Herne. Für Camper wurden in Herne Plätze eingerichtet. Dann kam Corona. Wird das Angebot nun genutzt? Und was wurde aus einem Campingplatz am Kanal?
Camping in Herne? Das ist seit 2019 möglich – wenn auch, bislang, nur in bescheidenem Rahmen. An der Therme Lago, fast mitten im Grünen, wurden damals Wohnmobil-Stellplätze eingerichtet. Der große Wurf, ein richtiger Campingplatz am Rhein-Herne-Kanal, lässt dagegen weiter auf sich warten.
Sie seien „ruhig gelegen“ und könnten „ganzjährig angefahren werden“, die drei Stellplätze, die 2019 an der Straße Am Ruhmbach vor dem Lago eingerichtet wurden, sagt Lothar Przybyl, Geschäftsführer der Revierpark Gysenberg GmbH. Parken dürften dort allein Wohnmobile, also auch keine Wohnwagen, und die Aufenthaltsdauer liege bei maximal zwei Nächten. Die Standgebühr beträgt 7 Euro pro Tag beziehungsweise Nacht. Wer ins Lago gehe, erhalte einen Rabatt von 2 Euro. Strom- und Wasseranschlüsse gebe es nicht.
Herne: Camper klappern Standorte von Schwimmbädern ab
Im vergangenen Jahr, sagt Lothar Przybyl, hätten ab Mai 40 Menschen dieses Angebot genutzt, die meisten seien zwei Nächte geblieben. Vergleiche zu Vorjahren seien kaum möglich – wegen Corona. Das zunächst „bescheidene Angebot“ sei eingerichtet worden, um erste Erfahrungen mit Campern zu sammeln. Dabei solle auch geschaut werden, wie groß der Bedarf und die Frequenz sind, ob auch das Lago davon profitiert und ob das Handling mit Camping-Buchungen klappt.
Eine tragfähige Bilanz zieht der Revierpark-Chef noch nicht. Er will zunächst diese Saison „ohne Corona-Effekte“ abwarten. Festzuhalten sei aber bereits, dass die meisten Camper, die Herne ansteuern, Reisende seien, die auf ihrer Tour verschiedene Standorte von Schwimmbädern abklapperten und dabei auch gezielt das Lago ansteuerten. „Hin und wieder sind es aber auch Übernachtungen im Rahmen einer Urlaubsfahrt, wo ein günstiger, sicherer und legaler Standort zum Übernachten gesucht wird“, so Lothar Przybyl. Eine wichtige Rolle spiele bei einer Zwischenstation in Herne die gute Anbindung des Standorts an die A 42 mit Abfahrt Herne-Börnig, aber auch die A 43 und A 40.
Lothar Przybyl bekennt, dass künftig gerne mehr Camper nach Sodingen kommen dürften. Die Voraussetzungen könnten dafür verbessert werden: „Gerne würden wir noch bessere Anreize und mehr Abstellflächen schaffen, um somit die Frequenz von Schwimmbad-Gästen zu erhöhen.“ Dazu seien aber geeignete Flächen und Investitionen nötig, etwa in die Infrastruktur mit Strom, Wasser, WC- und Duschanlagen. Bei den zukünftigen Planungen rund um den Standort Lago werde das sicherlich berücksichtigt. Das Ganze müsse aber machbar sein – auch wirtschaftlich.
+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++
Sinterwerke Herne sollen Ende 2024 geschlossen werden
Höhere Erschließungskosten? Herne prüft 39 Straßen
Innovativ gestaltet: Herne schafft neuen Ort der Begegnung
Eingeschlafen scheinen dagegen (zumindest vorerst) die Pläne für einen Camping- oder Wohnmobilplatz am Rhein-Herne-Kanal. Auf Initiative der Wanner Bezirksfraktionen von SPD und CDU hatte die Stadt vor fünf Jahren eine Machbarkeit geprüft. Schon früher – zur Fußball-WM 2006 und zur Kulturhauptstadt 2010 – waren Rufe nach Stellplätzen laut geworden. Erneut auf die Tagesordnung kam das Thema dann durch das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) sowie Horst „Hotte“ Schröder. Das KiJuPa regte einen Platz vor allem für junge Camper an, und Horst Schröder, Mitglied des Vereins Mondritter, wollte Wanne-Eickel durch einen Platz fürs Camping als Urlaubsziel etablieren.
Fünf Flächen am Kanal sind laut Stadt „grundsätzlich geeignet“ fürs Campen: Freie Plätze am Ufer gebe es an der Dorstener-, Horsthauser- und Gneisenaustraße sowie am Schleusenweg. „Potenziell geeignet“ sei auch der Cranger Kirmesplatz, nur halt nicht während der Cranger Kirmes und des Cranger Weihnachtszaubers. Eine Ver- und Entsorgung mit Frisch-/Abwasser sowie Strom sei überall möglich, so die Verwaltung.
- Lesen Sie auch:Herner Lago startete klein – Am Anfang war das Wellenbad
Ein Investor oder eine Investorin beziehungsweise ein Betreiber oder eine Betreiberin für einen Campingplatz hat sich (bislang) nicht gefunden. Horst Schröder bedauert das. Der Camping-Boom halte an, ja er sei durch Corona noch verstärkt worden. Er ist überzeugt, dass Herne ein idealer Standort ist: „Wir liegen hier mitten im Ruhrgebiet und direkt am Kanal.“ An Gästen, ist er sicher, dürfte es nicht mangeln. Das meint auch Torsten Becker, SPD-Bezirksfraktionschef in Wanne. „Es wäre schön, wenn ein Platz gefunden würde“, sagt er. Allein: Er zeigt sich skeptisch, dass sich jemand findet, der am Kanal investieren, alles herrichten und am Ende einen Platz bewirtschaften will.