Herne. Fans der Cranger Kirmes sollen einfacher, sicherer und umweltverträglicher zum Rummel kommen. Für Auto- und Radfahrer soll es einfacher werden.

Die Straßen rund um die Cranger Kirmes in Herne sind zu Spitzenzeiten proppevoll, Besucherinnen und Besucher stecken mit ihren Autos dann oftmals im Stau. Die Stadt Herne hatte nicht zuletzt auf Druck der Politik zugesagt, für Entlastung zu sorgen. „Wir wollen Mobilität neu denken“, hatte Tibo Zywietz, Kirmesplaner und Mitarbeiter im städtischen Fachbereich Öffentliche Ordnung, vor anderthalb Jahren versprochen. Nach ersten Änderungen am Verkehrskonzept im vergangenen Jahr soll es für die Cranger Kirmes 2023 weitere Maßnahmen für eine zügigere An- und Abreise geben, kündigt Tibo Zywietz an.

Im vergangenen Jahr sind viel mehr Menschen als bislang mit Fahrrädern und E-Rollern zum Rummel gefahren. Diesen Trend will die Stadt nutzen und darauf aufbauen. Seit 2012 gab es über Jahre nur einen bewachten Fahrrad-Parkplatz an der Dorstener Straße, im vergangenen Jahr wurden drei weitere eingerichtet – an der Achterbahn, der Heerstraße und der Schleuse. Dadurch habe sich die Zahl der abgestellten Räder auf über 5600 mehr als verdoppelt. Zum Rummel in diesem August, so sagte Tibo Zywietz nun im Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität, soll jetzt eine fünfte Radabstellanlage am Ende der Hauptstraße eingerichtet werden. Außerdem sollen die bestehenden Radanlagen, wo möglich, ausgebaut werden. Nicht zuletzt sollen an einem der Fahrradparkplätze Lademöglichkeiten für E-Bikes eingerichtet werden; wo das sein soll, sagte er aber (noch) nicht. Und: Die Abstellflächen für E-Scooter sollen besser gekennzeichnet werden.

Abstellflächen für E-Scooter – hier an der Dorstener Straße – sollen besser gekennzeichnet werden.
Abstellflächen für E-Scooter – hier an der Dorstener Straße – sollen besser gekennzeichnet werden. © WAZ | Michael Muscheid

Stadt Herne will Einbahnstraßen für Radfahrende freigeben

Die Stadt will außerdem eine Anregung der SPD-Fraktion aufgreifen. Ratsherr Michael Zyweck bezeichnete es als „Schwachstelle“, dass die Stadt während des Rummels rund um den Kirmesplatz zwar Einbahnstraßen einrichte, es Fahrradfahrerinnen und -fahrern aber nicht erlaube, diese auch in Gegenrichtung zu nutzen: „Schön, wenn man Einbahnstraßen hat, man muss aber auch sicher zu den Fahrradparkplätzen hinkommen.“ Als Beispiel nannte er die Gahlenstraße in Unser Fritz. Kirmesplaner Tibo Zywietz kündigte an, dass die Stadt temporäre Einbahnstraßen diesmal freigeben werde.

Auch der Pkw-Verkehr soll flüssiger rollen. Gemäß dem Mobilitätskonzept, das die Stadt vor anderthalb Jahren vorgestellt hat, habe sie nun auch ein intelligentes Parkleitsystem auf den Weg gebracht. Dabei soll den Autofahrerinnen und -fahrern digital angezeigt werden, wie viele Plätze auf einem Parkplatz frei sind. So sollen Fahrende schneller zu freien Parkplätzen gelotst werden, letztlich soll dadurch auch der Parkplatz-Suchverkehr abnehmen. Zum Start sollen Parkplätze an der Heerstraße so ausgerüstet werden.

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In einem Rutsch will die Stadt auch eine „individuelle Mobilitätsberatung“ aufbauen, sagt Tibo Zywitz. Mit Hilfe einer App sollen Kirmesbesucherinnen und -besucher nach Anfrage per Mausklick schnell angezeigt bekommen, wie sie zum jeweiligen Zeitpunkt am besten zum Rummel fahren können. Verkehrmittel, darunter etwa auch E-Roller und Leihfahrrad, sollen dabei auf Wunsch eingebunden und mit anderen Verkehrsmitteln kombiniert werden können. Es gibt aber eine Einschränkung: Das Parkleitsystem und die Mobilitätsberatung seien aktuell zwar in der Umsetzung, aber noch nicht final geplant, bekannte der Herner Kirmesplaner. Da Abstimmungen mit anderen Beteiligten nötig seien und zudem die jeweilige Finanzierbarkeit geprüft werden müsse, könne es sein, dass noch Änderungen an den Konzepten erfolgen – oder die Einführung sogar auf ein anderes Jahr verschoben werden müsse.

„Schön, wenn man Einbahnstraßen hat, man muss aber auch sicher zu den Fahrradparkplätzen hinkommen“: Hernes SPD-Ratsherr Michael Zyweck.
„Schön, wenn man Einbahnstraßen hat, man muss aber auch sicher zu den Fahrradparkplätzen hinkommen“: Hernes SPD-Ratsherr Michael Zyweck. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

SPD-Ratsherr Michael Zyweck begrüßte die geplanten Maßnahmen. Es müsse sichergestellt sein, dass jedes Jahr neue Verbesserungen für Anreisende und Abreisende hinzukämen, forderte er gegenüber der WAZ. Luft nach oben gebe es genug: Die ÖPNV-Anbindung an den Rummel, darunter Park & Ride, könne noch deutlich verbessert werden, ebenso müssten die Mobilitätsangebote viel stärker im Social-Media-Auftritt der Kirmes beworben werden.

>>> Mobilitätskonzept hat neun Prioritäten

Das Mobilitätskonzept für die Cranger Kirmes aus dem Jahr 2021 ist in neun Prioritäten aufgeteilt. Zu den ersten drei Prioritäten, die auch für dieses Jahr angekündigt wurden, gehören der Ausbau von Park & Ride, mehr Abstellanlagen für Fahrräder und neue Sharingmodelle, auch unter Einbindung von E-Rollern.

Für die nächsten Jahre geplant waren die Priorität Nummer vier (individuelle Mobilitätsberatung), Priorität fünf (attraktive Gestaltung des Fußwegs vom Hauptbahnhof Wanne-Eickel zum Kirmesplatz), Priorität sechs („Pop-up-Radweg“ zum Beispiel ebenfalls zwischen Hbf und Kirmesplatz), Priorität sieben (intelligentes Parkleitsystem), Priorität acht (VRR-weites ÖPNV-Kirmesticket), Priorität neun (Einrichtung einer Einbahnstraße auf der Heerstraße).