Herne. Wein aus Herne? Bald soll er tatsächlich Realität werden, die steigenden Temperaturen machen es möglich. Hier soll der Weinberg hinkommen.

  • Bald soll in Herne Wein angebaut werden, die steigenden Temperaturen machen es möglich.
  • Am Gysenberg in Sodingen sollen zukünftig die Trauben wachsen. Geplant ist ein Weißwein.
  • Die Stadt Herne sucht derzeit noch Ehrenamtliche, die den Weinberg betreuen wollen.

Wohlsein! In Herne soll künftig Wein angebaut werden. Nach Dortmund und Castrop-Rauxel soll Herne die dritte Stadt im Ruhrgebiet sein, in der Reben gepflanzt werden, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Der Verband hat die Weinproduktion im Revier vor zehn Jahren angestoßen. Angebaut werden soll der Herner Wein im Gysenberg.

Wein im Ruhrgebiet? Das sei wegen des Klimawandels im Ruhrgebiet wieder möglich, sagt Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft. In einem kleinen Projekt testete der Verband am Dortmunder Phoenixsee den Weinanbau. Erfolgreich: Ein zweiter Weinberg entstand in Dortmund-Barop, dort wachsen seit vier Jahren 420 Reben der roten Sorte Cabaret Noir. Im August soll der erste Jahrgang trinkreif sein. Und weil das Ganze so gut läuft, wird in Castrop-Rauxel nun groß gedacht. Am Wasserkreuz, wo die Emscher den Rhein-Herne-Kanal unterquert, wird auf einer Fläche von zwei bis drei Hektar ein Weinberg vorbereitet. 2024 sollen bis zu 9000 Reben gepflanzt werden. Geplanter Ertrag: Rund 50 Hektoliter, wahrscheinlich Burgundersorten.

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Als dritte Stadt soll nun auch Herne seinen Weinberg erhalten – und zwar im Sodinger Gysenberg. Gedacht werde dabei aber eher in kleineren Dimensionen, sagt Emschergenossenschaft-Sprecher Abawi. Sprich: Angepflanzt werden soll vermutlich eine dreistellige Rebenzahl. Wo im Gysenberg, das stehe noch nicht fest, wichtig sei ein Südhang mit viel Sonnenlicht und gutem Boden.

Winzerin Tina Krachten betreut die Mitmach-Weinberge der Emschergenossenschaft. Sie soll sich auch in Herne engagieren.
Winzerin Tina Krachten betreut die Mitmach-Weinberge der Emschergenossenschaft. Sie soll sich auch in Herne engagieren. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

„Es ist ein schönes Signal, dass es hier Weinanbau gibt“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD). Der OB ist auch Ratsvorsitzender der Emschergenossenschaft und hat sich für Wein aus Herne stark gemacht. Wichtig: Wie in Dortmund soll auch der Wein made in Herne nicht kommerziell vermarktet werden. Die 60 Flaschen des aktuellen Jahrgangs vom Phoenixsee sind nicht verkäuflich, sondern werden an die ehrenamtlichen Weinberg-Pflegerinnen und -pfleger verschenkt. Auch in Herne sollen sich Freizeit-Winzer und -winzerinnen um die Reben kümmern, so Dudda zur WAZ. Dafür sollen über das Ehrenamtsbüro der Stadt Menschen gefunden werden, die – unter Anleitung einer Winzerin – den Weinberg hegen und pflegen. „In Dortmund funktioniert das gut“, so der OB. Die Stadt stelle bei dem Gemeinschaftsprojekt die Fläche zur Verfügung.

Start des Weinanbaus kann „schnell gehen“

Setzt auf Cabernet blanc: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda.
Setzt auf Cabernet blanc: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Anfang August, sagt der Oberbürgermeister, treffen sich die Beteiligten im Gysenberg, um das Projekt unter Dach und Fach zu bringen. An Bord ist dann auch Winzerin Tina Krachten, die sich schon bei den anderen Mitmach-Weinbergen der Emschergenossenschaft engagiert. An diesem Tag soll auch geschaut werden, welcher „Berg“ in Sodingen nun mit Reben bepflanzt wird. Und vor allem soll auch schon überlegt werden, wann es denn losgeht mit dem Weinanbau. „Das kann schnell gehen“, sagt der OB. Das letzte Wort habe aber die Winzerin.

Und welcher Wein soll in Sodingen angebaut werden? Aller Voraussicht nach der Weißwein Cabernet blanc, sagt OB Dudda. Diese Sorte könne in dieser Region sehr gut angebaut werden. Die neu gezüchtete weiße Rebsorte zählt zu den widerstandsfähigen Sorten. Die Weine, so heißt es, erinnerten an Sauvignon Blanc.

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Dass Reben angebaut werden, ist übrigens nicht neu. Im 20. Jahrhunderts sei auf dem Bauernhof Schulte-Uhlenbruch in Börnig Wein produziert worden, sagte der Nachfahre Gerd Große-Lahr vor einigen Jahren der WAZ. Und mehr noch: Schon vor rund 1000 Jahren, so der Hobby-Historiker Gerd E. Schug, sei Wein hergestellt worden – auf dem Hof, aber auch an anderen Stellen, darunter im Volkspark unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Turms (auf dem Beimberg) oder am Standort des heutigen Pflegecampus der St. Elisabeth-Gruppe in Börnig.