Herne. Öffentlicher Ort oder geschlossene Gesellschaft? Das Ringen um den zukünftigen Status der Herner Akademie Mont-Cenis hat begonnen.

Konzerte, Flohmärkte, ökumenische Gottesdienste, Ausstellungen, politische Sitzungen – die Akademie Mont-Cenis des Landes ist seit ihrer Eröffnung immer auch ein Ort der Begegnung für Bürgerinnen und Bürger nicht nur aus Sodingen gewesen. Mit dem Verkauf der Stadtanteile an der Fortbildungsakademie zum 1. Januar 2023 endet dieses Kapitel nach mehr als 20 Jahren. Nun beginnt das Ringen um Fragen wie: Wird es nach wie vor einen freien Zugang für die Öffentlichkeit geben? Und: Können – wenn auch in eingeschränkter Form – weiterhin Veranstaltungen und Aktivitäten in der Landeseinrichtung stattfinden?

Das Benefiz-Schlagerfestival an und in der Akademie Mont-Cenis (im Bild: 2018) stößt auf große Resonanz.
Das Benefiz-Schlagerfestival an und in der Akademie Mont-Cenis (im Bild: 2018) stößt auf große Resonanz. © Förderturm

Diese Fragen treiben auch Markus Lülf um. Zum nunmehr zehnten Mal wird sein gemeinnütziger Verein Förderturm am Wochenende vor Crange (29. und 30. Juli) sein Benefiz-Schlagerfestival an und in der Fortbildungsakademie durchführen. Die Musik – am Start sind unter anderem Olaf Henning, Achim Petry und Angelique Sendzik – spielt aber nicht nur auf der großen Bühne vor der Akademie, sondern auch unter der Glashülle im Innern des Gebäudes.

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Eine Modenschau und ein Tanztee finden dort statt. Eine kleine Bühne wird aufgebaut. Und nach 22 Uhr legt ein DJ bis Mitternacht auf. „Das hat sich bewährt und das würden wir gerne weiterhin nutzen“, sagt Lülf. Nach dem Festival wollten sie das offizielle Gespräch mit dem Land über künftige Nutzungsmöglichkeiten suchen.

Herner Schlagerfestival soll auch in Zukunft stattfinden

Doch auch im Falle eines Entgegenkommens des Landes müsse man sich wohl zunächst neu orientieren, weil es durch den Umbau Einschränkungen geben werde. „Mir fallen zurzeit wenig vergleichbare Alternativen in Herne ein“, sagt Lülf. Klar sei für den Förderturm auf jeden Fall: Das beliebte Festival – 2019 kamen rund 7000 Menschen – solle weiterhin stattfinden.

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Lülf ist nicht nur (ehrenamtlicher) Veranstalter, sondern auch für die CDU Fraktions-Chef in der Bezirksvertretung Sodingen. Für dieses bisher im Bürgersaal der Akademie tagende Gremium sind die Weichen offenbar bereits gestellt. Während die Stadt als Ersatz für andere Bürgersaal-Aktivitäten die Aula der Mont-Cenis-Gesamtschule ins Auge fasst, wird die Bezirkspolitik „bis auf Weiteres“ im Veranstaltungszentrum Gysenberg eine neue Heimat finden – also dort, wo sie bereits vor dem Bau der Akademie zu Hause war.

Unterstützung von der Herner Stadtspitze

In Sachen Öffnung der Akademie erhält Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert – hier auf der Baustelle des Bunkerwohnprojekts We-house – Unterstützung von der Herner Stadtspitze.
In Sachen Öffnung der Akademie erhält Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert – hier auf der Baustelle des Bunkerwohnprojekts We-house – Unterstützung von der Herner Stadtspitze. © SPD

Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert hofft darauf, dass die Akademie weiterhin ein öffentlicher Ort sein wird. Unterstützung erhält er in Herne von ganz oben: Sowohl OB Frank Dudda als auch Kämmerer Hans Werner Klee hätten ihm hier Unterstützung signalisiert. „Beide sind sehr zuversichtlich, dass die Akademie weiterhin geöffnet sein wird“, so Grunert.

Definitiv keine Auswirkungen wird der Verkauf der städtischen Anteile auf die Pläne fürs Außengelände haben. Der Bezirk Sodingen hat bekanntlich beschlossen, dass der Grauwackebereich neben der Akademie – liebevoll auch „Steinwüste“ genannt – künftig begrünt wird. „Die Fläche bleibt im Besitz der Stadt Herne“, erklärt ein Sprecher des Immobilienbetrieb des Landes (BLB) auf Anfrage.

Die Begrünung soll in den Jahren 2023 und 2024 erfolgen, so Hernes Stadtsprecherin Anja Gladisch zur WAZ. Die Kosten würden auf 400.000 Euro geschätzt; der Regionalverband Ruhr habe eine Kostenübernahme in Höhe von 200.000 Euro zugesagt.

>>> Sanierung kostet das Land mehr als 100 Millionen Euro

Der Sanierungsstau in dem 2000 eröffneten Fortbildungsinstitut ist offenbar riesengroß: Das Land muss in den kommenden 20 Jahren mehr als 100 Millionen Euro ins Gebäude investieren, so ist zu hören.

Großer Sanierungsbedarf: Die 2000 eröffnete Akademie Mont-Cenis ist in die Jahre gekommen.
Großer Sanierungsbedarf: Die 2000 eröffnete Akademie Mont-Cenis ist in die Jahre gekommen. © Stadt Herne | Thomas Schmidt

Handlungsbedarf bestehe unter anderem an der gläsernen Außenhaut, teilt das Land mit, hält sich ansonsten aber sehr bedeckt. Man arbeite aktuell an den Planungen für notwendige Sanierungen und die zukünftige Nutzung, heißt es.