Herne. Am Rhein-Herne-Kanal kommt es zu Behinderungen in der Binnenschifffahrt. Streiks legen die Schleusen lahm. Die Auswirkungen sind unerwartet groß.

Auf dem Rhein-Herne-Kanal stauen sich etliche Schiffe vor den Schleusen. Die Gewerkschaft Verdi bestreikt die Schleusen in Herne, Datteln und Dorsten. Für die Binnenschiffer lohnt sich die Umfahrung nicht. Die Auswirkungen könnten noch mehrere Tage zu spüren sein.

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Nur einzelne Schleusen sind noch in Betrieb – die meisten Schichten fallen aus

„Die einzelnen Schichten sind nicht besetzt“, sagt Ursula Gehrke von der zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Das führe dazu, dass immer dann, wenn die einzelne Schicht nicht da sei, eine komplette Schleuse ausfalle. „Nur einzelne Schleusen sind noch dabei, zu schleusen“, sagte Gehrke am Vormittage. Sie prophezeit: „Viele Schiffer werden liegenbleiben.“

Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einem ganztägigen Streik der Schleusen-Bediensteten an den drei Standorten und im Neubauamt Datteln aufgerufen. Verdi fordert unter anderem ein Gehaltsplus von 10,5 Prozent. Der Streik sollte bis Mitternacht am Freitag gehen.

Die Schleusenanlage Wanne-Eickel (außerhalb des Streiks) am Rhein-Herne-Kanal. Normalerweise läuft hier der Schiffsverkehr fließend.
Die Schleusenanlage Wanne-Eickel (außerhalb des Streiks) am Rhein-Herne-Kanal. Normalerweise läuft hier der Schiffsverkehr fließend. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Staus westlich von Wanne-Eickel – Warten im Vorhafen und Unterhafen

Die Staus bilden sich aktuell unter anderem vor der Schleuse in Wanne-Eickel. Dort können die Schiffer auf der Westseite im sogenannten Vorhafen oder im Unterhafen in Wartestellung gehen. Dass die Schleusen nicht besetzt sind, war im Vorfeld über einschlägige Verzeichnisse mitgeteilt worden. Aktuell gibt es keine langen Schlangen direkt an der Schleuse. Wegen der bekannten Situation warten viele Schiffer bereits an Anlegepunkten weit vor der Schleuse.

Laut Wasserstraßenamt fallen auch an der Schleuse Herne-Ost mehrere Schichten aus. „Wir sind tatsächlich gefesselt, wenn man das so sagen darf“, sagt Ursula Gehrke. Selbst wenn es immer wieder einzelne Schiffe gebe, die ein Stück weiter kommen, lähme das den Verkehr auf einer der wichtigsten Binnenschifffahrtsrouten spürbar.

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Einzige Ausweichroute über den Wesel-Datteln-Kanal ebenfalls blockiert

Umzukehren oder eine Umfahrung zu nehmen, ist für die Binnenschiffer aktuell nicht möglich. „Auch der Wesel-Datteln-Kanal wird bestreikt. Das wäre die Alternativroute“, sagt die Sprecherin. Auch wenn der Streik gegen Mitternacht enden sollte, geht die Behörde davon aus, dass es weit bis ins Wochenende hinein dauern wird, bis sich der Stau auflösen wird.

Die Gewerkschaft Verdi hatte sich am Freitagvormittag mit den Beschäftigten zu einer Kundgebung getroffen, sagt Sprecher Eric Lohbach. Man freue sich über die hohe Beteiligung an den Streiks. Die Gewerkschaftler zeigten sich im Klaren darüber, dass der Streik große Auswirkungen habe: „Die ungestörte Schifffahrt auf den Kanälen ist für die nachhaltige Belieferung mit Gütern und Rohstoffen für die Industriebetriebe von erheblicher Bedeutung.“ Der Streik scheine seine Wirkung an der Schleuse in Wanne-Eickel zu entfalten.

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Enttäuscht vom Angebot des Bundes

„Meine Kolleginnen und Kollegen sind über das von der Arbeitgeberseite in der zweiten Verhandlungsrunde vorgelegte Angebot sehr enttäuscht“, sagt Vertrauenssprecher Andreas Sievers in einer Mitteilung. „Auch die ins Spiel gebrachten Einmalzahlungen helfen meinen Kolleginnen und Kollegen zum Ausgleich der seit 2021 bestehenden hohen Inflationsraten und nachhaltigen Preiserhöhungen nicht weiter. Gerade im Bereich der unteren Entgeltgruppen ist der finanzielle Druck anhaltend sehr hoch. Wir kämpfen daher für dauerhafte Entgelterhöhungen.“ Aktuell kommt es zu zahlreichen Streiks im öffentlichen Dienst. Das Schleusenpersonal ist beim Bund angestellt.