Herne. Für Strom und Gas sind die Kosten drastisch gestiegen. Deshalb hat die Kündigung von Verträgen bei Stadtwerke-Kunden Verunsicherung ausgelöst.

Kundinnen und Kunden bangen, ob sie die Rechnungen, die ihnen die Energieversorger schicken, noch bezahlen können. Die dramatisch gestiegenen Kosten für Strom und Gas sorgen bei den Menschen für Ängste. Nun haben die Kündigungen einiger Gasverträge bei den Stadtwerken Herne Verunsicherung bei Kunden ausgelöst.

Im konkreten Fall hatten die Stadtwerke vor einigen Tagen jene Kundinnen und Kunden angeschrieben, die einen Vertrag für das Produkt „rewirflamme vario Gas“ haben. Da das jedoch kaum noch nachgefragt sei, hätten sich die Stadtwerke dazu entschlossen, es einzustellen. „Im Zuge dessen müssen wir den mit Ihnen geschlossenen Liefervertrag zunächst zum 31.12.2022 kündigen“, heißt es in dem Mail-Anschreiben. Obwohl die Stadtwerke unmittelbar danach auf ein anderes Angebot hinweisen und die Mail einen persönlichen Link enthält, um die Vertragsbeziehung mit den Stadtwerken zu verlängern, hat das Schreiben bei einer Reihe von Kunden offenbar für Verunsicherung gesorgt.

Dazu mag auch das Vorgehen der Stadtwerke Castrop-Rauxel beigetragen haben, die zum Jahreswechsel alle Strom- und Gasverträge mit Preisgarantie gekündigt haben. Begründung: So wolle man eine finanzielle Schieflage des Unternehmens vermeiden. Gleichzeitig empfehlen die Castrop-Rauxeler Stadtwerke einen Wechsel zum Grundversorger Eon – was für große Verärgerung bei Eon gesorgt hat.

Stadtwerke-Chef Ulrich Koch hatte bereits vor einigen Wochen im Gespräch mit der Herner WAZ betont, dass man keine Kundinnen und Kunden aktiv kündige. Daran ändere sich nichts. Dass nun das Produkt „rewirflamme vario Gas“ aus dem Programm genommen werde, erklärt Dominik Lasarz, Leiter des Energievertriebs bei den Stadtwerken, so: Ursprungsgedanke sei es gewesen, eine Preisbildung auf Börsenniveau zu machen – also mit einer monatlichen Preisanpassung. Doch der bürokratische Aufwand dafür sei viel zu hoch.

Dominik Lasarz, Leiter des Energievertriebs bei den Herner Stadtwerken, sagt, dass die Aussetzung des Gasabschlags im Dezember vorbereitet ist.
Dominik Lasarz, Leiter des Energievertriebs bei den Herner Stadtwerken, sagt, dass die Aussetzung des Gasabschlags im Dezember vorbereitet ist. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Dass die Stadtwerke die Verträge zum Jahresende kündigen, sei gesetzlich verpflichtend, so Stadtwerke-Sprecherin Angelika Kurzawa. Da man die Kundinnen und Kunden nicht einfach in andere Verträge einordnen könne, sei das Folgeangebot gemacht worden. Wer es nicht annehme, stehe nicht ohne Vertrag da, sondern lande automatisch in der Grundversorgung. Lasarz: „Wir kommen unserer Aufgabe in Herne nach und bieten unseren Kunden nach wie vor Produkte an.“

Noch keine Auffälligkeiten bei Zahlungsausfällen

Zwar betrieben die Herner Stadtwerke keine aktive Kundenwerbung, doch wer nach einem Vertrag frage, bekomme auch einen. Die aktive Akquise finde nicht statt, weil vor dem Hintergrund der drastisch gestiegenen Preise die Gefahr der Zahlungsausfälle bestehe. Die Herner Stadtwerke stehen mit dieser Position längst nicht allein da, angesichts von drohenden Zahlungsausfällen wurde vor einigen Wochen ein sogenannter Schutzschirm für Stadtwerke diskutiert. Die Stadtwerke Herne selbst haben nach den Worten von Lasarz noch keine Auffälligkeiten bei den Zahlungsausfällen registriert, allerdings werde ein Großteil der Kunden erst im kommenden Jahr mit den hohen Abrechnungen konfrontiert.

Aussetzung des Gasabschlags im Dezember ist vorbereitet

Um die Kosten zu dämpfen, hat die Bundesregierung die Gaspreisbremse auf den Weg gebracht. Erster Schritt ist die Soforthilfe: die Aussetzung der Abschlagszahlung im Dezember. Dies ist bei den Herner Stadtwerken vorbereitet. Die Abbuchungen für Gas seien auf null gesetzt, so Lasarz. Dies gelte für die direkten Kunden, also Hauseigentümer. Bei Mietern kann die Entlastung erst mit dem Abschluss der Nebenkostenabrechnung für 2022 erfolgen. Wichtig aus Sicht der Stadtwerke: Der Betrag, der nun zu Ende November abgebucht werde, sei nicht der Dezember-Abschlag. Der Abschlag werde immer rückwirkend eingezogen. Die Wärmekunden, die auch von der Soforthilfe profitieren, würden gesondert informiert. Und: „Die Kunden sollten nicht vergessen, dass die Abschläge für Strom weiter abgebucht werden“, so Angelika Kurzawa.