frisch Strom zu, der aktuell billiger zu haben sei als der noch zu Energiekrisen-Hochzeiten beschaffte, erklärt Stadtwerke-Sprecherin Angelika Kurzawa auf Nachfrage. Der Vorteil für die auswärtigen Kunden sei, dass der Preis jetzt günstig sei, aber nach Ende der Laufzeit auch wieder nach oben schnellen könne. Außerhalb von Herne spiele auch noch ein weiterer Faktor eine Rolle: „Da hängt der Preis aber auch immer vom jeweiligen Netzentgelt ab.“

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Ursprünglicher Plan: Keine Preissenkungen für Bestandskunden im Jahr 2023

Die Stadtwerke erinnern daran, dass ihre Kunden in bestehenden Verträgen auch im vergangenen Jahr erst mit deutlicher Verzögerung steigende Strompreise zu spüren bekamen. Das sei eine Folge sicherer Einkaufspolitik gewesen. Zu der Zeit hätten Stromdiscounter massiv die Preise angezogen. Etliche Anbieter stellten auch den Geschäftsbetrieb ein oder meldeten Insolvenz an. „Wir haben jetzt wieder so risikoarm wie bisher beschafft.“

Im Februar hatten die Stadtwerke noch erklärt, dass es im Jahr 2023 voraussichtlich keine Preissenkungen mehr geben werde. Hintergrund sei die langfristige Beschaffung. Die Kontingente seien bereits für das Jahr 2023 gesichert. Die Stadtwerke versprachen aber auch, dass mögliche neue Preisanstiege damit auch nicht sofort an Kunden weitergegeben werden müssten. Wie lange lassen sich die Preise für Bestandskunden halten, wenn der Wechsel für die Kunden zur Konkurrenz deutlich billiger wäre? Etliche Bestandskunden zahlen aktuell auch Preise über 40 Cent je Kilowattstunde. Damit greift die Strompreisbremse, die den Preis mit staatlicher Unterstützung auf 40 Cent deckelt.

Stadtwerke: Steigerungen kamen verzögert bei Bestandskunden an, Senkungen auch

„Eigentlich hat sich an der Situation nichts geändert“, sagt Angelika Kurzawa. „Die Beschaffung der Energie funktioniert so wie vorher.“ Man könne kaum den Strom günstiger an die Kunden abgeben, als man ihn selbst eingekauft habe. Wie sich der Markt im Laufe des Jahres entwickle, lasse sich schwer vorhersagen: „Wir sehen uns die Situation natürlich genau an.“

Aktuell sind etliche Discounter, aber auch andere Stadtwerke mit Preisen auf dem Markt, die deutlich unter den Preisen liegen, die Bestandskunden der Stadtwerke zahlen. Strompreise von teils unter 30 Cent pro Kilowattstunde werden aufgerufen.

Die Stadtwerke weisen darauf hin, dass Tarifwechsel aktuell durchaus möglich sind. Man wünsche sich natürlich keine Abwanderung zu anderen Anbietern. Am Ende sei das langfristig gesehen nicht günstiger für die Kunden. Man bekomme die Veränderungen der Preise nur zu anderen Zeitpunkten zu spüren. „Wir merken, dass Kunden sich mit dem Thema auseinandersetzen.“

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