Bochum/Herne. In einem Herner Hotel sticht ein Mann auf seine Freundin ein, küsst sie und flieht. Zum Prozessauftakt gibt der Messerstecher sich „fassungslos“.
Knapp sechs Monate nach einer beinahe tödlichen Bluttat in einem Herner Innenstadt-Hotel muss sich ein 29-jähriger Montagearbeiter vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Der Angeklagte gab sofort zu, am Rande eines Trennungsstreits auf seine damalige Freundin eingestochen zu haben. Rückblickend, so Verteidiger Hans-Dieter Stoffer, sei der Messerstecher „über sein eigenes Verhalten mehr als fassungslos“.
Paar schmiedete Pläne für die Zukunft
Der Zwischenfall geht zurück auf die Nacht auf den 26. August 2022. Nach eigenen Angaben hatte der Montagearbeiter in den Niederlanden gearbeitet und seit wenigen Wochen eine Liebesaffäre mit dem späteren Opfer, einer jungen Mutter (31) aus Hamburg. Die Frau habe in einer unglücklichen Beziehung gelebt, ließ der Angeklagte über seinen Anwalt erklären, daher habe man bereits feste Pläne für eine neue, gemeinsame Zukunft in Herne geschmiedet. Über Herner Verwandte der Frau sei sogar schon eine passende Wohnung ausgewählt worden, diese sei jedoch noch nicht direkt bezugsfertig gewesen. Deshalb habe man sich übergangsweise in einem Hotel in der Herner Innenstadt eingemietet.
In der fraglichen Nacht gab es dort laut Staatsanwaltschaft in „Zimmer 9“ einen heftigen Streit. Die Frau wollte sich trennen, der 29-Jährige soll daraufhin zu einem Messer gegriffen und wiederholt auf die junge Mutter eingestochen haben. Und zwar in Richtung Unterleib, Brustkorb, Gesicht und Arme. „Als der Angeklagte die blutenden Verletzungen wahrnahm“, so die Anklageschrift, „sah er von weiteren Stichen gegen die Geschädigte ab, küsste sie auf die Stirn und entschuldigte sich für die Tat“. Dann soll der Montagearbeiter erst weggerannt, dann aber noch während des Notarzt-Einsatzes zum Hotel zurückgekehrt sein und sich gestellt haben.
Opfer wurde im Evangelischen Krankenhaus notoperiert
Weil bei der Messerattacke auch innere Organe getroffen worden waren, musste die Frau im Evangelischen Krankenhaus notoperiert werden. Laut Anklage bestand akute Lebensgefahr.
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Der Montagearbeiter schilderte über seinen Verteidiger, dass ihn in der fraglichen Nacht nicht nur die Trennungsabsichten der Frau völlig überrumpelt hätten. Angeblich soll ihn die 31-Jährige auch noch als „Schlappschwanz“ belächelt haben. Daraufhin habe er wohl Rot gesehen. Im nächsten Augenblick will er dann schon über sein eigenes Verhalten erschrocken gewesen sein.
Der Angeklagte sitzt seit August 2022 in U-Haft, die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung. Es droht eine empfindliche Haftstrafe. Urteil: voraussichtlich am 28. Februar.