Herne. In Herne treibt es offensichtlich viele Menschen nur zum Duschen ins Schwimmbad. Die Stadt will mit Duschtarifen reagieren. Was es kosten soll.
- Besucherzahlen in Schwimmbädern in Herne gehen stark zurück.
- Neuerdings kommen aber Gäste, nur um zu duschen.
- Schwimmbad-Betreiber überlegt, eigenen Eintrittspreis fürs Duschen einzuführen.
Die Besucherzahlen in den Herner Schwimmbädern gehen stark zurück. Im Wananas und im Südpool seien es zuletzt etwa 40 Prozent weniger Besucher, sagt Lothar Przybyl, Chef der Herner Bädergesellschaft. Im Südpool seien die Zahlen hingegen durch Stammpublikum stabil. Neu zu beobachten sei, dass Besucher mit dem Kurztarif ins Bad kämen, um dort zu duschen. Deshalb denkt Przybyl darüber nach, einen speziellen Duschtarif einzuführen.
Fast leere Schwimmbecken sind dieser Tage in Herne keine Seltenheit. Hernes Bäderchef denkt aber, dass nicht das kältere Wasser die Schwimmer abschreckt. „Die Wassertemperatur haben wir schon im Mai reduziert und danach nicht mehr“, stellt Przybyl fest. „Wir haben eine fantastische Sommersaison gehabt mit langen Schlangen vor den Bädern.“ Dabei habe man gesehen, dass die Wassertemperatur okay sei – auch die Hallenbadbereiche seien gut genutzt worden.
Herne: Besuchereinbruch kam nach den Sommerferien
Nach den Sommerferien habe es dann den ersten deutlichen Einbruch gegeben, der sich in den Herbstferien kurz erholt habe, aber nun umso stärker zu spüren sei. „Ich glaube, das hat mit der allgemeinen Situation zu tun, dass die Leute doch sehr genau steuern, wofür sie ihr Geld ausgeben“, so Lothar Przybyl. „Die Menschen sind vorsichtig und sparsam geworden.“ Dieser Krisen-Effekt sei wohl im gesamten Freizeitbereich zu spüren.
In Duisburg verzeichneten die Schwimmbäder zuletzt eine Halbierung der Besucherzahlen. „Zwar sind es in Herne keine 50 Prozent Rückgang, aber mit Sicherheit 40“, sagt Przybyl. So seien beispielsweise in dieser Woche am Dienstag den ganzen Tag über 150 Gäste im Wananas gewesen. Sonst seien es an einem Dienstag – dem schwächsten Besuchstag – etwa 250 Schwimmerinnen und Schwimmer. An einem Wochenende seien es hingegen 700 bis 800 Gäste statt der sonst üblichen rund 1200. „Es ist deutlich und spürbar.“
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Neben den gesenkten Wassertemperaturen sei an verschiedenen kleinen Schrauben gedreht worden, um die Energiekosten zu senken. „Wir haben reduziert, wo man reduzieren kann, ohne dass der Gast es zu sehr spürt.“ So wurde etwa die Taktung für einen Sprudel von zehn auf zwanzig Minuten verlängert, die Außenbecken wurden im Sommer nicht geheizt. „Wir haben schon 20 bis 30 Prozent der Energiekosten einsparen können, so Przybyl.
In anderen Bereichen möchte er nicht weiter reduzieren – wie bei den Kindern und im Solebereich des Lago. Beschwerden habe es bisher nicht gegeben. Die Nachfrage nach Schwimmkursen für Kinder sei ungebrochen und es gebe Wartelisten. Zwar seien Neoprenanzüge in den Schwimmbädern erlaubt, er habe aber noch niemanden damit gesehen.
Duschen in Herner Schwimmbädern bleiben warm
Auch kalte Duschen seien für ihn kein Thema: „Das werden wir auf keinen Fall machen, da wir darin eine Gesundheitsgefahr im Hinblick auf Legionellen sehen, und diese Gesundheitsgefahr werden wir nicht eingehen“, so der Bäderchef. Die Gäste seien allerdings aufgefordert, möglichst kurz zu duschen.
Dabei gebe es einen neuen Trend: dass Menschen ins Schwimmbad kämen, nur um zu duschen. Diese buchten dann den Kurztarif für zwei Euro im Südpool, nur um zu duschen und die Toilette zu benutzen und dies nicht zu Hause tun zu müssen.
Um dieser neuen Zielgruppe besser gerecht zu werden, hat der Bäderchef einen neuen Plan: „Wir überlegen, einen sogenannten Duschtarif einzuführen.“ Hierbei könnten Besucher, beispielsweise für 1,50 Euro ins Wananas und hätten dort eine halbe Stunde Zeit, führt der Bäderchef die Idee gegenüber der WAZ aus. Von dieser Zeit bliebe etwa eine Viertelstunde Zeit zum Duschen, so die Kalkulation von Przybyl.
Duschtarif frühestens im Januar 2023
„Die Umsetzung des Tarifes ist frühestens zum Januar denkbar“, sagt der Herner Bäderchef. Schließlich müssten die Kassensysteme umgestellt werden, und auch die allgemeine Entwicklung müsse abgewartet werden – ob beispielsweise bei einem Gas-Engpass die Schwimmbäder eventuell schließen müssen. Konkrete Pläne, welches Bad zuerst geschlossen würde oder ob alle zur selben Zeit dichtmachen müssten, gebe es nicht. Die Verunsicherung in der Belegschaft sei allerdings – auch angesichts der leeren Schwimmbecken – groß.
Die gekürzten Öffnungszeiten der Therme Lago, die aufgrund von erkrankten Mitarbeitern nötig waren, würden beibehalten, sagt Przybyl. Weitere Kürzungen der Öffnungszeiten bei den anderen Bädern seien derzeit aber nicht geplant.