Essen. Unternehmer Johannes Kautz aus Essen mag es farbig. Das zeigt sich in den neuen Räumen, die er gerade bezieht. Wie es im Inneren aussieht.

Der Alltag ist in den meisten Büros vor allem eines: Weiß. Vielleicht gesellt sich an den Wänden noch ein dezentes Grau dazu. Und mutig scheint es dann schon zu sein, wenn ein dunkelblauer Teppichboden den einzigen Farbakzent im Raum setzt.

Tristesse in der Arbeitswelt. Nicht so bei Johannes Kautz. Der Start-up-Gründer erweitert gerade in der Essener Max-Keith-Straße seine Büroflächen und setzt dabei auf eine regelrechte Farbenexplosion. Die Wände und Decken der neuen Räume sind in einem kräftigen Blau, in schrillem Magenta und in leuchtendem Gelb gestrichen. Selbst die Küche – die in einem tiefen Schwarz gehalten ist – sticht da heraus.

Johannes Kautz weiß: „Das bricht mit allen Sehgewohnheiten.“ Innenarchitekten würden wahrscheinlich in der Tat den Kopf schütteln ob dieser Farbenopulenz in den Arbeitsräumen. Zwar ist längst bekannt, dass Farben in Büros das Wohlgefühl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen steigern können und somit die Motivation und die Produktivität. Allerdings raten Experten stets zum bewussten und dezenten Farbeinsatz. „Ich habe allerdings noch nicht gemerkt, dass es zu Gefühlsschwankungen bei meinen Mitarbeitern gekommen ist“, meint Kautz schmunzelnd.

Schon in den Geschäftsräumen seiner Firma Abihome setzte Johannes Kautz auf viel Farbe und Design, wie die Lampe mit Pferd von Moooi beweist.
Schon in den Geschäftsräumen seiner Firma Abihome setzte Johannes Kautz auf viel Farbe und Design, wie die Lampe mit Pferd von Moooi beweist. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dezent sind die Büros von Johannes Kautz freilich nicht, bewusst aber sind die Farben durchaus gewählt. Denn es handelt sich um das Standardfarbmodell der Drucktechnik für den Vierfarbdruck: CMYK. Das ist die Abkürzung für Cyan, Magenta und Yellow sowie K für den Schwarzanteil.

Geschäftserfolg mit Abihome, nun kommt Hoodie hoo

Die Farben greifen das auf, worauf der Geschäftserfolg des Unternehmers Kautz beruht: dem Drucken von Abi-Zeitungen und Abi-Shirts. Sein Dienstleistungsunternehmen rund ums Abitur, die Abihome GmbH, ist in diesem Segment Marktführer in Deutschland und gerade baut Kautz mit der Hoodie Hoo Agency eine weitere Firma auf. Diese bietet Kapuzenpullover an, die Kunden vom Aufdruck über Stickereien, farbige Kordel oder Etiketten im Internet individuell gestalten können.

Was mit einem Auftrag der NRW-Polizei begann, die bei ihm Retro-Hoodies bestellte, ist binnen kurzer Zeit stark gewachsen. Neben Universitäten ordern mittlerweile auch Firmen oder Fußballvereine wie der 1. FC Nürnberg Hoodie-Kleinserien bei ihm. Der Umsatz erreicht nach nur einem halben Jahr schon die Millionenschwelle.

Neue Produktionshalle in der Türkei ist genauso bunt

Kautz braucht daher nicht nur mehr Platz in seinem Essener Büro, sondern er lässt gerade eine ganze Produktionslinie für die Hoodies im türkischen Izmir errichten. Die Fertigungshalle dort ist schon gestrichen. In welchen Farben dürfte nicht überraschen: in CMYK. Schon die Maler in Essen hätten eher sparsam reagiert, als sie das Farbkonzept für die Büros sahen. In der Türkei seien die Reaktionen der Handwerker allerdings stärker gewesen, berichtet Johannes Kautz, ohne ins Detail gehen zu wollen.

Der 38-Jährige liebt es auch privat farbig, wie ein Foto in seinem Handy zeigt. Sein Wohnzimmer ist in Dunkelgrün und Rosa gestrichen. Aber nicht nur Farben sind seine Passion. Johannes Kautz sammelt seit vielen Jahren gebrauchte Designermöbel. Und da der Platz zu Hause langsam zu eng wird, finden sich einige nun in den neuen Geschäftsräumen wieder: der orangefarbene Pantonteppich zum Beispiel, Leuchten aus dem früheren Palast der Republik in Ostberlin oder Stühle von Charles Eames.

Andere Designstücke hat er extra gekauft, wie die knallbunte Couch von B&B Italia oder die spinnenartige Lampe von Moooi, die über dem Konferenztisch schwebt. Das Sideboard von USM Haller ließ er passend in Cyan beschichten. Es setzt jetzt passend im Magenta-Büro Akzente.

Für Johannes Kautz ist die ungewöhnliche Farbgestaltung nicht nur Selbstzweck. Der Unternehmer ahnt, dass sein etwas anderes Büro auf jeden Fall einen Effekt hat: „Wenn jemand zu Besuch war, dann erinnert er sich mit Sicherheit an uns.“