Herne.. Hobbby-Historiker Gerd E. Schug hat herausgefunden, dass der Hof Große-Lahr in Börnig schon vor 1000 Jahren Wein angebaut wurde.


Herne als Weinanbaugebiet? Na klar: Im 20. Jahrhunderts sei auf dem Bauernhof Schulte-Uhlenbruch in Börnig Wein angebaut worden, weiß der Nachfahre Gerd Große-Lahr (71). Was dem heutigen Herrn über den Hof aber bisher nicht bekannt war: Schon vor rund 1000 Jahren war der Weinanbau hier ein Thema.

Auf diese überraschende Information ist Hobby-Historiker Gerd E. Schug bei Recherchen über den Bauernhof Große-Lahr gestoßen. Konkret: in einer Urkunde der Abtei Deutz. „Hier wird bereits 1045 berichtet, dass in Vilewich Weinbau betrieben wurde“, berichtet der 77-Jährige. Hintergrund: Vilewich (oder: Vellwig) bildete einst mit Vosnacket (Vossnacken) die Siedlungskerne der um 1000 erstmals erwähnten Bauernschaft Börnig.

Aus anderen Quellen gehe hervor, so Schug, dass ein weiterer Weinberg des Hofs Große-Lahr (früher: Tönnis) dort gelegen habe, wo später Zeche Teutoburgia entstand. Es habe im Bereich des heutigen Hernes weitere Weinanbaugebiete gegeben, weiß Schug aus seinen Untersuchungen. Nämlich: beim heutigen Börniger Krankenhaus ebenfalls durch Tönnis sowie im Volkspark unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Turms (auf dem Beimberg).

Weinanbau sei einst bis rauf nach Norddeutschland betrieben worden, sagt Gerd E. Schug. „Die Rebsorten mussten recht widerstandsfähig sein. Der daraus hergestellte Wein war denn auch recht minderwertig.“ Minderwertig? Das wolle er zur Ehrenrettung seiner Vorfahren so nicht stehen lassen, sagt Gerd-Große Lahr und lacht. „Der Wein war nicht minderwertig, er war speziell.“

Sein Großvater Wilhelm Schulte-Uhlenbruch habe einst Wein bei der Weingroßhandlung Müller bezogen, erzählt er und präsentiert ein Originalprospekt dieses „königlichen Hoflieferanten“ aus dem Jahr 1916. Damals habe sich der Großvater wohl gedacht, so Große-Lahr, dass er dies auch selbst in die Hand nehmen könne.

Wein spielt auch heute noch eine (kleine) Rolle auf dem Hof von Gerd Große-Lahr. Neben der von Tochter Julia betriebenen Pensionspferdehaltung setzt Sohn Maximilian im Hofladen auf Direktvermarktung und bietet auch Weine an. Zur Feier des Tages, sprich: zum Ortstermin mit Gerd E. Schug und der WAZ entkorkt Gerd Große-Lahr aus dem Hofladensortiment einen Weißen Gutedel, Jahrgang 2014, vom Pfaffenweiler Weinhaus.

Nicht nur Gerd Große-Lahr hat eine besondere Beziehung zum Wein. Entfernte Verwandte von Gerd E. Schug („wir sind eine große Sippe“) betreiben in Carneros, Kalifornien, das Weingut Schug. Diese Schugs kämen aus Oppenheim am Rhein und seien nach dem Zweiten Weltkrieg ausgewandert, berichtet der Herner. „Heute besitzen sie eines der größten Weingüter in Kalifornien.“ Und in Nierstein am Rhein betrieben die Geschwister Schuch seit 1817 ebenfalls ein Weingut.

Forschen nach Lust und Laune

„Vom Weingut zum Reiterhof“ - so lautet der launige Untertitel von Gerd E. Schugs durch zahlreiche Bilder, Karten und Dokumente ergänzten schriftlichem Bericht „Die Historie des Hofes Große-Lahr in Börnig“. Die Untersuchung war keine Auftragsarbeit, betont der frühere Leiter des Einkaufs eines großen Unternehmens. „Ich habe 50 Jahre lang Aufträge entgegen genommen. Heute mache ich nur noch das, was ich machen möchte“, sagt der Hobby-Historiker.

So stellte er beispielsweise Nachforschungen zum Börniger Pestkreuz an. Seine ebenfalls für den Eigenbedarf erstellte Arbeit „Die Pestkreuze von Alt St. Lambertus in Castrop“ und seine Initiative in der Bezirksvertretung Sodingen führte sogar dazu, dass das bereits 1997 in die Denkmalliste eingetragene Pestkreuz im Bereich An der Linde im März 2015 endlich eine Hinweistafel erhielt (wir berichteten).

In dem aktuellen Bericht über den Bauernhof an der Castroper Straße beleuchtet Schug unter anderem auch die Namensänderungen des Hofs von Tönnis über Schulte-Uhlenbruch bis hin zu Große-Lahr und kommt zu dem Ergebnis: „Heimatgeschichtlich richtig wäre die heutige Bezeichnung ,Hof Große Lahr genannt Tönnis’“.