Herne/Essen. Die in Herne gelagerte Bombe soll für einen Auftragsmord gedacht gewesen sein. Ein einziger Anruf hätte auch Unbeteiligte töten können.
Die in einem Haus in Herne gelagerte Bombe soll für einen Auftragsmord gedacht gewesen sein. Das hat Landesjustizminister Benjamin Limbach (Grüne) am Mittwoch im Rechtsausschuss des Landtags mitgeteilt. Die Polizei hatte am 17. Oktober mehrere Wohnungen in Herne, Essen und in Castrop-Rauxel durchsucht. Hintergrund war die Bombe, die offensichtlich von den Ermittlern abgefangen und unschädlich gemacht wurde. Sie soll für 15.000 Euro gehandelt worden sein.
Sprengstoff, Waffen und Drogen bei Durchsuchung gefunden
Bei der Durchsuchung in Herne vom 17. Oktober hatte es weitere Funde von Sprengstoff, Waffen und Drogen gegeben. Drei Männer wurden festgenommen. Limbach spricht jetzt von fünf Beschuldigten. Einem der Männer im Alter zwischen 30 und 64 Jahren werfen die Ermittler vor, im April 2022 Kontakte in Essen gesucht zu haben, um einen Bekannten töten zu lassen.
Die Bombe war (wie berichtet) nach Informationen unserer Zeitung, die jetzt auch von Limbach gegenüber dem Rechtsausschuss bestätigt wurden, zum Preis von knapp 15 000 Euro verkauft worden. Sie soll aus einer Wohnung in Herne abgeholt und dem Käufer übergeben worden sein.
Klingeln eines Handys hätte den Sprengsatz auslösen können
Limbach bestätigte auch Informationen der Redaktion, dass unbeteiligte Anwohner in der Nachbarschaft offensichtlich in großer Gefahr waren, weil die Bombe über einen hochsensiblen Zünder verfügte. Der Sprengsatz war laut mit einem Handy als Zünder verbunden. Beim ersten Klingeln hätte der Sprengsatz ausgelöst, berichtete Limbach den Ausschussmitgliedern in Düsseldorf. Es seien weitere Sprengsätze angeboten worden, aber ohne Erfolg.
Vom Anwerben des Auftragsmörders soll laut Limbach abgesehen worden sein. Neu ist, dass die Ermittler wohl noch mehrere weitere baugleiche Sprengsätze bei den Durchsuchungen fanden. Bei Durchsuchungen in insgesamt sieben Objekten seien Schusswaffen, Munition, Drogen und unversteuerte Zigaretten entdeckt worden. Gegen drei der Männer wurden Haftbefehle erlassen. Ein zuvor Tatverdächtiger sei wieder aus der Haft entlassen worden. Nach jetzigem Ermittlungsstand geht die Polizei von organisierter Kriminalität aus. Einen politischen Hintergrund sehen die Ermittler laut Limbach nicht.
+++ Hintergrund: Hochexplosive Bombe in Wohnhaus gelagert +++
Im Haus gelagerte Bombe hätte wohl tödliche Wirkung gehabt
Die bis zum Frühjahr im Haus gelagerte Bombe soll nach Informationen unserer Zeitung in der Lage gewesen sein, im Umkreis von zehn Metern Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu töten. Auch im weiteren Umfeld hätte sie Menschen schwer oder lebensgefährlich verletzen können.
Hochexplosive Bombe lagerte in Wohnhaus in Herne
Die Bombe soll bis zum Frühjahr in einem Wohnhaus an der Bochumer Straße 67a in Herne gelagert gewesen sein soll. Die ermittelnde Staatsanwältin Birgit Jürgens wollte sich nicht zu den Ermittlungen äußern. Die Bombe soll in Kreisen der organisierten Kriminalität verkauft worden sein. Im Rahmen kriminalpolizeilicher Ermittlungen soll sie dann beschlagnahmt und unschädlich gemacht worden sein.
Laut Polizei wurden ein 46-jähriger Rumäne, ein 50-jähriger Italiener und ein 30-jähriger Mann mit bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit festgenommen. Alle drei Beschuldigten befinden sich in Untersuchungshaft. Einer der Beschuldigten soll in Essen wohnen.
Unter anderem 300 Patronen und 21 Kilo Marihuana sichergestellt
Die Durchsuchungen förderten nun laut Polizei unter anderem weiteren Sprengstoff, „drei scharfe Schusswaffen (eine mit einem Schalldämpfer), circa 300 Patronen, circa 21 Kilogramm Marihuana, circa ein Kilogramm Kokainstein und 1250 Schachteln offensichtlich unversteuerter Zigaretten zu Tage“. Die Behörden leiteten Ermittlungsverfahren „wegen des Verdachts der Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz, Waffengesetz, Betäubungsmittelgesetz und eines Steuervergehens“ ein. Die Behörden sprechen von einer „Vielzahl an Beweismitteln“.
+++ Stromtrassenbau: Millionenauftrag für Herner Unternehmen +++
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten mehrere Tage mit der Herausgabe weiterer Informationen gezögert und nur die Durchsuchung bestätigt.