Herne. Im Handwerk herrscht große Verunsicherung. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Kammer. In Herne ist die Stimmung noch schlechter.
Die Energiepreise sind explodiert, die Inflationsrate ist gestiegen und Baustoffe fehlen. Das alles hat Auswirkungen auf das Handwerk. Dort herrsche große Verunsicherung, die Erwartungshaltung sei auf einem neuen Tiefstand, sagte Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, als er an diesem Mittwoch, 9. November, die Herbst-Konjunkturumfrage der Kammer präsentierte.
Aktuell geht es dem Handwerk aber noch gut. 85 Prozent der befragten Betriebe im Kammerbezirk, dem auch Herne angehört, bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage gut bis zufriedenstellend; vor einem Jahr seien es noch 91 Prozent gewesen. Die besagte Erwartungshaltung für die kommenden sechs Monate sei mit gerade einmal 58 Prozent aber auf einem Tiefstand. Sie sei deutlich niedriger als mit 90 Prozent im Herbst 2021 und mit 82 Prozent im Herbst 2020 zu Corona-Hochzeiten. Hauptgrund seien neben den Verbraucherpreisen die eklatant hohen Energiekosten, bilanzierte Schröder. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs seien eine erhebliche Belastung für Handwerksbetriebe.
Dem Handwerk in Herne mit rund 8000 Beschäftigten geht es schlechter als im Kammerdurchschnitt. Gut bis zufriedenstellend bewerten nur 76 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Lage, und nur 51 Prozent der Betriebe vor Ort glauben, dass sich die Lage verbessern oder zumindest gleich bleiben wird, sagte Hernes Kreishandwerksmeister Hans-Joachim Drath. Grund sei das niedrigere Einkommen in Herne. Neben den Folgen des Ukraine-Kriegs stellten die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie der krankheitsbedingte Ausfall von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Betriebe vor zusätzliche Herausforderungen in den Wintermonaten. Die Preisanstiege, so Draht, müssten an die Kundinnen und Kunden weitergeben werden. Nicht immer erfolgreich: Viele Menschen sparten, etwa beim Friseurbesuch oder beim Bäcker.
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Parallel zur Konjunktur hat die Kammer diesmal auch eine Sonderumfrage zur Fachkräftesicherung im Handwerk durchgeführt. Ergebnis: In fast jedem zweiten Handwerksbetrieb bleiben im Bezirk derzeit offene Stellen unbesetzt, weil es an passenden Fachkräften mangele. Trotz deutlich verstärkter Bemühungen ließen sich nur schwer geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Und: Nicht viel besser sei es um die Nachwuchsgewinnung bestellt. Mehr als ein Fünftel der Handwerksunternehmen suche Auszubildende.
Um neue Leute zu gewinnen, müssten die Betriebe „neue Wege gehen“, bekannte Kammerpräsident Schröder. Wichtig sei dabei auch das Thema „Work-Life-Balance“. So gehe Samstagsarbeit im Handwerk immer weiter zurück – einer der Anreize, damit sich Interessierte für einen Job im Handwerk entscheiden.