Herne. Was passiert, wenn man Strom und Gas nicht mehr bezahlen kann? Dominik Lasarz von den Stadtwerken Herne erklärt, wie eine Sperrung abläuft.
Der Energiepreis-Schock sorgt immer mehr Menschen. Wegen der explodierenden Energiepreise kommen viele Haushalte an ihre Grenzen. Wer Strom und Gas nicht zahlen kann, muss eine Sperre fürchten. Aber wie läuft das eigentlich ab? Dominik Lasarz, Leiter des Kundenservice bei den Stadtwerken Herne, erklärt.
Ich habe eine Rechnung nicht bezahlt. Droht jetzt eine Sperre?
Erstmal nicht, sagt Dominik Lasarz. Im Rahmen des Energiewirtschaftsgesetzes und der Grundversorgungsordnung seien einige Schritte bis zur Einstellung der Versorgung einzuhalten: „Wir kündigen eine Sperrung an, wenn sich ein Rückstand aus mindestens zwei Abschlägen mit einer Gesamtforderung von mehr als 100 Euro oder einer Jahresabrechnung mit einer Forderung von mehr als 100 Euro zusammensetzt.“
Bekomme ich vorher eine Mahnung?
Selbstverständlich, sagt Lasarz. Die Stadtwerke Herne verschickten mehrere Mahnungen, ehe es zur Sperrung kommt. Die erste werde 14 Tage nach Fälligkeit einer Forderung verschickt. Diese habe ein Zahlungsziel von vier Wochen. Wichtig sei, dass Kunden nicht bis zur letzten Mahnung warten, sondern frühzeitig auf das Unternehmen zukommen, um die Probleme zu klären. „In 75 Prozent der Fälle können wir eine Lösung finden und die Sperrung vermeiden.“
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Welche Lösungen können das sein?
Das sei sehr individuell. In vielen Fällen lasse sich über eine Ratenzahlung eine erträgliche Tilgungshöhe der Rückstände vereinbaren. Diese sogenannte Abwendungsvereinbarung versendeten die Stadtwerke nicht nur, wie gesetzlich vorgeschrieben, in der Grundversorgung, sondern tarifunabhängig mit der Sperrankündigung. Darüber hinaus kooperiere der Versorger mit zahlreichen Organisationen aus Herne, wie der Verbraucherzentrale, der Schuldnerberatung oder dem Energiesparservice der Caritas. Einen Flyer, der im Arbeitskreis „Energiesperren“ entwickelt wurde, und zu den zahlreichen Beratungsstellen informiert, werde zudem seit kurzem allen Mahnungen und Sperrankündigung beigelegt. Im Zuge der Stadtwerke-Kampagne „Herne spart Energie“ will das Unternehmen seinen Kunden jedoch bereits im Vorfeld beim Energiesparen unterstützen.
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Und wenn ich nicht auf Mahnungen reagiere?
Dann werde es irgendwann kritisch. Der letzte Brief sei die Ankündigung der Versorgungseinstellung unter Angabe des Sperrtermins. „Im Gegensatz zur gesetzlichen Vorgabe versenden wir Sperrankündigungen mit einer Frist von 14 anstatt acht Tagen, um den Kunden noch etwas mehr Zeit einzuräumen, die Sperrung zu verhindern“, sagt Lasarz.
Und wenn Strom/Gas weg sind?
Dann werde es schon schwieriger: „Wer auf die zahlreichen Anschreiben und Angebote nicht reagiert, hat deutlich weniger Spielraum.“ Dennoch sei in individuellen Gesprächen weiterhin eine Lösung möglich.
Wie oft stellen die Stadtwerke Strom oder Gas ab?
In Herne werde bei durchschnittlich 1800 Zählern pro Jahr die Versorgung eingestellt. Dies entspreche rund 1,5 bis 1,6 Prozent der Kundinnen und Kunden.
Die Nachzahlung wird sicher auch sehr hoch. . .
Nein, nicht zwangsläufig, meint Lasarz. Mit den steigenden Energiekosten würden auch die Abschläge entsprechend angepasst, um so eine Nachzahlung zu verhindern. Zudem böten die Stadtwerke in ihrem Online-Kunden-Center den Abschlagshöhencheck an. Mit diesem kostenfreien Angebot werde der monatliche Abschlag im Rhythmus von einem halben Jahr geprüft und eine Empfehlung zur Anpassung gegeben. Und falls eine Nachzahlung dennoch unbezahlbar scheine, gelte das Gleiche wie beim Abschlag: „Kommen Sie auf uns zu – nur so finden wir eine Lösung.“
Aber was ist mit Zentralheizungen in Mietshäusern? Werden die auch abgestellt?
Grundsätzlich ja. Begleiche der Vermieter die Abschlagszahlungen oder Nachzahlungen nicht, greife dasselbe Prozedere wie bei der Versorgung einer einzelnen Wohnung.
Aber die Stadtwerke Herne bleiben sicher auch oft auf den Schulden sitzen, oder?
Das komme zuweilen natürlich vor. „Zu befürchten ist, dass die aktuellen Preisentwicklungen unsere Forderungsausfälle im Vergleich zu den Vorjahren deutlich erhöhen dürften“, meint Lasarz.