Herne. Die 25. Auflage der Kuboshow in den Flottmann-Hallen in Herne. Die Kunstmesse zeigt Überraschendes und Verstörendes. Über Preise wird geredet.

Die Kuboshow 2022 ist am Samstagmorgen erst ein paar Minuten alt, da hat Holger Wennrich als Veranstalter schon gut zu tun. Nachhängen ist angesagt. Bei der exklusiven Preview für die geladenen Gäste am Freitag wurden schon Kunstwerke verkauft. Und am Sonntagnachmittag ist dann klar: Es kamen noch etliche neue Kunstbesitzer dazu – allerdings spüren auch die Künstler die Krise.

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74 junge Künstlerinnen und Künstler bei der Kuboshow 2022 dabei

74 junge Künstlerinnen und Künstler stellen hier aus. Manche haben schon einen gewissen Ruf erarbeitet, andere sind noch ganz frisch auf dem Markt. Die Veranstalter werben mit einem Preisniveau zwischen 5 und 4000 Euro. Über Preise wird hier durchaus geredet. Manchmal wird es falsch verstanden: Die Kubo-Show ist kein Museum, sondern eine Verkaufsmesse. Geguckt werden darf natürlich trotzdem.

Geschäftsführer Holger Wennrich hängt ein neues Werk von lvin Bautra auf. Schon am Samstag werden erste Lücken gefüllt, weil Bilder verkauft wurden.
Geschäftsführer Holger Wennrich hängt ein neues Werk von lvin Bautra auf. Schon am Samstag werden erste Lücken gefüllt, weil Bilder verkauft wurden. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Da sind kleinste Skulpturen wie der Tapir von Joost Meyer für 420 Euro. Aber auch großformatige Malereien wie die von Filip Gordi, dem 36-jährigen Meisterschüler von Professor Peter Bömmels. Gordi malt einen ganz eigenen Stil, der irgendwo zwischen Michelangelos gigantischen Deckenmalereien und Modern Art der 70er Jahre liegt. Die Farben leuchten so intensiv, dass man selbst in einigen Metern Entfernung noch das Gefühl hat, von diesen Bildern angestrahlt zu werden.

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Harmonisches und Verstörendes in der Preisklasse von 5 bis 4000 Euro

Marion Mau? von der Kunststation Rheinelbe lässt sich inspirieren bei der Kubo-Show in den Flottmann-Hallen.
Marion Mau? von der Kunststation Rheinelbe lässt sich inspirieren bei der Kubo-Show in den Flottmann-Hallen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Unter den Besuchern sind „Gucker“ und Käufer. Marion Mauß möchte nur schauen. Die 75-Jährige ist selbst Künstlerin, stellt in ihrer „Kunststation Rheinelbe“ in Gelsenkirchen aus und verkauft auch selbst. „Ich möchte einfach sehen, was es hier gibt“, sagt Mauß. Sie lasse sich inspirieren. „Ich beschäftige mich mit Menschen.“

Inspiration gibt’s reichlich, Harmonisches und Kreativ-Verstörendes. So wie von der Lettischen Künstlerin Breda Linda Jansone. Die 27-Jährige fertigt aus Silikon nahezu lebensechte menschliche Körperteile nach. Eine nackte Männerbrust lugt freigelegt durch ein Loch in einem Latextuch. Echtes menschliches Haar wächst aus dem Körper, bei manchem Kunstwerk allerdings an Stellen, an denen man es nicht erwartet hätte. Wer seine Besucher mal überraschen will, kann sich die Männerbrust (das weibliche Pendant gibt’s nur einzeln) für 2200 Euro ins Wohnzimmer holen.

Kunst von Brenda Linda Jansone: Sie zeigt die nackte Männerbrust, mit Echthaar!
Kunst von Brenda Linda Jansone: Sie zeigt die nackte Männerbrust, mit Echthaar! © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Was ist Kunst eigentlich wirklich wert?

Die Kubo-Show soll Künstlern, aber auch Sammlern, den Einstieg in den Kunstmarkt erleichtern. Mehr als anderswo geht es um die Frage: Welchen Wert hat Kunst? Kunst sei eben kein Materialwert, betont auch Holger Wennrich. Es sei immer die Frage, welchen Wert jemand bereit sei, für ein Werk zu bezahlen. Trotz einer klar feststellbaren Preissteigerung auf dem Markt in den vergangenen Jahren dürfe man nicht zu früh zu viel verlangen. „Wir machen im Dialog mit den Künstlerinnen und Künstlern Preise aus, die sich am Markt durchgesetzt und bewährt haben“, sagt Wennrich. Gehandelt wird hier übrigens nicht. Es zählt, was auf dem Schildchen steht.

Gegenüber den Anfangsjahren habe sich in 25 Jahren Kubo-Show das Preisniveau verdoppelt. Eine Tendenz ist schwer absehbar. Ob sich die Krise bei Kunst und Kultur auch in diesem Bereich zeigt, ist offen: Der Verkauf am Preview-Abend sei schlechter gelaufen als in den früheren Jahren, sagt Holger Wennrich. Eine Bilanz wird freilich aber erst am Sonntag gezogen.

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Steiff-Teddy am Tau – „eine bärchenstarke Truppe“ von Silke Krah

Kaum noch zu unterscheiden sind Realität und Fiktion bei Silke Krah. Sie mischt fotografische Elemente mit fotorealistischen Zeichnungen. So zieht die Bundeswehr mit allen Kräften den Steiff-Teddy am Tau über die Straße – „eine bärchenstarke Truppe“ nennt die 53-jährige Künstlerin das Werk. Ihre Bilder (unweit des Eingangsbereichs) lassen den einen oder anderen Besitzer ein Schmunzeln mit nach Hause nehmen. Das Schmunzeln gibt’s auch schon für acht Euro Eintritt.

Dennoch: Es kommen in diesem Jahr weniger Besucher als noch vor Corona. „Die Besucherzahlen sind schon rückläufig“, sagt Holger Wennrich am Sonntagnachmittag. „Den Trend, der überall im Kulturbetrieb zu verzeichnen ist, spüren wir auch.“ Was vor allem die jungen Künstler trifft: Auch die Verkaufszahlen gehen zurück. Für so manchen läuft die Karriere nicht so gut an wie erhofft.

Die Kubo-Show ist Samstag (22. Oktober) und Sonntag (23. Oktober) zwischen 10 und 18 Uhr in den Flottmann-Hallen (Straße des Bohrhammers 6) zu sehen. Der Eintritt kostet 8 Euro. Kinder bis 15 Jahre zahlen keinen Eintritt. Hunde sind verboten!