Herne. Ein Liebespaar hat sich in einem Herner Hotel gestritten. Sie wollte sich trennen, er stach mit dem Messer zu. Vor Gericht kam es zur Versöhnung.

Zu vier Jahren Haft ist nach einer beinahe tödlichen Messerattacke in einem Hotel in der Herner Innenstadt ein Montagearbeiter am Bochumer Landgericht verurteilt worden. Der 29-Jährige hatte auf seine trennungswillige Freundin eingestochen. Bemerkenswert: Vor Gericht präsentierte sich jetzt vor allem die Frau erkennbar auf Versöhnungskurs, beteuerte sogar: „Es ist Liebe“.

Es war die Nacht auf den 26. August 2022, als sich in „Zimmer 9“ des Herner Hotels erst dramatische und dann zärtliche Szenen abgespielt hatten. Der nun verurteilte Montagearbeiter und seine Geliebte, das spätere Opfer, hatten sich seit ein paar Tagen in dem Hotel eingemietet. Nach Angaben des Angeklagten nur deswegen, weil das Paar auf die endgültige Fertigstellung einer Mietwohnung in Herne gewartet hat.

Täter kehrt während des Notarzt-Einsatzes zum Hotel zurück

Am fraglichen Abend hatte die Frau dann aber auf einmal von „Trennung“ gesprochen und wollte den Montagearbeiter vor die Tür setzen. Es entwickelte sich eine Rangelei, der 29-Jährige griff von einem Tisch ein Messer und fuchtelte damit herum. Daraufhin fragte die Frau laut Urteil in einem höhnisch anmutenden Unterton: „Meinst Du etwa, Du machst mir damit Angst?“ Der Montagearbeiter stach daraufhin mit dem Messer zu, traf seine Geliebte im Unterleib und verletzte sie schwer. Schon im nächsten Moment entschuldigte sich der 29-Jährige, streichelte und küsste seine Freundin. Dann rannte er erst weg, kehrte aber noch während des Notarzt-Einsatzes zum Hotel zurück und stellte sich.

Weil bei der Messerattacke auch innere Organe getroffen worden waren, musste die Frau im Evangelischen Krankenhaus notoperiert werden. Laut Urteil bestand akute Lebensgefahr. Im Prozess hatte der Messerstecher sofort ein Geständnis abgelegt. Er sei „mehr als fassungslos“ über sein eigenes Verhalten, hatte der Angeklagte über seinen Verteidiger erklären lassen. Nach den provokanten Fragen seiner Geliebten habe er wohl rotgesehen und zugestochen. Das tue ihm unendlich leid.

+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++

Die Richter der 8. Strafkammer honorierten auf der einen Seite das Geständnis des 29-Jährigen. Die Verhängung der vergleichsweise milden Strafe stützten sie zudem vor allem auch auf die Aussöhnungsbereitschaft des Opfers. Die verletzte Frau hatte schon früh betont, dass sie fraglos Mitschuld an der Gewalt-Eskalation trage. Vor Gericht hatte die Zeugin laut Urteil sogar gebeten, den Angeklagten umarmen zu dürfen und erklärt: „Jetzt ist mir klar – es ist Liebe.“ Das Urteil lautet auf gefährliche Körperverletzung.