Herne. Riesenansturm auf die Cranger Kirmes: Nach den Corona-Pausen strömen die Menschen zum Rummel. Die Menschen strahlen und die Schausteller jubeln.
Die Cranger Kirmes in Herne brummt. Nach zweimaliger Corona-Zwangspause kommen die Menschen in Scharen auf den Rummel: „Das ist quasi wie ein Vulkanausbruch“, freut sich Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes. Seit der Eröffnung am Donnerstag dürften bis Sonntagabend rund 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher nach Crange geströmt sein, schätzt der Veranstalter Stadt Herne.
Die Verantwortlichen strahlten am Sonntag mit der Sonne um die Wette. Von einem Traumstart der ersten Cranger Kirmes nach den Corona-Absagen in 2020 und 2021 war da die Rede, von glücklichen Gesichtern der Besucherinnen und Besucher, tollem Wetter und besten Geschäften der Schaustellerinnen und Schausteller. Im Vorfeld waren die Zweifel groß: Wollen die Menschen überhaupt noch Kirmes? Spätestens jetzt ist klar: Sie wollen! „Die Menschen haben einfach Lust rauszugehen, Spaß zu haben und ihre Sorgen ein Stückweit zu vergessen“, sagt Hernes Kirmesdezernent Frank Burbulla.
Herne: 150.000 Menschen beim Kirmesumzug
Sonntagmittag, eine Stunde nach der Eröffnung, war der Kirmesplatz am Kanal schon wieder rappelvoll. So wie (fast) ganz Wanne-Eickel bereits am Tag zuvor: Sage und schreibe 150.000 Menschen säumten laut Stadtmarketing Herne beim Cranger Kirmesumzug die Straßen – ein neuer Rekord. Bunt, vielfältig und kreativ präsentierten sich die vielen, vielen Festwagen und Fußgruppen auf ihrem Weg von Eickel zum Kirmesplatz. Albert Ritter, der Schaustellerchef, lobte: „So was gibt’s nur hier.“
Die durch Corona arg gebeutelte Schaustellerbranche erlebt nun offenbar ihren zweiten Frühling. „Die Geschäfte laufen gut“, bilanziert Patrick Arens, Vizepräsident des Bundesverbandes der Schausteller und Marktkaufleute. Auch er kennt den Abgesang der Kirmes, der von manchen schon angestimmt wurde. Von wegen: „Kirmes ist in“, sagt er mit Blick auf die proppevollen Gassen. Besonders erfreulich sei, dass nun deutlich mehr jüngere Menschen als vor der Pandemie auf den Rummel kämen: „Wir haben jetzt einen Altersdurchschnitt, da würde jede TV-Station Hurra schreien.“ Sebastian Küchenmeister, der seit rund zehn Jahren unter anderem mit der Riesenschaukel Konga auf Crange ist, kann den Ansturm nur bestätigen. Er habe hier am Samstag sein bislang bestes Geschäft gemacht, erzählt er.
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Hohe Temperaturen, viel Zulauf, dennoch gibt es bislang vergleichsweise wenig Probleme auf dem Gelände. Ein weiterer Pluspunkt, der die Veranstalter entspannt. Knapp 240 Menschen hätten bis Sonntagmittag Hilfe benötigt, etwa weil sie nicht mehr weiter konnten, 55 hätten ins Krankenhaus transportiert werden müssen. Das sei bei den rund 1,5 Millionen nicht viel und der normale Schnitt, sagt DRK-Einsatzleiter Thomas Jarolim. Auch die Polizei spricht von einem reibungslosen und problemlosen Rummel. Einige Festnahmen habe es nach Überfällen und Angriffen gegeben, nichts aber sei ungewöhnlicher oder auffälliger als sonst, so der Wanne-Eickeler Wachleiter Michael Bloch.
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Auch das neue Sicherheitskonzept greife, sagt Eduard Belker, stellvertretender Leiter der städtischen Ordnungsamts. Fünf große Multifunktionsmasten unter anderem mit LED-Displays und Lautsprechern wurden auf dem Platz aufgestellt, um größere Menschenansammlungen zu verhindern. Dazu wird der Platz nun mit Kameras überwacht, die Livebilder auf sieben Monitore übertragen. Wenn plötzlich an einer Stelle zu viele Besucherinnen und Besucher aufeinander treffen, werden sie etwa mit Pfeilen auf den Displays aufgefordert, einen anderen Weg einzuschlagen. „Das klappt“, meint Belker.
Zu meckern gebe es eigentlich nur eines: Noch immer kämen zu viele Menschen mit dem Auto. Auch wenn viele die neu eingerichteten Fahrrad- und E-Scooter-Stationen nutzten, so wollten zu viele Kirmes-Fans noch immer so nah wie möglich am Rummel parken. „Die Parkplätze sind zwischenzeitlich alle voll, genauso wie die Straßen im weiten Umfeld der Cranger Kirmes“, so Polizeisprecher Frank Lemanis. Auch der Rückstau auf der A 42 war groß, deshalb mussten die Autobahnabfahrten Crange und Wanne zeitweise gesperrt werden. Auch kam es dort zu brenzligen Situationen, weil Autofahrerinnen und Autofahrer plötzlich auf der rechten Spur stoppten, um in letzter Sekunde noch in die Abbiege-Schlange auf dem Standstreifen einzufädeln. Die Polizei empfiehlt dringend, nicht mit Autos anzureisen, sondern auf die öffentlichen Verkehrsmittel auszuweichen.