Herne. Die Herner Kreishandwerkerschaft hat mit der Bochumer fusioniert. Dies sind die Gründe und die Auswirkungen des Zusammenschlusses.
Die Vorarbeiten und Verhandlungen hinter den Kulissen haben sich über mehr als zwei Jahre erstreckt, vor wenigen Wochen war es soweit: In einer gemeinsamen Sitzung besiegelten die Kreishandwerkerschaften Herne/Castrop-Rauxel und die Kreishandwerkerschaft Ruhr (Bochum und Ennepe-Ruhr-Kreis) einstimmig die Fusion. Die Herner WAZ-Redaktion hat mit dem bisherigen Herner Kreishandwerksmeister Hans-Joachim Drath über die Gründe und die Auswirkungen gesprochen.
Jahresumsatz aller Betriebe bei insgesamt über vier Milliarden Euro
Um die Fusion einzuordnen, muss man zunächst auf ein paar Zahlen schauen: Mit dem Zusammenschluss ist eine Kreishandwerkerschaft entstanden, unter deren Dach 7100 Unternehmen mit rund 48.000 Beschäftigten vereint sind. Die eindrucksvolle Größe der neuen Kreishandwerkerschaft, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts Interessenvertreterin, politisches Sprachrohr, Dienstleisterin und Geschäftsstelle ist, lässt sich auch an der Umsatzzahl ermessen. Bislang haben die Handwerker in Bochum und im Ennepe-Ruhr-Kreis schon Leistungen für etwa 3,3 Milliarden jährlich erbracht. Mit den Kollegen aus Herne und Castrop-Rauxel dürfte diese Zahl die Vier-Milliarden-Euro-Grenze überschreiten.
Die Geschäftsstelle wird weiter an der Springorumallee in Bochum angesiedelt sein, die Geschäftsführung wird Johannes Motz haben. Das Ehrenamt des Kreishandwerksmeisters wird Michael Mauer aus Bochum übernehmen, Hans-Joachim Drath wurde zu seinem Stellvertreter gewählt.
Angesichts dieser Konstellation stellt sich die Frage, ob Herne zu einem unbedeutenden Anhängsel der ungleich größeren Einheit in Bochum wird und die bisherige Geschäftsstelle an der Hermann-Löns-Straße womöglich irgendwann aufgelöst wird.
Hans-Joachim Drath: Herner Geschäftsstelle bleibt erhalten
Hans-Joachim Drath bezieht im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion eindeutig Position. „Um die handwerkliche Vertretung in Herne zukunftssicher aufzustellen, führte an der Fusion kein Weg vorbei.“ Im Grunde genommen sei sie für Herne sogar ein Glücksfall, denn alleine wären auf die Kreishandwerkerschaft wohl schweren Zeiten zugekommen. Drath erinnert daran, dass die Mitgliedschaft in den Handwerks-Innungen freiwillig sei - im Gegensatz zu der Zwangsmitgliedschaft in den Industrie- und Handelskammern. Mit dieser Freiwilligkeit sei bei den Mitgliedern die Erwartung von Gegenleistungen verbunden. Und dieses Leistungsprinzip wäre als kleine Kreishandwerkerschaft wohl immer schwieriger zu erfüllen gewesen.
Mit der Fusion könne den Mitgliedsbetrieben ein deutlich erweitertes Leistungsportfolio angeboten werden: Neben dem Geschäftsführer verfüge die fusionierte Kreishandwerkerschaft über drei Anwälte, könne Beratung in betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten oder bei EDV-Fragen anbieten. Dieses Angebot soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden. Die Geschäftsstelle in Herne werde auf jeden Fall erhalten bleiben, so Drath. Darüber hinaus betont er, dass die örtlichen Innungen weiterhin selbstständig bleiben werden.
Neue Wege auf der Suche nach Nachwuchs
Da neben ihm selbst auch Rüdiger Sprick (Elektro Sprick) im Vorstand der Kreishandwerkerschaft vertreten sei, drohe keine Gefahr, dass die Herner Interessen dort untergingen. Auf der anderen Seite stärke die Fusion die Stimme der Kreishandwerkerschaft - sowohl in den Reihen der Handwerkskammer Dortmund, die ein großes Einzugsgebiet hat, als auch gegenüber der Politik. Dies dürfte in Zeiten des Fachkräftemangels, aber auch des Nachwuchsmangels wichtig sein. Beim Thema Nachwuchs will Drath schon in naher Zukunft neue Wege beschreiten - und die ersten Schritte will er dabei in Herne gehen...