Herne. Das Unternehmen „Modellmacher“ aus Herne vertreibt online nachhaltige Businessmode für Frauen. Wie es zur Gründung des Shops gekommen ist.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal selbst mache“, verrät Katrin Lorenz-Wehmeyer. 2021 hat sie mit Modellmacher ihr eigenes Unternehmen in Herne am Shamrockpark 1 gegründet. In ihrem Online-Shop vertreibt sie unter dem Label „Modellage“ nachhaltig in Deutschland gefertigte Businessmode für Frauen.

Doch wie kam die 54-jährige Wattenscheiderin dazu, sich mitten in der Corona-Krise selbstständig zu machen? „Als ich damals meine Ausbildung bei der Klaus Steilmann GmbH in Wattenscheid gemacht habe, war es normal, dass Fertigungsbetriebe in der Nähe waren“, erinnert sich die geschäftsführende Gesellschafterin. Dann kam die Globalisierung und alle entdecken China „als Wunderland der Produktion“. „Ich habe mich immer gefragt, was daran besser sein kann: Die Mode hat Lieferzeiten von drei bis vier Monaten, kommt zum Teil unfertig an, muss aufbereitet werden.“ Auch habe es aufgrund der Fertigung in China viele Retouren gegeben, trotz des hohen Preisniveaus. „Ich fand das schon immer unsinnig, zumal auch die Qualität enorm darunter litt.“

Erste Kollektion wurde 2022 produziert

Die Idee, Modeproduktion – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – wieder nach Deutschland zu holen, trieb die Wattenscheiderin schon lange um. 2012 hatte sie eine finanzielle Unterstützung in Aussicht. „Als das nicht klappte, zerplatzte meine Seifenblase.“ Los gelassen hat sie sie jedoch nicht. 2016 reichte Lorenz-Wehmeyer ihr Konzept beim Wettbewerb „Senkrechtstarter“ ein – erfolgreich. Eine finanzielle Unterstützung bekam sie trotzdem nicht. „Als letztes Jahr mein Vater starb und ich eine Immobilie erbte, dachte ich, dies müsse doch nun Sicherheit genug sein.“ Doch, die Bank wollte keine Finanzierung genehmigen. Also verkaufte Katrin Lorenz-Wehmeyer die Immobilie und hatte endlich ihr Startkapital.

Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch:

„Ich bin Kauffrau und brauchte eine Designerin.“ Mit Modedesignerin Anja Schneidersmann fand sie im Januar 2022 die passende Partnerin für ihre Pläne. Eine erste Kollektion war schnell fertig. Nun brauchte es noch produzierende Partner. „Ich habe einen kleinen Betrieb in Herten gefunden, doch die hatten leider einen Wasserschaden, sodass sich die Fertigung auf unbestimmte Zeit verschob.“ So suchte sie weiter und fand eine Firma in Hamburg, die die ersten Kleidungsstücke fertigte. „Leider passten wir nicht so gut zusammen.“

Am Shamrockring 1 in Herne hat das Unternehmen seinen Sitz.
Am Shamrockring 1 in Herne hat das Unternehmen seinen Sitz. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Durch Zufall stieß die Gründerin auf die Firma „ErceTex“ aus Herne-Börnig. „Wir waren vorher in Niedersachsen ansässig und sind für einen großen Auftrag nach NRW gekommen“, erklärt Alyna Erceyes, Geschäftsführerin von ErceTex. „Wir haben uns wirklich gesucht und gefunden.“

Motto der ersten Kollektion: „Business goes Casual“

Schnell waren die ersten Stücke gefertigt, die nun auf neue Besitzer warten. Das Motto der ersten Kollektion lautet „Business goes Casual“. „Businessmode für Frauen muss bequem sein und gut aussehen“, betont Katrin Lorenz-Wehmeyer. Sie soll nach langer Zug- oder Autofahrt immer noch sitzen und das präsentieren, was die Frau darstellen möchte. „Zusätzlich sind alle Teile unserer Basisreihe kombinierbar, sodass sie auch in der Freizeit getragen werden können.“ Einfach Blusenshirt mit Jeans kombinieren, fertig. Weitere Kollektionen sollen folgen.

„Mein langfristiges Ziel ist, einen Laden aufzumachen“, sagt Katrin Lorenz-Wehmeyer. Wer wertige Kleidung kauft, möchte sie vorher sehen und anfassen. „Zum Einzelhandel gehört für mich immer Dienstleistung und Kooperation dazu.“ So könne sie sich vorstellen, Friseur, Änderungsschneiderei und mehr unter einem Dach zu vereinen und gemeinsam Events für Kundinnen zu starten. Doch zunächst gelte es erst einmal, sich einen Namen zu machen und die erste Kollektion abzuverkaufen.

„Ich möchte etwas ändern“, betont sie. Doch leider sei es gar nicht so einfach, finanzielle Unterstützung für ein solches Unterfangen zu erhalten, so dass sie als Unternehmerin stets auf der Suche nach neuen Finanzierungen sei. Hauptmotivator sei, die Überzeugung der Wegwerfmentalität und dem Klimawandel etwas entgegen zu setzen. Zwar könne leider nicht jeder Stoff nachhaltig produziert werden, aber man könne die Produktion nach Deutschland zurückholen und nachhaltig gestalten. „Dazu braucht es Mut, aber ich hoffe, dass viele meinem Beispiel folgen werden.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Das Unternehmen

  • Modellmacher besteht aktuell aus Katrin Lorenz-Wehmeyer, einer angestellten Modedesignerin sowie einer Schnittdirektrice als Aushilfe.
  • Ihre aktuelle Kollektion sowie zahlreiche Informationen zu Modellmacher gibt es unter www.modellmacher.net.