Herne/Bochum. Eine Medizinerin enthüllt im Herner Kindermord-Prozess einen schlimmen Verdacht. Wurde der kleine Jason auch sexuell missbraucht?
Eine Oberärztin hat im Kindermord-Prozess gegen eine dreifache Mutter (33) aus Herne am Bochumer Schwurgericht einen schrecklichen Verdacht bestätigt. Das dritte, überlebende Kind Jason wurde offenbar schwer sexuell missbraucht, hieß es am Freitag.
Kurz nach seiner Inobhutnahme durch das Herner Jugendamt war der fünf Jahre alte Herner Junge im Februar 2021 in der Kinderschutzambulanz eines Hospitals am Niederrhein untersucht worden. Die Oberärztin erinnerte sich an ein Kleinkind in einem erschütternd schlechten Zustand. Jason habe unter anderem an Haaren, Zähnen und der Haut Mangel- und Vernachlässigungs-Erscheinungen erkennen lassen, sei viel zu dünn und sehr blass, außerdem extrem weinerlich und sensibel gewesen. „Er war wie ein ganz rohes Ei“, berichtete die Ärztin. Im Laufe ihrer Karriere habe sie „noch nie ein derart traumatisiertes Kind gesehen“.
Regelrecht schockiert habe sie zudem eine massiv sichtbare Verstopfung bei dem Jungen. „Der Fall war absolut herausragend“, so die Zeugin. Nach seiner leiblichen Mutter (der Angeklagten) habe Jason nicht ein einziges Mal gefragt, an seine mitanwesende Bereitschafts-Pflegemutter habe er sich hingegen sehr geklammert. Bei einem zweiten Untersuchungstermin im April 2021 habe Jason zwar äußerlich ein deutlich stabileres Bild abgegeben, bei Untersuchungen im Intimbereich sei der Junge dann aber emotional völlig zusammengebrochen. Sie habe „den ganz dringenden Verdacht“, so die Oberärztin, dass Jason sexuell missbraucht worden sei. Einem Polizeibeamten hatte die Zeugin in diesem Zusammenhang sogar einen konkreten Männer-Spitznamen als Tatverdächtigen genannt, den Jason ihr damals anvertraut hatte.
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Im Prozess vor dem Schwurgericht geht es um zweifachen Mord und gefährliche Körperverletzung. Weil ihre Kinder laut Staatsanwaltschaft ihrer Lust auf Partys und andere Männer im Wege standen, soll die Herner Mutter 2011 und 2012 ihre zwei Kinder Tayler (zweieinhalb Monate) und Justin (19 Monate) erstickt, 2018 einen Erstickungsversuch bei ihrem dritten Kind Jason (27 Monate) verübt haben. Denkbarerweise aufgrund erhöhter Gegenwehr führte die Gewaltattacke bei Jason nicht zum Tod, so die Anklage. Seit April 2022 sitzt die Mutter in U-Haft. Vor Gericht schweigt sie, im Laufe der Jahre soll sie angeblich jedoch auch anderen Personen von den Taten erzählt haben. Der Prozess wird fortgesetzt.