Herne. Der Cranger Weihnachtszauber startet. Veranstalter Sebastian Küchenmeister im Interview über Kosten und Pläne. Bleibt Herne als Standort gesetzt?

Jetzt geht’s los. Der Cranger Weihnachtszauber 2022 ist in aller Munde. Veranstalter und Schausteller Sebastian Küchenmeister (35) redet im Interview mit der Herner WAZ-Redaktion über sein Geschäft, Preise, Liebe, Frieden und Freude.

+++ Cranger Weihnachtszauber 2022: Alle wichtigen Infos im Überblick +++

Der Chef Sebastian Küchenmeister beim Aufbau auf dem Weihnachtszauber. Er dirigiert die Helfer beim Aufbau des Weihnachtsbaumes.
Der Chef Sebastian Küchenmeister beim Aufbau auf dem Weihnachtszauber. Er dirigiert die Helfer beim Aufbau des Weihnachtsbaumes. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Der Weihnachtszauber ist zur Marke geworden, kostet viel Vor- und Nachbereitung. Was bedeutet das für Sie als Schausteller? Normalerweise reisen Sie ja fast im Wochenrhythmus von Kirmes zu Kirmes…

Ja, der Fokus verlagert sich. Der Weihnachtszauber ist ja ein Jahresgeschäft. Ich habe am Anfang immer gedacht, das bekommt man in drei oder vier Monaten gewuppt. Aber das ist leider nicht so. Wenn man das so perfekt machen möchte mit Showprogrammen, Programmheft, dann dauert das seine Zeit. Mein Fahrgeschäft ist ja eigentlich Konga. Seit diesem Jahr im Januar besitzen wir auch das White Wheel, das Riesenrad, was mit seinen geschlossenen Gondeln jetzt auf dem Weihnachtszauber steht. Wir planen das ganze Jahr über den Weihnachtszauber. Nach dem Weihnachtszauber ist vor dem Weihnachtszauber.

Der Grundgedanke war ja mal, mit dem Weihnachtszauber einfach nur die Fahrgeschäfte, die im Winter wenig gefragt sind, verstärkt auszulasten. Ist dieser Plan aufgegangen?

Nein. Ganz klar: Nein. Der Weihnachtszauber endet am 30. Dezember. Dann bauen wir meistens ab dem 2. oder 3. Januar ab. Der Rückbau dauert 14 Tage. Dann stehen die ganzen bürokratischen Sachen, die noch erledigt werden müssen, bis Mitte Februar an. Dann machen wir nur zwei Wochen Pause. Dann geht es aber ab Mitte März schon wieder los mit der Restaurierung. Wir machen die Fahrgeschäfte fertig. Und ab Ende März fahren die Fahrgeschäfte wieder raus. Im Januar und Februar zu relaxen, geht bei mir leider nicht mehr. Aber auch deshalb habe ich in diesem Jahr mein Team immens verstärkt. Wir haben zwei Festangestellte im Büro, wir haben einen Pressesprecher und ein Social-Media-Team eingestellt. Die sind das ganze Jahr über für uns im Einsatz, plus die Mitarbeiter, die unsere Sachen das Jahr über aufarbeiten.

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Lohnt sich das Geschäft, wenn die Platzgebühren steigen?

Der Weihnachtszauber geht jetzt in die vierte Auflage. Die Stadt verlangt bislang fast keine Gebühren für den Platz. Das könnte sich ändern.

Ich würde nicht sagen, dass wir hier ohne Gebühren stehen. Die Gebühren werden ganz normal berechnet. Das ist nach einem Berechnungsschlüssel, der meines Wissens auch für Zirkusse und Flohmärkte gilt. Das ist keine Sonderregelung für den Weihnachtszauber. Für uns war das aber auch ein riesiges Risiko. Es hätte genauso gut nicht funktionieren können.

Die Stadt muss selbst investieren, setzt das Ordnungsamt mit massiven Personalkosten ein. Würde sich für Sie der Weihnachtszauber auch noch lohnen, wenn es eine wesentliche Steigerung der Gebühren gäbe?

Jetzt gerade ist es schwierig, über Preise zu reden. Wir wissen, dass alle Preise gerade steigen. Das ist unsere Security, das sind die Hütten und der Weihnachtsbaum, der ja angemietet wird. Es ist gerade sehr schwierig. Dazu saniere ich gerade den hinteren Parkplatz mit 15.000 Quadratmetern. Da wird komplett der Boden abgetragen, Drainage eingebaut. Wir werden einen Parkplatz haben, den es noch nie in Crange gab, weder zur Cranger Kirmes, noch zum Weihnachtszauber. Er wird hell ausgeleuchtet. Ich habe etliche Auflagen von der Stadt bekommen. Alleine dabei bin ich schon bei 250.000 Euro Mehrkosten. Darunter fallen auch die Sperrungen von Anwohnerstraßen, die Ausleuchtung von Parkflächen. Vorne im Eingangsbereich bauen wir einen neuen Bordstein. Das zahle nur ich, nicht die Stadt. Ich sehe den Cranger Weihnachtszauber als gemeinsames Projekt. Es ist für uns alle gut, wenn hier alles glatt läuft, wenn die Besucher, die kommen, zufrieden sind. Das ist für die Stadt genauso gut wie für mich.

