Herne. Die Situation auf den Herner Intensivstationen ist angespannt – aber nicht nur wegen Corona. Patienten auf der Intensivstation sind ungeimpft.
Die Inzidenzen steigen bundesweit und auch in Herne zurzeit wieder stark an. Am Freitag ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Herne um etwa 20 Punkte gestiegen. Und auch in den Krankenhäusern macht sich der Anstieg bemerkbar. Bundesweit warnen Ärzte vor zu vielen Lockerungen und damit verbunden vor einer erneuten Überlastung der Intensivstationen der Krankenhäuser. Doch wie ist die Situation in Herne? Die WAZ hat bei den Krankenhausgruppen nachgefragt:
In der Evangelischen Krankenhausgruppe seien die Intensivstationen an beiden Standorten in Herne und Eickel komplett belegt, sagt Danh Vu, Verwaltungsdirektor des EvK Herne. Kein Bett sei mehr frei (Stand: 4. November). Aber: Das liege nicht an der steigenden Inzidenz, denn zurzeit würde nur ein Corona-Patient auf der Intensivstation behandelt.
Corona-Patienten, die intensivpflichtig seien, hätten schwere Verläufe, die mit langen Klinikaufenthalten verbunden seien, sagt Vu. „Wer als Corona-Patient im stationären Bereich behandelt wird, ist in der Regel vollständig geimpft und hat einen milderen Verlauf, so dass er nach wenigen Tagen wieder nach Hause entlassen werden kann.“
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Corona-Patienten auf Intensivstationen in Herne nicht geimpft
Im Gegensatz zu den vergangenen Pandemiewellen sei die Situation in Herne im Vergleich zu anderen Städten noch relativ entspannt, was den Inzidenzwert angehe. Deshalb sei es bislang noch nicht notwendig gewesen, Operationen abzusagen oder zu verlegen. „Bei uns ist die Notfall-Versorgung ebenso gesichert wie die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit anderen Krankheitsbildern.“ Die Corona-Patienten, die in der letzten Zeit auf der Intensivstation behandelt wurden, seien in der Regel nicht geimpft gewesen und hätten meistens ein höhres Lebensalter gehabt.
Auch wenn inzwischen viele Menschen geimpft seien, bedeute dies nicht, dass dadurch die Übertragung der Virenlast gestoppt sei, betont Vu. „Deshalb halte ich generell die 2G-Regel, Abstand und Maskenpflicht für unverzichtbar.“ Was die Schulen betreffe, „so wissen wir dank aktueller Studien, dass Kinder und Jugendliche im Falle einer Covid-19-Infektion zwar leichtere Verläufe haben, dass sie aber die Virenlast nach Hause bringen und dort für eine Weiterverbreitung sorgen“. Deshalb plädiere der Verwaltungsdirektor für eine Maskenpflicht in den Schulen. Diese war erst vor einer Woche aufgehoben worden.
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St. Elisabeth Gruppe musste noch keine Operationen verschieben
In den Herner Krankenhäusern der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr sieht die Situation ähnlich aus. Auf den Intensivstationen seien derzeit 85 Prozent der 44 Intensivbetten belegt, berichtet Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe. Aber auch hier seien es nicht nur die Corona-Patienten, die die Betten belegen. Insgesamt lägen momentan drei Patienten auf den Intensivstationen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, so Freitag. „Weder diese drei Patienten noch die Patienten, die in den vergangenen Wochen mit einer Covid-19-Infektion auf unseren Intensivstationen betreut wurden, sind geimpft gewesen.“
Genau wie in den Krankenhäusern des EvK stünden auch bei der St. Elisabeth Gruppe genügend Kapazitäten zur Verfügung, sodass bisher keine Operationen abgesagt oder verschoben werden mussten.
>>>Starker Anstieg der Inzidenz
Laut Stadt liegen derzeit 20 Personen stationär in Herner Krankenhäusern. Zum Vergleich: Am 8. Oktober waren es acht.
Auch die 7-Tage-Inzidenz hat im vergangenen Monat einen Sprung gemacht. Lag sie am 8. Oktober noch bei 45,9, liegt sie mittlerweile wieder bei 102,6.