Herne/Essen. Nach dem vereitelten Handel mit einer tödlichen Bombe in Herne sind jetzt Männer aus Essen und Castrop angeklagt. Die Vorwürfe sind deutlich.

Nach dem spektakulären Fund einer hochexplosiven Bombe in einem Wohnhaus an der Bochumer Straße in Herne müssen sich jetzt die mutmaßlichen Drahtzieher aus Essen und Castrop voraussichtlich bald vor Gericht verantworten. Die Bombe sollte laut Ermittlern ursprünglich für einen Auftragsmord gedacht gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft Essen hat jetzt Anklage gegen den Essener und den Mann aus Castrop-Rauxel erhoben. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in Tateinheit mit einem Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz.

  • 51-jähriger Essener und 46-jähriger Castrop-Rauxeler angeklagt
  • Ermittler machten Scheinkauf mit Bombe
  • Durchsuchungen in Herne bringen weitere Funde
  • Von Anwerben eines Auftragsmörders abgesehen

+++ Hintergrund: Täter in Herne soll Auftragsmord geplant haben +++

Zwei Männer aus Essen und Castrop-Rauxel sind angeklagt

Angeklagt sind laut Essener Staatsanwaltschaft und Gerichtssprecher Mathias Küster zunächst ein 51-jähriger Essener mit italienischer Staatsangehörigkeit und ein 46-jähriger Castrop-Rauxeler mit deutsch-rumänischer Staatsangehörigkeit. Gegen einen beteiligten 30-Jährigen aus Herne wird separat in Bochum ermittelt.

In einer großangelegten Aktion unter Leitung der Düsseldorfer Polizei hatten Ermittler am 17. Oktober des vergangenen Jahres mehrer Wohnungen in Herne, Essen und Castrop-Rauxel durchsucht. Dabei nahmen sie unter anderem das Haus an der Bochumer Straße 67a in Herne in Augenschein. Dort soll über lange Zeit eine Bombe gelagert gewesen sein, die für einen Auftragsmord gedacht gewesen sein soll.

Die Hausdurchsuchung an der Bochumer Straße in Herne: Die Nachbarn zeigten sich überrascht von der Größe des Einsatzes.
Die Hausdurchsuchung an der Bochumer Straße in Herne: Die Nachbarn zeigten sich überrascht von der Größe des Einsatzes. © WAZ | Arne Poll

Laut den Ermittlern soll die Bombe mit einem hochsensiblen Handyzünder ausgestattet gewesen sein. Beim ersten Klingeln des Handys hätte der Zünder ausgelöst. Die Bombe wäre nach Informationen unserer Zeitung in der Lage gewesen, Menschen im Umkreis von bis zu zehn Metern schwer oder lebensgefährlich zu verletzen. Nachbarn hatten sich offensichtlich in großer Gefahr befunden.

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Die Bombe soll bereits im Frühjahr 2022, lange vor dem Zugriff, gesichert worden sein. Offensichtlich fädelten Ermittler einen fingierten Kauf ein. Im Rahmen kriminalpolizeilicher Ermittlungen soll die Bombe dann beschlagnahmt und unschädlich gemacht worden sein, hieß es. Justizminister Benjamin Limbach bestätigte bereits im Herbst Informationen unserer Zeitung, dass die Bombe zum Preis von 15.000 Euro an verdeckte Ermittler verkauft worden sein soll. Es sollen auch weitere Sprengsätze angeboten worden sein.

Schusswaffen, Munition, Drogen und Zigaretten bei Durchsuchung entdeckt

Bei Durchsuchungen in den insgesamt sieben Objekten wurden laut Polizei Schusswaffen (eine mit Schalldämpfer), Munition, Drogen und unversteuerte Zigaretten entdeckt. Die Behörden sprachen von einer „Vielzahl von Beweismitteln“. Einem der Männer warfen die Ermittler vor, im April 2022 Kontakte in Essen gesucht zu haben, um einen Bekannten töten zu lassen. Vom Anwerben des Auftragsmörders soll abgesehen worden sein.

Viele Details des Falles bleiben weiter rätselhaft. So gibt es bislang wenig Erkenntnisse über die Hintergründe und Absichten der mutmaßlichen Täter. Auch wann es tatsächlich vor dem Essener Landgericht zu einem Verfahren kommt, ist noch unklar. Bislang sei die Anklage noch nicht zugelassen, erklärt Sprecher Mathias Küster auf Nachfrage. Darüber müsse noch entschieden werden. Gegen den Herner – sollte er ebenfalls angeklagt werden – würde dann gegebenenfalls vor dem Bochumer Landgericht verhandelt.