Die Menschen würden zum Weihnachtszauber auch in andere Städte fahren

Der mobile Weihnachtsbaum wurde in dieser Woche bereits aufgebaut.
Der mobile Weihnachtsbaum wurde in dieser Woche bereits aufgebaut. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Wäre ein Weihnachtszauber ohne den Cranger Kirmesplatz für Sie denkbar, zum Beispiel in einer anderen Stadt im Ruhrgebiet?

Ich denke, der Weihnachtszauber ist in den letzten vier Jahren zu einer Marke geworden. Ich denke schon, dass man den Weihnachtszauber eins zu eins so auch in einer anderen Stadt im Ruhrgebiet veranstalten könnte. Die Leute würden auch in andere Städte fahren. Sie kommen nicht nur nach Crange, weil der Platz halt da ist.

Darf man das als Ansage an die Stadt verstehen?

Man hat immer eine Lösung gefunden, die für die Stadt und für mich als Veranstalter gepasst hat. Ich denke, dass das auch in den nächsten Jahren so passieren wird. Deshalb denke ich auch, dass der Cranger Weihnachtszauber auch Herne treu bleiben wird.

Nachdem Sie zwei Euro Eintritt angekündigt hatten, brach im Internet eine Welle der Empörung los. Hatten Sie in diesem Umfang damit gerechnet?

Ja, haben wir. Ich fand es aber gar nicht so massiv. Es gibt immer Besucher, die in dieser Form Kritik äußern. Ich halte dagegen, dass wir ein Programm haben, das mit internationalen Freizeitparks mithält. Da sind zwei Euro eigentlich zu wenig. Unser Showprogramm alleine kostet weit über 200.000 Euro.

Bleibt noch Zeit für die eigene Familie an Weihnachten?

Liegt der Ausbau des Showprogramms auch an der geringeren Nachfrage für Fahrgeschäfte im Winter?

Gerade im vergangenen Jahr wurden die Fahrgeschäfte viel besser angenommen als im ersten oder zweiten Jahr. Das lag aber auch daran, dass Ältere wegen Corona eher zuhause geblieben sind und mehr Jugendliche gekommen sind. Aber wir schreiben uns jedes Jahr auf, was gut oder schlecht gelaufen ist und lernen daraus fürs nächste Jahr. Ich habe immer schon fürs nächste Jahr im Kopf, was ich verbessern möchte.

Haben Sie selbst Zeit, mit der Familie Weihnachten zu feiern?

Ich bin wirklich täglich auf dem Weihnachtszauber. Ich bin der erste und der letzte, der das Veranstaltungsgelände verlässt. Ich habe in weiser Voraussicht, als es 2017 in die ersten Verhandlungen mit der Stadt ging, festgesetzt, dass wir am 25. Dezember nicht öffnen. Ich denke, dass das auch ein umsatzreicher Tag wäre. Aber wir sind alle nur Menschen. Ich habe auch einen Sohn, der acht Jahre alt ist. Meine Familie sieht mich über den Weihnachtszauber auch nicht viel. Wir haben das Ziel, am 24. und 25. nicht über den Weihnachtszauber zu reden. Es passiert dann doch immer wieder. Wir wollen aber besinnlich im engsten Kreis der Familie Weihnachten feiern.

Schnee beim Weihnachtszauber 2022 – wäre das ein Traum?

Weihnachtszauber-Veranstalter Sebastian Küchenmeister, rechts, und Pressesprecher Alex Talash. Küchenmeister wünscht sich Schnee für den Weihnachtszauber 2022.
Weihnachtszauber-Veranstalter Sebastian Küchenmeister, rechts, und Pressesprecher Alex Talash. Küchenmeister wünscht sich Schnee für den Weihnachtszauber 2022. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Was wünschen Sie sich für dieses Jahr beim Weihnachtszauber? Schnee?

Schnee wäre super. Auf unserer Tasse, die noch nicht veröffentlicht ist, steht „Love, Peace Joy – Liebe, Frieden und Freude“. Das wünschen wir uns natürlich. Schön knackig kalt und Schnee wären ein Traum dazu. Wir hatten das nur im ersten Jahr einmal. Jetzt wäre es mal wieder an der Zeit.

Schnee wäre für den Betrieb eher unpraktisch oder?

Trocken und kalt wäre es tatsächlich besser. Bei null Grad und Trockenheit schmeckt der Glühwein am besten. Bei Schnee müssen wir etliche Vorkehrungen treffen, Wege räumen. Aber ich würde gerne die Kosten dafür auf meine Schultern nehmen, wenn es dieses Flair gibt.

>>> Zur Person >>>

Sebastian Küchenmeister ist 35 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat einen achtjährigen Sohn. Küchenmeister führt den Schausteller-Betrieb in der fünften Generation. „Es ist mein Wunsch, dass mein Sohn das auch irgendwann mal so weiterführen wird.“