Herne. Bis Ende des Jahres wird die Emscher in Herne vom Abwasser befreit sein. Doch im Zuge der Renaturierung werden die Arbeiten noch Jahre dauern.

Als vor einigen Wochen das neue Pumpwerk der Emschergenossenschaft in Oberhausen feierlich eingeweiht wurde, hätte man den Eindruck bekommen können, als sei der Umbau des Emschersystems abgeschlossen. Doch die Emschergenossenschaft hat noch Einiges zu tun, auch in Herne. Eine Übersicht.

Die Arbeiten am Dorneburger Mühlenbach in Wanne würden noch länger für Beeinträchtigungen sorgen, erzählt Jochen Wolff, Gruppenleiter im Geschäftsbereich Planung und Bau bei der Emschergenossenschaft. Schon vor Jahren sei unter der Wanner Innenstadt ein neuer Gewässerdurchlass gebaut worden. Der alte Durchlass wird zukünftig Abwasserkanal. Doch da dieser in einigen Bereichen bis zu 100 Jahre alt sei, werde er zurzeit saniert.

Noch bis ins Jahr 2023 Behinderungen in Wanne

Das Problem: Die Arbeiten erstrecken sich über 800 Meter, und es gibt nur an drei Stellen die Möglichkeit, Material hinunter und hinauf zu schaffen: Heitkampsfeld, Hauptstraße/Ecke Berliner Straße und Stöckstraße. Das mache die Sache zeitaufwendig, deshalb könnten sich die Arbeiten bis ins Jahr 2023 ziehen, so Wolff. Außerdem soll der Dorneburger Mühlenbach im Bereich Eintrachtstraße bis Bahnhof und zwischen Schlachthofstraße bis zur Mündung in den Hüller Bach ökologisch aufgewertet werden - er wird aus seinem Betonbett befreit. Auch das werde sich noch ein wenig hinziehen.

Diese Baustelle an der Kreuzung Hauptstraße/Berliner Straße wird die Wanner wohl noch bis ins Jahr 2023 begleiten - und beeinträchtigen.
Diese Baustelle an der Kreuzung Hauptstraße/Berliner Straße wird die Wanner wohl noch bis ins Jahr 2023 begleiten - und beeinträchtigen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

In Röhlinghausen ist die Emschergenossenschaft auf der Zielgeraden. Aktuell würden die städtischen Kanäle an den neuen Abwasserkanal am Hüller Bach angeschlossen. Unter anderem bindet die Emschergenossenschaft auch die Kanäle, die aktuell noch zum Pumpwerk Königsgrube laufen, an den neuen Abwasserkanal an. Die vorbereitenden Arbeiten hierzu im Bereich des Pumpwerks und des nahe gelegenen Friedhofs laufen bereits. Das neue Pumpwerk gehe noch in diesem Jahr in Betrieb. Der Hüller Bach sei übrigens der größte Zufluss zum großen Abwasserkanal Emscher (AKE) und der größte Nebenlauf der Emscher, so Wolff. Er verlaufe auf Herner, Bochumer und Gelsenkirchener Stadtgebiet.

Die Verlegung des Ostbachs ist in vollem Gang. Hier ist die Baustelle im Bereich Hölkeskampring/Vinckestraße zu sehen.
Die Verlegung des Ostbachs ist in vollem Gang. Hier ist die Baustelle im Bereich Hölkeskampring/Vinckestraße zu sehen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

In vollem Gang sind die Arbeiten für die Verlegung des Ostbachs. Der verläuft noch unterhalb der Innenstadt Richtung Baukau, doch das es die gesetzliche Vorgabe gibt, Gewässer an die Oberfläche zu holen, wird der Ostbach nun in den Sodinger Bach umgeleitet. Die Trassenführung durch den Stadtgarten hatte wegen Baumfällungen zu Protesten in der Bevölkerung geführt. Im Vorfeld habe man erstmal prüfen müssen, ob der Bach genug Gefälle hat, so Wolff. Und zum Glück gebe es in dem Bereich genug Freiflächen für die Trasse. Die Verlegung werde wohl noch das ganze kommende Jahr in Anspruch nehmen.

Bis Ende des Jahres werden auch die Abwässer aus dem Gebiet des Landwehrbachs an die Kanäle angeschlossen, sodass oben das Grund- und Oberflächenwasser plätschert. Auch dort steht die ökologische Verbesserung - mit der Entfernung der Betonsohlschalen - an. Am Dorneburger Mühlenbach in Eickel kann man das Ergebnis der Renaturierung bereits sehen.

Deiche der Emscher bleiben wegen des Hochwasserschutzes unverändert

Bleibt noch die Emscher selbst, die zum Beispiel im Bereich Unser-Fritz schnurgerade verläuft. Dort sei eine Renaturierung nur in einem sehr begrenzten Umfang möglich, sagt Wolff. Ziel sei zwar, dass die Gewässer mehr Kurven bekommen und ausufern können, das sei aber in vielen Bereichen kaum möglich, weil entweder die Bebauung nahe an den Verlauf herangerückt ist, aber auch gesetzliche Regelungen dem entgegen stehen. Laut Gesetzgebung dürfen die Deiche, die dem Hochwasserschutz dienen, nicht bepflanzt werden. Die Renaturierung bedeute also keinesfalls, dass die Deiche verschwinden. Der Hochwasserschutz bleibe Kernaufgabe der Emschergenossenschaft. Und in den Starkregenwochen hat man gesehen, wie wichtig die hohen Deiche sind...

Bis Ende des Jahres werde die Emscher in Herne vom Abwasser befreit, in den folgenden Jahren würden die ganzen Arbeiten an der Oberfläche umgesetzt - die Bäche werden aus ihren Betonbetten befreit. Es habe sich als Vorteil erwiesen, dass man damit gewartet habe, so EG-Sprecher Ilias Abawi. Nun könnten neue Erkenntnisse beim Thema Hochwasserschutz und Klimafolgenanpassung umgesetzt werden.

>>> EMSCHERGENOSSENSCHAFT INVESTIERT WEIT ÜBER 500 MILLIONEN EURO IN HERNE

■ Bislang hat die Emschergenossenschaft in Herne rund 400 Millionen Euro investiert.

■ Nach Angaben der Emschergenossenschaft sollen in den kommenden Jahren noch weitere rund 120 Millionen hinzukommen.