Herne. Eine US-Organisation gab Ermittlern den Tipp. Ein Herner Kita-Leiter wurde entlassen, weil er in Verdacht steht, Kinderpornografie zu besitzen.
Auf die Spur kam die deutsche Polizei dem Mann nach einem Tipp aus dem Ausland: Die Ermittlerinnen und Ermittler im mutmaßlichen Herner Kinderpornografie-Fall, in den ein Kita-Leiter verwickelt sein soll, sind Hinweisen aus den USA gefolgt. Das sagt Oberstaatsanwalt Paul Jansen zur WAZ. Die US-Kinderschutz-Organisation National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) habe die deutschen Behörden nach eigenen Recherchen auf den Mann aufmerksam gemacht. Nach Ermittlungen der Beamtinnen und Beamten vor Ort, die auf kinderpornografisches Material gestoßen seien, habe das Amtsgericht dann einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Mannes ausgestellt.
Die Datenträger und Dateien, die in den Privaträumen des Verdächtigen gesichert wurden, würden nun ausgewertet, sagt der Oberstaatsanwalt. Als bei der Durchsuchung herauskam, dass der Verdächtige Leiter einer Kita in Herne ist, seien die Durchsuchungen auf den Arbeitsplatz des Mannes ausgeweitet worden.
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Wie berichtet, wurde der Kita-Leiter unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe vom Träger der Einrichtung fristlos entlassen. Auf den Kita-Rechnern, so der Träger, sei aber kein belastendes Material gefunden worden. Befürchtungen der Eltern, dass der Leiter Mädchen und Jungen in der Einrichtung fotografiert und Bilder auf Kita-Computern hochgeladen hat, bestätigten sich demnach nicht. Das sagt auch Paul Jansen. Zumindest nach aktuellem Ermittlungsstand gebe es keine Hinweise auf kinderpornografisches Material mit Menschen aus dem Umfeld des Beschuldigten.
Die Ermittlungen könnten sich in diesem Fall noch über Monate hinziehen. Die Beamtinnen und Beamten im Polizeipräsidium Bochum hätten reichlich Fälle von Kinderpornografie auf ihren Schreibtischen: „Wir haben viel Datenmaterial auf Halde." Allein für Ermittlungen im Bereich der Kinderpornografie gebe es zurzeit rund 300 Durchsuchungen jährlich in den Städten Bochum, Herne und Witten. „Das ist eine Seuche“, so der Oberstaatsanwalt.
Herner Verantwortliche: „Wir sind absolut geschockt“
Rückblick: Nachdem der Träger in der vergangenen Woche Einsicht in die Ermittlungsakte erhalten habe, wurden am Freitag, 31. März, die Eltern sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer Informationsveranstaltung eingeladen und über die fristlose Kündigung des Leiters sowie den Stand der Ermittlungen informiert. Das Entsetzen bei allen Beteiligten sei groß.
Das deckt sich mit Informationen der WAZ: Verunsicherte und aufgebrachte Eltern fürchten, dass sich der Kita-Leiter ihren Kindern unsittlich genähert haben könnte. Dafür, so der Träger, gebe es keine Hinweise. Nach aktuellem Stand lasse sich kein strafrechtlich-relevanter Bezug zur Kita oder einer anderen Einrichtung des Trägers herstellen. „Wir sind absolut geschockt und haben größtes Verständnis für die Sorgen der Eltern“, so die Verantwortliche.
Der Kita-Leiter sei bislang nie negativ auffällig gewesen – im Gegenteil: „Uns ist in all der Zeit niemals auch nur eine negative Andeutung zugetragen worden.“ Der Mann sei jahrelang im Unternehmen tätig gewesen und von vielen pädagogischen Kolleginnen und Kollegen sowie von vielen Eltern sehr geschätzt worden.
Aufgabe des Trägers sei es deshalb nun auch, die Eltern und die Belegschaft durch diese Zeit zu begleiten und die Situation gemeinsam zu analysieren sowie aufzuarbeiten, so die Verantwortliche. Sie verspricht Transparenz: Gebe es neue Informationen, dann sollen Eltern schnell informiert werden. Außerdem habe der Träger allen Mitarbeitenden sowie Eltern Unterstützung durch externe Beratungsstellen angeboten. Die Kinder seien darüber informiert worden, dass der Kita-Leiter nicht mehr in der Kita tätig ist.
Herner Fachbereichsleiterin: Keine Anzeichen für Fehlverhalten
In den Kitas, sagt Stephanie Jordan, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie in Herne, gebe es diverse Schutzkonzepte, außerdem würden erweiterte Führungszeugnisse verlangt, damit Kinder keinen Schaden nähmen. Letztlich könne man den Menschen allerdings auch nur vor den Kopf gucken. In diesem Fall aber gebe es „keine Anzeichen“, dass sich der Leiter in der Kita eines Fehlverhaltens schuldig gemacht habe, betont sie gegenüber der WAZ. Mit den Verantwortlichen der Einrichtung sei der Fachbereich im engen Austausch. „Wir wissen, dass dort alle Maßnahmen getroffen werden, um den Schutz der Kinder zu sichern“, so die künftige Jugenddezernentin.
Stephanie Jordan verweist auch darauf, dass der Schutz der Kinder in den Herner Kitas weiter ausgebaut werde. So müssten nun alle Träger Schutzkonzepte erarbeiten. Auch die Stadt selbst sei gerade dabei, ihr Konzept fertigzustellen.