Herne. Zwei Tage lang feiert das City-Center in Herne seinen 50. Geburtstag. Zur Eröffnung war das Einkaufszentrum eine Sensation. Wie es heute dasteht.

Das erste überdachte Einkaufszentrum seiner Art in Deutschland wurde vor 50 Jahren, am 28. Februar 1973, auf der Bahnhofstraße in Herne-Mitte eröffnet. Nun, mittlerweile in die Jahre gekommen, aber aufwendig modernisiert, wird Geburtstag gefeiert.

Errichtet wurde das City-Center auf dem Gelände des ehemaligen Amtsgerichts. Das alt-ehrwürdige Gebäude musste Ende der 1960-er Jahre weichen, weil die Stadt die City modernisieren wollte. Ein Einkaufszentrum sollte her, mit vielen Geschäften unter einem Dach, die – dank des Parkdecks – sogar mit dem Auto bis fast vor die Ladentür angesteuert werden konnten. Dieses „Drive-in-Kaufhaus“, wie es damals stolz genannt wurde, war neuartig, ja fast eine Sensation. Entsprechend angetan war Oberbürgermeister Robert Brauner zur Eröffnung. Mit dem City-Center, sagte er, sei „eine städtebauliche Domäne“ geschaffen worden, die Gestaltung sei imposant und variantenreich. Darüber entstand ein Wohnhaus mit rund 100 Wohnungen.

Das Amtsgericht in Herne wurde für die Innenstadtentwicklung Ende der 1960-er Jahre abgerissen. Dort steht heute das City-Center.
Das Amtsgericht in Herne wurde für die Innenstadtentwicklung Ende der 1960-er Jahre abgerissen. Dort steht heute das City-Center. © Stadtarchiv

Herne: Erinnerung „an die berühmten Passagen vergangener Zeiten“

20 Millionen Mark kostete der Bau auf der Bahnhofstraße. Auf 10.000 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen, öffneten knapp 40 Geschäfte, darunter unter anderem Damen- und Herrenmode, ein Schallplattenladen, ein Zoobedarf und ein Buchhandel. Shopping satt in einem einzigen Gebäude? Da sei man auch vor Wind und Wetter geschützt, erklärte das City-Center-Blatt, die damalige Hauszeitung, den Kundinnen und Kunden. Für sie sei das ein dickes Plus: „Sie wandeln überdacht auf Straßen im trockenen, dazu auf klimatisierten Straßen.“ Mehr noch: Beim Flanieren würden sie „an die berühmten Passagen vergangener Zeiten erinnert oder an die anregende Atmosphäre eines orientalischen Großbasars“.

Und die Menschen, die strömten ins neue Einkaufswunderland. „Einen solchen Ansturm hat Herne noch nicht erlebt“, so berichtete die WAZ über die feierliche Eröffnung. Hunderte, vielleicht Tausende Menschen drängten zur Eröffnung ins City-Center. Es „herrschte ein beängstigendes Gedränge von Kauf- und Schaulustigen“, so die WAZ weiter. Engagiert hatten die Verantwortlichen auch einen Star: Hernes Pop-Größe Jürgen Marcus gab, umringt von jungen Fans, Autogramme.

Im Bau: das City-Center Anfang der 1970-er Jahre.
Im Bau: das City-Center Anfang der 1970-er Jahre. © Stadtarchiv

Als die 1970-er Jahre vorbei waren, ebbte der Zustrom immer mehr ab. Einkaufszentren gab es spätestens in den 19080-er Jahren in vielen umliegenden Städten, bald oft bessere, schönere und größere. In den 1990-er Jahren wurde der Niedergang immer sichtbarer. Geschäfte fanden keine Nachmieter, Eigentümer des Gebäudes wechselten, Investitionen blieben aus.

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2017 übernahm dann die E-Gruppe das City-Center. Firmenchef Steven Engler versprach, das City-Center neu aufzustellen. „Wir kennen den aktuellen Zustand. Aber die Lage und das Parkdeck sind absolute Pluspunkte“, zeigte er sich damals gegenüber der WAZ optimistisch. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hielt er Wort. Er sanierte die Fassade, später das Parkdeck, verlängerte die Verträge mit den Mietern, dann baute er im Innern viel um, damit mehr Raum und somit mehr Attraktivität entsteht – etwa auch Platz für Veranstaltungen. Zudem brachte er die gesamte Gebäudetechnik auf den neusten Stand und installierte eine Photovoltaikanlage.

„Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden“: Steven Engler, Chef der E-Gruppe.
„Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden“: Steven Engler, Chef der E-Gruppe. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Nicht zuletzt: Die E-Gruppe änderte das Konzept. Eine reine Shopping-Mall, das war dem neuen Besitzer klar, hat keine Zukunft mehr. So ist die zweite Etage heute eine Dienstleistungsetage. Dort gibt es heute Anlaufstellen wie die der Wewole-Stiftung, der ehemaligen Werkstätten für Behinderte, oder des DRK, außerdem Orte für Gesundheitsdienstleistungen und Weiterbildung, ebenso wie eine Spiel- und Veranstaltungsfläche. „Nur“ im Erdgeschoss sind noch Geschäfte. Übrigens auch das Eiscafé und Graf’s Reisen – jene beiden Läden, die seit dem Start vor 50 Jahren im Hause sind.

„Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden“, bilanziert E-Gruppen-Chef Steven Engler. Und fügt an: „Wir haben das erreicht, was wir erreichen wollten.“ Kein Wunder: Alle Geschäfte, sagt Sabine Pachtmann, die Center-Managerin, seien zum 50. Geburtstag vermietet. Das war in den vergangenen Jahren anders.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Geburtstagsfeier

Spielen zum 50. des City-Centers auf: die Herner Band Kanal 499.
Spielen zum 50. des City-Centers auf: die Herner Band Kanal 499. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Im City-Center wird zwei Tage lang der 50. Geburtstag gefeiert. Am Freitag, 3. März, auf dem Programm: Kreativmarkt (13-21 Uhr), DJ Nobby (13-21 Uhr), Ausstellung „Erinnerungen: vom Arschleder bis zur Zinkbadewanne“ (13-19 Uhr), Musik aus den 1960-/1970-er Jahren (13-14 Uhr), KIDS Bastel- und Maltisch (13-15 Uhr), Musik aus den 1960-/1970-er Jahren (15-16 Uhr), Vortrag: „Herner Notgeld“ (16-16.30 Uhr), Musik: Polly Rockstoff (17-18.30 Uhr), Musik: Harry L. (19-21 Uhr).

Am Samstag, 4. März, auf dem Programm: Vereine aus Herne, Kreativmarkt und DJ Nobby (alles 10 bis 22 Uhr), Ausstellung: „Erinnerungen: vom Arschleder bis zur Zinkbadewanne“ (10-19 Uhr), Das Krümelmonster (10-14.30 Uhr), Cookie-Bastelstation (10-15 Uhr), KIDS Bastel- und Maltisch (11-15 Uhr), Vereine stellen sich vor (12-16 Uhr), Film: Der schwarze Tag von Sodingen (14.30-15 Uhr), Film: Männer, die auf Mauern blicken (15-15.30 Uhr), Vortrag: Die Bahnhofstraße im Wandel der Zeit (16-16.30 Uhr), Musik: Bluesky (17-19.30 Uhr), Musik: Kanal 499 (20-22 Uhr)