Herne. Die Polizeistatistik erfasst seit Corona deutlich mehr Drogentote in Herne. Auch die Zahl der Straftaten mit Drogen nimmt zu – aber warum?

In Herne gibt es seit Beginn der Corona-Pandemie wieder mehr Drogentote. Im vergangenen Jahr starben acht Menschen an den direkten Folgen des Konsums von illegalen Betäubungsmitteln. Auch die Zahl der Drogenstraftaten geht deutlich nach oben.

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Tendenz bei Drogentoten in den vergangenen drei Jahren eindeutig

Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hatte es auch Jahre ganz ohne Drogentote gegeben. In den vergangenen drei Jahren dagegen war die Tendenz eindeutig. Elf Tote im Jahr 2020, zehn Tote im Jahr 2021 und acht Tote im Jahr 2022. Die Toten tauchen in der polizeilichen Kriminalstatistik auf, weil deren Tod im direkten Zusammenhang mit „missbräuchlichem Konsum von Betäubungsmitteln oder Ausweichmitteln stehe“, erklärt Kripo-Chef Ralf Gromann von der zuständigen Bochumer Polizei.

Das traurige vermeintliche 80-er-Jahre-Phänomen ist allgegenwärtig: Zu den Drogentoten zählen laut Polizei Menschen, die eine Überdosis zu sich genommen haben oder am langzeitigem Missbrauch verstorben sind. Erfasst sind auch Selbsttötungen unter Drogeneinfluss und Unfälle, die ohne Rauschgiftkonsum so nicht passiert wären.

Mehr Rauschgiftdelikte in Herne – kein Einbruch durch Ausbruch der Corona-Pandemie

Auch die Zahl der Rauschgiftdelikte ist deutlich angestiegen. Während es bei fast allen Straftaten durch Corona einen starken Einbruch zu verzeichnen gab, sei das bei Drogen anders gewesen, betont die Polizei. „Das hat sich nicht durch die Pandemie beeinflussen lassen“, erklärt Ralf Gromann. Die Gründe dafür seien naheliegend: Gerade bei Süchtigen gebe es einen hohen Druck, der sich durch keinen Lockdown beeinflussen lasse. Die Geschäfte seien weitergegangen, die Angst vor Coronainfektionen bei Süchtigen eher gering.

Binnen der vergangenen zehn Jahre verdoppelte sich die Zahl der entdeckten Rauschgiftdelikte in Herne. Die Statistik zählt mit 894 Fällen im vergangenen Jahr einen Rekordwert. Dabei gingen den Ermittlern kleine und große Fische ins Netz. Ein nicht unwesentlicher Teil der Straftaten entfällt auf Eigenkonsum, aber auch Dealer und größere organisierte Drogenringe wurden aufgetan.

Kripo-Chef Ralf Gromann bei der Polizei Bochum ermittelt auch die Drogendelikte in Herne.
Kripo-Chef Ralf Gromann bei der Polizei Bochum ermittelt auch die Drogendelikte in Herne. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Fünf Kinder bei Rauschgifthandel in Herne als Tatverdächtige erwischt

Die Polizei zählte dabei 735 Tatverdächtige. Eine besonders erschreckende Zahl: Darunter waren auch fünf Kinder, die mit Drogen erwischt wurden. Der Großteil der Täter war allerdings nicht nur strafmündig, sondern auch erwachsen.

Die meisten Taten (570) wurden mit Abstand mit Cannabis begangen. Dazu kommen etliche Amphetamin- und Ecstasy-Fälle (127). Auch Kokain (40) und mit Heroin (20) wurden Täter erwischt. Die Polizei versichert, auch weiter insbesondere gegen Händler vorzugehen. Allgemein wird ein schwunghafter Handel auch in direktem Zusammenhang mit Konsum und Todesfällen gesehen.

Drogentote in Herne: Aidshilfe weist mit Gedenktagen auf Problematik hin

Die hohe Zahl der Drogentoten in Herne bewegt auch die Aidshilfe. Der Verein versucht regelmäßig mit Aktionen auf die Problematik aufmerksam zu machen. Im vergangenen Sommer fand am Buschmannshof – einer der Handelsschwerpunkte – bereits der dritte öffentliche Gedenktag statt. Bereits der Anstieg der Zahlen im ersten Corona-Jahr hatte die Suchthelfer alarmiert. Die Entwicklung ist auch in anderen Städten ähnlich. Im Bereich des Polizeipräsidiums Bochum (mit Herne und Witten) gab es im vergangenen Jahr 25 Drogentote.