Herne. Seit August gibt es keinen zusätzlichen Bus mehr, der Schüler aus Bochum und Herne zu Eickeler Schulen fährt. Wie es dazu kam, was geplant ist.
Wegen einer Taktumstellung haben Kinder und Jugendliche aus Bochum-Hordel und auch aus Herne seit 2020 ein Problem, mit dem Bus der Linie 368 pünktlich zu ihren Schulen in Wanne-Eickel zu kommen. Zwischenzeitlich gab es zwar einen zusätzlichen Einsatzbus, doch weil nicht klar war, ob die Förderung des Landes verlängert wird, wurde dieser von der Bogestra gestrichen. Ersatz ist trotz einer neuerlichen Förderzusage nicht in Sicht. Eine Lösung zeichnet sich aus Bochumer Sicht erst für 2023 mit dem nächsten Fahrplanwechsel ab. Aus Herne gibt es jedoch Vorbehalte.
Ersatzbus nach Herne: Bochumer SPD und Grüne stellten Dringlichkeitsantrag
Ab September 2021 brachte der Ersatzbus auf der Linie 368 Schülerinnen und Schüler aus Bochum-Hordel nach Eickel. Die Finanzierung erfolgte aus dem 1000-Busse-Programm, das noch von der schwarz-gelben Landesregierung zur Eindämmung der Pandemie aufgelegt wurde. Zum Ende der Sommerferien 2022 folgte die schlechte Nachricht. Der Bus wird ersatzlos gestrichen. Kinder und Jugendliche kommen dadurch entweder viel zu früh oder zu spät an ihren Schulen an.
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Grund der Streichung ist eine Förderung des Landes, die endet. Dachte man zumindest in Bochum. „Es war bis Ende August 2022 nicht bekannt, ob dieses Programm nach den Sommerferien 2022 verlängert wird, so dass von einer Beendigung ausgegangen wurde und die Verträge entsprechend vor den Ferien ausliefen“, erklärt die Bochumer Stadtverwaltung. Auf die Befristung sei bereits bei Einrichtung des zusätzlichen Schülerverkehrs hingewiesen worden. Andere finanzielle Mittel seien dafür im Bochumer Haushalt nicht vorhanden.
SPD und Grünen beauftragten die Bochumer Stadtverwaltung trotzdem, kurzfristig eine Lösung für den Schulverkehr aus Hordel nach Herne zu erarbeiten. Ansonsten würde sich für viele Kinder und Eltern die Frage stellen, wie die Kinder zu den weiterführenden Schulen gelangen, hieß es im Antrag. Auch seien dann Probleme bei der Beaufsichtigung der Kinder zu lösen, die eine lange Zeit vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulgelände verbringen. Eine Lösung ist zumindest in Sicht: Die Bogestra plant zur langfristigen Entspannung der Situation zum nächsten Fahrplanwechsel im Januar 2023 eine Fahrplanverschiebung der Linie 368, so die Stadt Bochum. Die Ankunftszeiten an der Herner Schule sollen sich so um etwa zehn Minuten verschieben, auch die Züge am Hauptbahnhof Wanne-Eickel würden besser erreicht.
Bochum findet kein Busunternehmen für die zusätzlichen Fahrten
Und bis dahin? Der Landtag hat das Förderprogramm in seiner Augustsitzung verlängert – bis zu den Weihnachtsferien. „Damit sind kurzfristig die Finanzen gesichert und die Stadt wird als Aufgabenträger versuchen, den Bus mit Unterstützung der Bogestra wiedereinzusetzen“, so die Bochumer Stadtverwaltung. Es gibt allerdings ein Problem: Ein Unternehmen ist bisher nicht gefunden worden. Und so bleibt fraglich, ob der Schulbus bis zu den Weihnachtsferien überhaupt noch eingesetzt wird.
In der Herner Verwaltung sei das vor allem fürs Gymnasium Eickel bestehende Problem bekannt, berichtet Stadtsprecher Patrick Mammen auf Anfrage. Es betreffe nicht nur Bochumer, sondern auch einige Herner Schülerinnen und Schüler. Man stehe mit der Bochumer Verwaltung und der Bogestra „im intensiven Austausch“ und habe verschiedene Lösungsansätze bereits in der Vergangenheit prüfen lassen – mit dem Ergebnis, dass der Einsatzwagen zusätzlich verkehre. „Die Stadt Herne unterstützt diese Lösung auch außerhalb eines Förderprogramms und ist bereit, dieses Angebot mitzufinanzieren“, so Mammen.
Fahrplanverschiebung ab Anfang 2023: Stadt Herne hat Vorbehalte
Die von Bochum angekündigten Fahrplanwechsel zur Lösung des Problems sieht die Herner Verwaltung dagegen eher skeptisch. „Da es sich bei der Linie 368 um ein Angebot des Linienverkehrs handelt, müssen neben den Anforderungen durch die Schülerinnen- und Schülerverkehre auch die Interessen aller Fahrgäste und die Einbindung in das gesamte ÖPNV-Netz betrachtet werden“, so der Herner Stadtsprecher. Ziel sei es, „ein möglichst sinnvolles Angebot für alle Fahrgäste zu erreichen“. Eine generelle Verschiebung der Linie 368 werde „weiterhin kritisch geprüft, da diese Anpassung neue Probleme im Gesamtnetz der Stadt Herne hervorrufen würde“.
Leitung und Förderverein des Gymnasiums Eickel hatten bereits 2019 öffentlich auf die durch die Taktverschlechterung entstehenden negativen Folgen hingewiesen. Die Stadt kündigte damals bereits Gespräche mit der Bogestra an, warf aber gleichzeitig die Frage auf, ob es nicht zumutbar sei, dass Schülerinnen und Schüler einer weiterführenden Schule „zehn Minuten auf dem Schulhof stehen“. Die Leitung des Gymnasiums Eickel war für eine aktuelle Stellungnahme nicht erreichbar.
>>> ÖPNV: Kritik am „alten Kirchturmdenken“ im Ruhrgebiet
Der Herner Verkehrsexperte Alfred Apel – er sitzt für die Grünen in der Bezirksvertretung Sodingen – beklagt mit Blick auf diese aktuelle Diskussion mal wieder „das alte Kirchturmdenken-Thema ÖPNV im Ruhrgebiet“.
Verbesserungen bei Bus- und Bahnlinien in Bochum hätten in Herne bei den städteübergreifenden Linien 306/316, 368 und 390 zu bestimmten Tageszeiten zu Verschlechterungen geführt. Die Herner Politik habe dem Paket vor drei Jahren jedoch mehrheitlich zugestimmt.
„Ende 2023 sollen die Nahverkehrspläne im Ruhrgebiet gleichzeitig entwickelt und dabei besser aufeinander abgestimmt werden. Wer mag dagegen wetten, dass das in/mit Herne wieder nicht klappen wird?“, fragt der Sodinger.