Herne. Der Herner Heiko Burak wurde stark schwerhörig geboren. Mittlerweile gibt er Gebärdensprachen-Unterricht – im Internet. Wie das funktioniert.
Heiko Burak ist schwerhörig. Fast taub ist der Herner auf die Welt gekommen. Auch seine Familie ist schwerhörig, sein Vater sogar gehörlos. Die Gebärdensprache gehörte für den 28-Jährigen also bereits von Kindesbeinen an zum Leben dazu. „Die ersten Wörter in der Gebärdensprache habe ich als Kind beim Spielen mit meinem Cousin gewechselt“, sagt Heiko Burak.
Seit seiner Kindheit trägt er ein Hörgerät, vor etwa zehn Jahren hat er zudem ein Cochlea Implantat bekommen, das ihn noch besser hören lässt. Aber: Richtig gut hören kann der Herner dadurch trotzdem nicht. Neben dem Gesprochenen orientiert er sich in einem Gespräch auch immer an den Lippen des Gegenübers, erklärt er. Durch seine Zeit an einer regulären Grund- sowie weiterführenden Schule hat er so gelernt, sich zu verständigen – sowohl mit der gesprochenen Sprache als auch mit der Gebärdensprache.
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Herner gründet 2019 die Plattform
Bereits in seiner Schulzeit wurde er häufig darauf angesprochen, wie die Gebärdensprache funktioniert und ob es schwierig ist, diese zu lernen. „So bin ich irgendwann auf die Idee gekommen, die Sprache zu unterrichten.“ 2019 setzte Heiko Burak seinen Plan in die Tat um und gründete seine eigene Online-Plattform, auf der er Interessierten Unterricht gibt. Dass das alles online stattfindet, war dabei keine Auswirkung von Corona, sondern von Anfang an geplant: „Ich wollte auch Menschen erreichen, die nicht in der unmittelbaren Umgebung wohnen.“
Mittlerweile hat er bereits Kundinnen und Kunden aus ganz Deutschland unterrichtet – mit Erfolg. Denn alle seine bisherigen Kundinnen und Kunden hätten sich nach Abschluss des Unterrichtes für mindestens eine halbe bis eine Stunde in der Gebärdensprache über verschiedene Themen unterhalten können, berichtet er.
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Wie oft und wann der Unterricht stattfindet, wird individuell geregelt, „ich passe mich da meinen Kundinnen und Kunden an“. Denn das ist das Besondere an dem Unterricht von Heiko Burak: Er ermöglicht eine Eins-zu-Eins-Betreuung. „Es gibt viele Gebärdensprach-Kurse zum Beispiel an der VHS. Da werden dann aber Gruppen unterrichtet, sodass häufig jemand auf der Strecke bleibt.“ Neben den Einzelstunden bietet der 28-Jährige aber auch Gruppenstunden an, in denen die Sprache im Gespräch geübt werden kann.
„Das Problem ist, dass man unsere Behinderung nicht sieht“
Seine Kundinnen und Kunden kommen aus ganz unterschiedlichen Beweggründen zu ihm. Einige haben beruflich mit Gehörlosen zu tun und wollen sich mit ihnen verständigen können, andere wollen sie aus rein privaten Gründen lernen - beispielsweise hörende Eltern, die ein gehörloses Kind bekommen haben. „Aber es ist für niemanden verkehrt, die Gebärdensprache zu beherrschen“, betont Heiko Burak. „Gerade für Notfallsanitäter oder Polizisten kann das oft von Vorteil sein.“ Gehörlose Menschen würden noch zu oft vergessen und nicht bedacht, sagt er. „Das Problem ist, dass man unsere Behinderung nicht sieht.“
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Für die Zukunft plant der Herner, sein Business noch zu erweitern und eventuell Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. Denn für die Kundinnen und Kunden sei es von Vorteil, mit unterschiedlichen Gesprächspartnern zu üben, denn auch in der Gebärdensprache gebe es verschiedene „Aussprachen“ und Dialekte. Je nach Region würden Wörter unterschiedlich gezeigt. Ein weiterer Plan: Ansprechpartner für Einrichtungen, wie beispielsweise Kitas, zu sein. „In einigen Kitas werden Babygebärden benutzt, das hat aber noch nichts mit der Gebärdensprache zu tun“, betont er. „Da möchte ich gerne beratend zur Seite stehen.“
Alle Infos zu dem Gebärdensprachen-Unterricht gibt es unter heikoburak.de.
>>>Weitere Infos: Treffen vor Ort
- Am 8. Oktober wird es das erste Vor-Ort-Treffen mit allen Kundinnen und Kunden in Herne geben.
- Gemeinsam werden sie in der Kreuzkirche einen Gottesdienst feiern und sich danach – natürlich in Gebärdensprache – austauschen.