Herne. In Herne geht die Freibad-Saison bald zu Ende. Doch was passiert mit den Millionen Litern Wasser? Das fließt erstmals nicht in die Kanalisation.

  • Nach dem Ende der Freibad-Saison soll das Wasser nicht mehr in die Kanalisation fließen.
  • Bädergesellschaft will die 2,5 Millionen Liter für die Bewässerung von Grünanlagen nutzen.
  • Bis zum Frühjahr 2023 muss das Wasser aber in den Becken bleiben.

Mit dem traditionellen Hundeschwimmen schließt in Herne Anfang Oktober die Freibad-Saison. Das Lago-Freibad ist schon seit Ende August dicht, am Sonntag, 25. September, folgt das Südpool-Freibad. Wenn am 2. und 3. Oktober nach dem Hundeschwimmen im Südpool Bello, Fiffi & Co. die Becken verlassen haben, ist in den Freibädern Schicht im Schacht. Auch das Wananas-Außenbecken schließt im Oktober nach den Herbstferien. Was passiert dann mit dem Wasser in den Becken?

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sollen die insgesamt 2,5 Millionen Liter Wasser aus den Freibad-Becken nicht mehr automatisch in die Kanalisation fließen, sagt Lothar Przybyl, Chef der Bädergesellschaft Herne, auf Anfrage der WAZ. Angesichts von Energie- und Klimakrise soll das Wasser ab sofort dafür genutzt werden, um Grünanlagen zu bewässern. „Bei uns hat ein Umdenken stattgefunden“, bekennt er. Wasser sei wertvoll und teuer – und viel zu schade, um es einfach wegzukippen. Spätestens seit diesem Sommer sei das unmissverständlich klar.

Herne: Bei leeren Becken im Winter drohen Frostschäden

Bis zum Frühjahr müsse das Wasser aber in den Becken bleiben. Werde es nach dem Ende der Freibad-Saison entnommen, „dann würden wir enorme Frostschäden riskieren“. Grund: Bei niedrigen Temperaturen im Winter könnten ohne Wasser die Fliesen vom Beckenrand abgesprengt werden. Auch die Edelstahlbecken im Südpool an der Bergstraße in Herne-Süd würden leiden. Sie könnten sich bei Minustemperaturen verziehen. Um keine Schäden zu riskieren, bleibe das Wasser also zunächst im Becken. „Eine so große Wasserfläche wird in unserer Region nicht mehr zufrieren“, sagt Przybyl. Und der Gegendruck des Wassers sorge zudem dafür, dass die Becken bleiben, wie sie sind.

Spart auch Entwässerungsgebühren: Hernes Bäderchef Lothar Przybyl, hier im Südpool.
Spart auch Entwässerungsgebühren: Hernes Bäderchef Lothar Przybyl, hier im Südpool. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Und was passiert im Frühjahr mit dem Wasser? Das soll dann – pünktlich, wenn die nächste Freibadsaison vorbereitet wird – in die Natur fließen. Das Chlor sei dann schon längst abgebaut. Grün, das Wasser benötige, gebe es im Umkreis der Schwimmbäder genug. Przybyl verweist auf die Wiesen und Bäume auf dem Südpool-Gelände, vor allem aber auch auf das Lago mit dem Revierpark Gysenberg. Letzterer sei über 30 Hektar groß und werde in diesen Monaten mit Millionenaufwand verschönert, der Park erhalte dabei neben neuen Spiel- und Freizeitbereichen unter anderem auch viele neue Pflanzen und zahlreiche Klimabäume. Sie müssten bewässert werden. Ebenso das Grün am Wananas in Wanne-Eickel. Da sei es ein Unding, das Wasser der Freibäder wegzukippen und direkt nebenan neues für die Grünbewässerung aus der Leitung zu zapfen. „Obendrein können somit auch Entwässerungsgebühren gespart werden“, fügt er an.

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Wie das Wasser aus den Becken gepumpt und ins Grün geleitet werden kann, stehe noch nicht fest. Denkbar sei, dass das Technische Hilfswerk (THW) oder die Freiwillige Feuerwehr dabei hilft. Sollten auch andere Bereiche Wasser brauchen, etwa Stadtparks, dann könnte auch dort ausgeholfen werden.

An Bürgerinnen und Bürger verschenken will die Bädergesellschaft ihr Wasser dagegen nicht. Zuletzt hatte ein Freibad in Bad Schwalbach im Süden Hessens eine ungewöhnliche Aktion gestartet. Dort konnten sich Interessierte Wasser zum Gießen oder für Löschwassertanks abholen. Die Aktion kam gut an, auch Landwirte fuhren demnach mit großem Gerät vor und ließen sich Wassertanks auffüllen. Rund 800.000 Liter Wasser standen dort zur Abholung bereit, heißt es.

So schön die Aktion auch sei: Die Bädergesellschaft wolle „den Sparbeitrag lieber den eigenen Flächen, aber auch öffentlichen Parks und somit der Allgemeinheit“ zuführen. In Zeiten, in denen Ressourcen immer teurer würden, unternehme die Gesellschaft alles, um Kosten sparen zu können. Das Wasser, das von den Freibädern ins Grün umgeleitet werde, sei da ein weiterer Schritt. Immerhin rund 6000 Euro, so Przybyls grobe Schätzung, spare die Bädergesellschaft dadurch insgesamt ein.

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Angesichts bundesweiter Probleme in zahlreichen öffentlichen Bädern, in denen es Attacken gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Freibäder sowie handgreiflichen Streit unter Badegästen gab, hatten alle drei Herner Bäder in der Freibad-Saison vorgesorgt und Security-Personal an den heißen Sommertagen im Einsatz, sagt Bäderchef Lothar Przybyl.

Aufgaben seien etwa Einlasskontrollen und Streifendienste gewesen, aber auch die Unterstützung der „Bademeister“ bei Streitigkeiten. Die Einsätze des Security-Personals seien vielfältig gewesen. So habe es unter anderem Verweise und Hausverbote sowie Deeskalationen zwischen Jugendgruppen gegeben. Das Security-Personal habe „sehr geholfen, die Sicherheit und Ordnung innerhalb der Bäder zu unterstützen“.