Herne. Die Stadt Herne plant am Hauptbahnhof Wanne-Eickel ein Fahrrad-Parkhaus für 1,6 Millionen Euro. Die Politik aber sagte Nein – aus diesen Gründen.

Ist das schon das Aus für das geplante vollautomatische Fahrrad-Parkhaus am Hauptbahnhof Wanne-Eickel? Die Politik zog jetzt die Reißleine und stoppte die Pläne der Stadt für den 1,6 Millionen Euro teuren Turm aus Glas für 190 Fahrräder. Tenor: Das Projekt ist teuer, außerdem bleiben Fragen offen.

Die Verwaltung stellte ihre Pläne für das Fahrrad-Parkhaus auf dem Heinz-Rühmann-Platz nun erstmals am Dienstag in der Bezirksvertretung Wanne vor. Die Entscheidung über den Bau sollte dann am 22. September im Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität (DIM) fallen. Dazu wird es aber nicht kommen. Die Bezirksvertretung vertagte ihre Entscheidung – auch deshalb, weil SPD-Ratsherr Roberto Gentilini, der Vorsitzende des DIM-Ausschusses, in die Bezirksvertretung kam und dort begründete, warum er über das Parkhaus nicht abstimmen lassen werde.

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Stadt Herne: Vorhandene Radstation hat keine Entwicklungspotenziale

Eingangs der Sitzung warb Peter Sternemann vom städtischen Fachbereich Tiefbau und Verkehr noch um die Zustimmung des Gremiums. Die vorhandene Radstation, untergebracht in Räumen der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof, habe keine „Entwicklungspotenziale“, sagte er, sprich: Sie könne nicht ausgebaut werden. Mehr und bessere Fahrrad-Stellplätze seien aber nötig, um den Radverkehr zu fördern. Dafür will die Stadt besagtes vollautomatisches Fahrrad-Parkhaus bauen, untergebracht in einem 13 Meter hohen Glasbau. Dieser, so Sternemann, soll zugleich einen „Leuchtturmcharakter“ haben. Die Radstation soll dann künftig als „Reparaturstation“ dienen. Und: 65 Prozent der Bausumme in Höhe von 1,6 Millionen Euro soll von Bund oder Land gefördert werden.

Er stellte die Pläne der Stadt vor: Peter Sternemann vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr.
Er stellte die Pläne der Stadt vor: Peter Sternemann vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Gentilini: Kosten sind zu hoch

DIM-Ausschussvorsitzender Gentilini bat um Rederecht, erhielt es – und legte den Glasturm schnell auf Eis. Natürlich wolle die Politik die Mobilitätswende vorantreiben und natürlich sei es wichtig, Pendlerinnen und Pendlern am Hauptbahnhof eine modernere Radstation anzubieten, sagte der SPD-Ratsherr. Allein: Die städtischen Pläne sorgten bei ihm aus drei Gründen für „arge Bauchschmerzen“. Zuallererst: die Kosten. Diese seien schon jetzt sehr hoch, und erfahrungsgemäß drohten sie bis zum geplanten Baustart 2023 „aus dem Ruder zu laufen“ – auf dann „weit über 2 Millionen Euro“. Das sei zu viel.

Hat „arge Bauchschmerzen“: SPD-Ratsherr Roberto Gentilini.
Hat „arge Bauchschmerzen“: SPD-Ratsherr Roberto Gentilini. © SPD

Apropos Geld: Eine Förderung in Höhe von 65 Prozent sei für eine klamme Stadt wie Herne nicht genug. Es gebe einen Fördertopf, der armen Kommunen für ein solches Projekt bis zu 90 Prozent der Kosten erstattet. Die Stadt solle also schauen, dass mehr Zuschüsse fließen. Außerdem: Was bedeute eigentlich „vollautomatisches Fahrrad-Parkhaus“? „Wir wissen gar nicht, wie das funktioniert“, kritisierte der DIM-Ausschussvorsitzende. Auch deshalb könne man nicht einfach zustimmen. In Heilbronn sei ein solches Fahrrad-Parkhaus gerade gebaut worden, Gentilini regte an, dass sich die Politik dort über die Funktionen informiere. Und auch darüber, ob das Parkhaus störungsanfällig sei und wie schnell Reparaturen durchgeführt werden.

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Die Bezirksvertretung sah die Sache genauso. Die Baukosten seien viel zu hoch, kritisierte Torsten Becker (SPD). Ein einzelner Stellplatz, rechnete er vor, schlage mit 10.000 Euro zu Buche. Das könne man den Bürgerinnen und Bürgern nicht vermitteln. Sie hätten gerade Schwierigkeiten, ihre Gasrechnung zu bezahlen, da komme die Stadt mit so einem Glasturm. Für das ganze Geld könne man besser Radwege bauen. Der SPD-Bezirksverordnete plädierte für eine abgespeckte Version eines Rad-Parkhauses. Ähnlich äußerte sich Frank Droste (CDU). So viel Geld herauszuhauen, könne man sich nicht erlauben, „es gibt auch andere Möglichkeiten“, meinte er. Die Grünen schlossen sich dem an. Die Parteien riefen die Stadt auf, neu zu denken und der Politik andere Lösungen vorzustellen.

Und wie geht es nun weiter? Die Verwaltung müsse nun liefern, sagt Roberto Gentilini. Sie müsse nicht nur die offenen Fragen beantworten, sondern auch eine Alternative zum Glasturm aufzeigen. Und zwar schnell: „Wir brauchen eine zügige Lösung.“ Die Bedingungen am Wanne-Eickeler Hauptbahnhof seien für Radfahrerinnen und Radfahrer wirklich nicht ideal. In Düsseldorf, fügte er an, werde seit drei Jahren an einem ähnlichen vollautomatischen Fahrrad-Parkhaus gearbeitet. So lange könne man hier nicht warten.