Herne. Einige Städte kommen bei der Aufnahme von Geflüchteten an ihre Grenzen. Wie die Lage in Herne ist und warum die Großunterkunft noch leer steht.
Noch immer fliehen Hunderte Ukrainerinnen und Ukrainer vor dem Krieg in ihrem Heimatland. Einige Städte in Deutschland stoßen bei der Aufnahme der Geflüchteten inzwischen wieder an ihre Grenzen, räumen Turnhallen frei und kündigen Aufnahmestopps an. Doch wie ist die Lage in Herne? Merkt die Stadt ebenfalls einen starken Anstieg der Zahlen? Ein Überblick über die aktuelle Lage:
In Herne sei ein leichter Anstieg zu merken, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Nachfrage der WAZ. Allerdings bewegten sich die Zahlen noch auf einem recht niedrigen Niveau. Seit dem 1. August seien 234 Anmeldungen erfolgt. Insgesamt seien zurzeit 1353 Geflüchtete aus der Ukraine in Herne gemeldet.
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In den vergangenen sechs Wochen seien 140 Menschen gekommen, „somit circa 23 Personen wöchentlich“, so Hüsken. Zum Vergleich: Im März hatte sich die Zahl der in Herne angemeldeten ukrainischen Kriegsflüchtlinge innerhalb von sieben Tagen mehr als verdoppelt und war auf 400 gestiegen. Die damalige Prognose der Stadt - sie rechnete mit ähnlichen Dimensionen wie im Jahr 2016 – hat sich nicht erfüllt. Mittlerweile verlassen bereits wieder einige Ukrainer und Ukrainerinnen Herne. „Seit dem 1. Februar gab es bisher 187 Abmeldungen.“
Stadt Herne baut Container für die kommenden Monate auf
Aber woran liegt es, dass in Herne die Lage noch entspannt ist, während andere Städte bereits wieder Turnhallen freiräumen müssen, um die Menschen aus der Ukraine unterzubringen? „In Herne konnte durch ein funktionierendes Umzugsmanagement und Umzüge in Privatwohnungen Platz für weitere Flüchtlinge geschaffen werden“, so Hüsken. Außerdem seien noch genügend Kapazitäten in den vorhandenen Unterkünften vorhanden gewesen. Zusätzlich seien zur Vorbereitung auf die kommenden Monate Container an einer Unterkunft aufgestellt worden, die für die Unterbringung von maximal 60 weiteren Personen zur Verfügung stünden. Kommunen, die bereits in den letzten Jahren ihre Kapazitäten stark zurückgefahren hätten, müssten nun wieder aufrüsten, so Hüsken.
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Viele der Geflüchteten sind schon von Beginn an in privaten Unterkünften unterkommen, andere kamen in städtische Einrichtungen. Zurzeit lebten 260 Menschen in seitens der Stadt angemieteten Wohnungen. In städtischen Unterkünften leben laut Hüsken etwa 220 Ukrainerinnen und Ukrainer – davon 120 in der Janosch-Schule, 50 an der Ackerstraße, 35 am Zechenring und der Rest verteilt.
Großunterkunft in Herne soll doch erst 2023 öffnen
Eine der größten Unterkünfte, die für Geflüchtete in Herne öffnen sollte, ist die Großunterkunft an der Dorstener Straße. Bereits 2016 wurden dort Hunderte Menschen untergebracht. Erneut aufgebaut wurde sie im April dieses Jahres, eigentlich sollte sie im Mai öffnen – doch noch immer wohnen dort keine Geflüchteten. Warum nicht? Laut Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg, die für diese Unterkunft zuständig ist, soll die Inbetriebnahme voraussichtlich im Januar 2023 mit zunächst 400 Plätzen erfolgen. „Im Vorfeld sind aktuell noch Dienstleistungen für Betreuung, Sicherheit, Verpflegung etc. auszuschreiben und zu vergeben“, teilt Sprecherin Ursula Kissel mit. Vor der Inbetriebnahme müssten die Dienstleister gegebenenfalls noch benötigtes Personal akquirieren. Alle Ukraine-Einrichtungen des Landes NRW seien aktuell zu 22 Prozent ihrer aktiven Kapazität ausgelastet, so Kissel.
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Laut Stadt laufe die Unterbringung abgesehen von kleineren Problemen bisher „grundsätzlich gut“. Problematisch sei jedoch weiterhin, dass es an verlässlichen Prognosen für das weitere Zuweisungsgeschehen fehle und die sogenannte Quotenregelung nicht transparent genug sei. Das heißt: Die Zuweisungen erfolgten nach einer bestimmten Quote, dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, so Hüsken. „Die Verteilung nach diesem Verfahren ist nicht sehr transparent und kaum nachvollziehbar.“
Alle Zahlen Stand 5. Oktober
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- Von den 1353 Menschen aus der Ukraine, die derzeit in Herne leben, sind laut Stadt 448 minderjährig.
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