Herne. Ausbildungsberufe praktisch erleben konnten mehr als 400 Schüler beim Forum der Herner St. Elisabeth Gruppe. Dabei wurden auch Bananen genäht.
Wie näht man eine Wunde? Wie setzt man eine Spritze? All das und viel mehr haben sich Schülerinnen und Schüler beim Ausbildungsforum der St. Elisabeth Gruppe in Herne hautnah angeguckt – und vor allem auch ausprobiert. Mehr als 400 Jugendliche nutzten an zwei Tagen die Chance, so einen Einblick in die verschiedenen Ausbildungsberufe im Gesundheitssektor zu erhalten, die am Campus angeboten werden.
Im ersten Moment sieht es etwas lustig aus, wie Lotta Grosche mit einer gebogenen Nadel samt Faden die aufgeschnittene Schale einer Banane zunäht. Dabei bekommt die 15-jährige Schülerin aus Bochum genau gezeigt, wie sie vorgehen muss. Stephanie Gutberlet, Assistenzärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Herne, zeigt ihr und weiteren Schülerinnen aus Herne, Bochum und Witten, wie eine Wunde richtig genäht wird. Lotta Grosche ist jedenfalls begeistert: „Ich möchte auf jeden Fall in Richtung Chirurgie; ich weiß nur noch nicht, in welchen Bereich.“ Die TV-Serie „Grey’s Anatomy“ sei der Auslöser gewesen, danach habe sie sich intensiver mit der Arbeit eines Chirurgen befasst. Dass sie beim Ausbildungsforum nun selbst Hand anlegen darf, findet sie toll. „Zuhause hat man solche Möglichkeiten ja nicht.“
Herne: Aktuell rund 2000 Auszubildende am Campus
Gleich neben dem Tisch mit den Bananen wird an einer Puppe gezeigt, wie im Notfall ein Beatmungsschlauch durch den Mund in die Luftröhre geschoben wird. Khanaf Azem (16) versucht es selbst und ist anschließend überrascht: „Im Film sieht das sehr schwierig aus, aber hier war es ganz einfach.“ Die 16-jährige Schülerin aus Bochum nutzt den Tag, um sich über die verschiedenen Bereiche zu informieren, da sie noch nicht genau weiß, wo der Weg für sie hingeht. „Eigentlich möchte ich eher Medizin studieren, aber auch den Weg in Richtung Pflege könnte ich mir vorstellen.“
Bereits im Jahr 2019 war das Ausbildungsforum auf großes Interesse gestoßen. Nach einer Corona-Pause konnte es nun wieder aufgelegt werden. „Aktuell haben wir am Campus rund 2000 Auszubildende“, sagt Daniela Lobin, Sprecherin der St. Elisabeth Gruppe. Die Ausbildungen starten mehrmals im Jahr. Für 2023 ist geplant, dass 560 Auszubildende neu in die dreijährige generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft am Campus der St. Elisabeth Gruppe starten können. Aber auch kurzfristig zum 1. Dezember könne man sich noch bewerben, betont Lobin.
Gummibärchen werden aus dem Inneren eines Körpers entfernt
Ob in der Pflege oder im OP, das richtige Setzen einer Sprite ins Fettgewebe ist in beiden Bereichen wichtig. Am Skelett, das kurzerhand Günther genannt wurde, darf auch das geübt werden. Günther hat dafür im Oberschenkel- und Bauchbereich Kissen bekommen, in die Wasser gespritzt werden soll. Dass dies zuweilen schwieriger ist als es aussieht, bemerkt auch Penelope Neimarlija. Die 16-Jährige ist Schülerin des Emschertal Berufskollegs in Wanne-Eickel und gemeinsam mit einer Freundin gekommen. „Ich finde es richtig cool. Ich würde gerne in der Pflege und Betreuung arbeiten und habe auch schon Praktika in dem Bereich gemacht.“ Auch ihrer Freundin Pia Obersten gefällt, dass man in dem Beruf anderen Menschen helfen kann.
Gutes Fingerspitzengefühl ist auch einige Türen weiter in einem ehemaligen OP-Saal gefragt. Hier zeigt Kursleiter Sven Olbrich, was bei der Ausbildung zu einem Operationstechnischen Assistenten wichtig ist. Neben der Anatomie, werden die verschiedenen Instrumente gezeigt, die bei offenen oder minimalinvasiven Eingriffen genutzt werden. Besonderes Highlight: „Wir haben Gummibärchen in einem Torso versteckt“, erklärt Olbrich. Die Schülerinnen und Schüler dürfen nun selbst testen, mithilfe eines OP-Instruments, an dessen Ende sich eine kleine Zange befindet, Gummibärchen aus dem Inneren eines Dummys herauszuholen. Natürlich ist das im Alltag Aufgabe eines Arztes und nicht der Assistenz, aber so könne man sich besser in die Situation einfühlen.
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In eine ganz andere Situation werden die Schülerinnen und Schüler mithilfe einer QR-Brille gebracht – und zwar virtuell. Sie ist ein Beispiel dafür, wie Digitalisierung in der Pflege genutzt wird. Denn wer in diese Brille schaut, kann üben, wie etwa ein OP-Saal für eine Darmspiegelung vorbereitet und diese durchgeführt wird. So können neben den Auszubildenden auch Ärzte üben – ohne dies am Menschen tun zu müssen.
Wer wissen möchte, wie es sich anfühlen könnte, wenn er oder sie alt ist, kann einen Altersanzug anprobieren mit Gewichten am ganzen Körper sowie einer Brille für eine eingeschränkte Sicht und Kopfhörern fürs schlechtere Hören. „Respekt an alle alten Menschen, die noch viel machen müssen“, sagt Fabienne Schnelle nach dem Selbstversuch. Sie ist bereits in der Ausbildung zur Ergotherapeutin am Campus und nutzt die Chance, beim Ausbildungsforum in alle Bereiche zu schnuppern.
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Ausbildungsberufe
- Am Campus der Elisabeth-Gruppe ist ein umfassendes Angebot für die Aus- und Weiterbildung gebündelt. In der Pflegeschule kann eine Ausbildung zur Pflegefachkraft oder Pflegefachassistenz absolviert werden.
- Anästhesietechnische Assistenten (ATA) und Operationstechnische Assistenten (OTA) erlernen ihren Beruf in der Schule für Berufe im Operationsdienst.
- Im therapeutischen Bereich wird in der Logopädie, Ergo- und Physiotherapie ausgebildet.
- Erstmalig beginnt im November die Ausbildung zum Medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA).
- Für Hebammen wird es künftig keine Ausbildung am Campus mehr geben, sondern ein duales Studium in Kooperation mit der Katholischen Hochschule Köln. Der praktische Teil findet dann am Campus statt.