Herne. Der „Spiegel“ fragt: Sind die „Segelschuhjungs“ der Jungen Union schuld an Problemen in der CDU? Wie die Lage beim CDU-Nachwuchs in Herne ist.

„Die Segelschuhjungs“ lautet der Titel eines aktuellen „Spiegel“-Berichts über die Junge Union (JU). Das Magazin berichtet, dass einige in der CDU die Probleme der Partei auch auf die „altbackene“ und „piefige“ Nachwuchsorganisation zurückführten, deren Mitglieder BWLer oder Juristen seien und die als Segelschuhjungs bezeichnet würden. Was Hernes JU-Vorsitzender über Parteifreunde mit Segelschuhen sagt und wie er die Situation „seiner“ Jungen Union vor Ort bewertet.

Die CDU sei darauf angewiesen, dass die Junge Union der Motor der Partei ist, zitiert der „Spiegel“ die stellvertretende Bundesvorsitzende Karin Prien. In Herne sei dieser Anspruch durchaus Realität, erklärt Jascha Alexander Hoppe (23), der seit einigen Wochen an der Spitze der heimischen JU steht.

Im Sommer wurde Jascha Hoppe (2.v.re.) zum neuen Vorsitzenden der Jungen Union in Herne gewählt. Zum engeren Vorstand zählen auch (v.li.) Annemarie Bröder, Lea Sobecki und Denise Fräbel.
Im Sommer wurde Jascha Hoppe (2.v.re.) zum neuen Vorsitzenden der Jungen Union in Herne gewählt. Zum engeren Vorstand zählen auch (v.li.) Annemarie Bröder, Lea Sobecki und Denise Fräbel. © Junge Union

JU-Mitglieder hätten innerhalb des CDU-Kreisverbandes „etliche Schlüsselpositionen“ eingenommen. Parteichef Christoph Bußmann (34) sowie fast die Hälfte des gewählten Kreisvorstandes stammten aus den Reihen der Jungen Union. Hinzu kämen Mandate in städtischen Gremien: Er selbst sei beispielsweise Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion Eickel, Markus Mähler (31) Mitglied des Rates, so Hoppe.

Nur fünf CDU-Mitglieder sind in Herne 20 Jahre oder jünger

In der Breite stellt sich die Situation jedoch etwas anders dar. 81 Mitglieder habe die Junge Union zurzeit in Herne; ein gutes Drittel davon sei weiblich, berichtet der JU-Vorsitzende. Die Mitgliederzahl sei rückläufig: Rund zehn Prozent habe man in den vergangenen fünf Jahren verloren. Eine Entwicklung, die auch in anderen Jugendorganisationen zu beobachten sei. „Ich bin aber recht zuversichtlich, dass wir es schaffen werden, diesem Trend entgegenzuwirken“, sagt der OP-Pfleger im Eickeler EvK.

Um im Bild zu bleiben: Die Mutterpartei ist mit Blick auf die Mitgliederstruktur in Herne längst auf der Intensivstation. Von 516 Menschen mit CDU-Parteibuch sind aktuell gerade mal fünf zwischen 16 und 20; in der Gruppe der 21- bis 30-Jährigen gibt es aktuell 23 Herner Christdemokratinnen und Christdemokraten. Zum Vergleich: 71 Jahre und älter sind 216 Mitglieder (41,8 Prozent).

Hoodie statt Polohemd

14 bis 35 Jahre beträgt die Altersspanne bei der JU. Konkrete Aussagen zur Altersstruktur innerhalb der Herner Jungen Union könne er zurzeit nicht machen, weil die Mitgliederdatenbank durch die Geschäftsführung - die Stelle ist seit Monaten unbesetzt – verwaltet werde, sagt der Eickeler. Das gelte auch für die Frage, wie viele JU-ler parallel auch der CDU angehören. Grob überschlagen hätten derzeit rund 35 Prozent die Doppelmitgliedschaft.

Und die Sache mit den Segelschuhen? Die besitze er nicht, stellt Hoppe klar. „Ich arbeite aber gerade an meinem Sportbootführerschein unter Antriebsmaschine.“ Er ziehe das Motorboot dem Segelboot vor. Er passe aber wohl auch deshalb nicht in das vom „Spiegel“ gezeichnete Bild, weil sein Griff im Privaten eher zum Hoodie als zum Polohemd gehe (Ausnahmen bestätigen offenbar die Regel; siehe oben). Natürlich kenne auch er Segelschuhjungs in der Jungen Union, „aber in Herne werden Sie diese vergeblich suchen.“