Herne. . Für die hörbehinderten und gehörlosen Zuschauer war es eine Premiere, auch wenn der Theaterverein Fidele Horst in dieser Saison nicht das erste Mal mit „Die vertagte Nacht“ auf der Bühne stand. Ganz neu war allerdings der Einsatz von Gebärden-Dolmetscherinnen, die am linken Bühnenrand agierten.

Das in Herne bereits erfolgreich gelaufene Theaterstück „Die vertagte Nacht“ feierte am Samstag im Kulturzentrum erneut Premiere - als Inklusions-Kulturveranstaltung für Hörende und Gehörlose.

Schon vor über einem Jahr hatte der Vorsitzende des Theatervereins „Fidele Horst“ Bernd Vollmer mit dem Regisseur Olaf Weichert diese besondere Veranstaltung geplant, nachdem ein Gast Vollmer angesprochen hatte, ob man den Ton für die Schwerhörigen besser regeln könne. „Wir versuchten, den Ton durch die Induktionsanlage zu verbessern, uns fiel aber dabei auf: Gehörlosen half die Anlage nicht“, erzählt Bernd Vollmer. Daraus habe sich dann die Idee entwickelt, Gebärdensprache-Dolmetscherinnen für eine Vorstellung zu engagieren.

Engagierte Übersetzerinnen

Olaf Weichert sprach Christina Kirketerp und Nora Bauckhorn an. „Mit den Damen hatten wir Glück: Beide haben als Übersetzerinnen Bühnenerfahrung, waren engagiert und auch noch mit dem Herzen dabei“, sagt Weichert. Trotzdem sei das Projekt erst mal ein Versuch. „Aber wenn es gut ankommt, planen wir zu jedem Stück eine extra Inklusions-Veranstaltung“, so Vollmer vor Beginn. Mit ihm begrüßte Bettina Szelag die Zuschauer. Besonders sympathisch: Die „Schirmherrin für gehörlose Behinderte in Herne“ wünschte allen Anwesenden auch in Gebärdensprache „Viel Spaß“. Gespannt wartete da schon Heiko Burak auf die Aufführung, seit seiner Geburt gehörlos: „Ich bin das erste Mal Zuschauer bei einem Theaterstück für Gehörlose, es wäre toll, wenn alles gut klappt.“ Die Sitzplätze des linken Blocks waren für die Hörbehinderten reserviert, denn auf der linken Bühnenseite standen auch die von einem Scheinwerfer angestrahlten Dolmetscherinnen - der einzige Unterschied zu anderen Theateraufführungen.

Am Ende trat Martin Ruhmann, Diakon und Seelsorger der Gehörlosen-Gemeinde Herne, auf die Bühne und forderte auch die hörenden Zuschauer auf, in Gebärdensprache zu klatschen. „Wir haben es so empfunden, dass alle Zuschauer begeistert waren“, sagt Olaf Weichert. Als quasi der ganze Saal der Aufforderung gefolgt sei, sei das ein richtiger Gänsehaut-Moment gewesen, so der 56-Jährige Regisseur. Der Theaterverein wartet nun ein Statement der Gehörlosen-Gemeinde ab, bevor weitere Inklusions-Veranstaltungen fest geplant würden.

„Es gibt sehr wenig kulturelle Angebote für Gehörlose und ein gemeinsames Projekt für Hörende und Gehörlose ist um so seltener“, sagt Martin Ruhmann. Er sei sicher, dass das Projekt sehr gut angekommen sei. „Endlich können auch gehörlose in Herne Kultur erleben.“