Herne. . Raoul Roßbach tritt bei der Landtagswahl in Herne für die Grünen an. Der 30-Jährige sagt: Im Land, aber auch in Herne geht noch mehr.

  • Raoul Roßbach (30) tritt für die Grünen bei der Landtagswahl im Wahlkreis Herne I an
  • Er leitet das Büro des Essener Bundestagsabgeordneten Kai Gehring und ist Organisationsreferent der Herner Grünen
  • Seine Hauptthemen sind Bildung und Hochschule, Wissenschaft und Forschung

Er betreibe „Polit-Management“, sagte Raoul Roßbach vor fünf Jahren zur WAZ. Da war er 25 Jahre alt, Student, aber schon angestellt mit halber Stelle, und Landtagskandidat für Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Herne I. So manches hat sich seither geändert in seinem Leben, das aber nicht: Wieder tritt er an als Landtagskandidat, und noch immer ist er im „Polit-Management“. Jetzt sogar noch stärker als 2012.

30 Jahre alt ist Roßbach nun, und beruflich – und oft auch privat – dreht sich (fast) alles um die Grünen. So leitet er das Büro des Essener Grünen-Bundestagsabgeordneten Kai Gehring und, er ist noch, um die 40-Stunden-Woche voll zu kriegen, mit knapp acht Stunden pro Woche Organisationsreferent der Herner Grünen; Geschäftsführer würden andere Parteien diesen Posten nennen. Und weil er auch im Stadtrat sitzt, hat Roßbach auch ehrenamtlich viel mit Parteipolitik zu tun.

Auf Platz 28 der Landesliste

Nun will der 30-Jährige, der in Düsseldorf und Münster Kommunikationswissenschaften und Politikwissenschaften studierte, auch in den Landtag. 2012, im ersten Anlauf, klappte das nicht. Für einen Listenplatz hatte sich der Newcomer damals gar nicht erst beworben, und mit einem Erststimmenanteil von 7 Prozent reichte es nur zum viertbesten Ergebnis.

Diesmal könnte es besser laufen. Auf Platz 28 der Landesliste setzte ihn die Partei; zuletzt schafften es 29 Grüne in den Landtag. 2012 erzielten die Grünen allerdings 11,3 Prozent im Land. Davon sind sie aktuell – haben die Meinungsforscher recht – meilenweit entfernt. Das weiß auch Roßbach, der sich kämpferisch zeigt. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Liste zieht“, sagt er. Und was die Grünen insgesamt angeht, fügt er an: „Wir geben uns so schnell nicht geschlagen.“

Seine Hauptthemen sind Bildung und Hochschule, Wissenschaft und Forschung. Noch immer, sagt Roßbach, entscheide die Herkunft eines Kindes zu oft über seine Zukunft. Auch in Herne, wo mit dem Talent-Kolleg aber eine gezielte Förderung etwa von Zuwandererkindern installiert worden sei. „Da können andere von uns lernen“, meint Roßbach, fügt aber an: „Da ist noch mehr möglich.“

Kritik am Festhalten an Gestern

„Mehr möglich“, das sieht er auf vielen Feldern. Entwicklungspotenzial gebe es etwa im Bereich Wissenschaft und Forschung. So kritisiert der Stadtverordnete das „Festhalten am Gestern“. Ihn nerve, dass viele Menschen noch immer dem Niedergang von Kohle und Stahl nachtrauerten, statt nach vorne zu schauen, ja zu überlegen, „wo wir morgen im Ruhrgebiet leben“. Eine ökologische Erneuerung, etwa durch neue Energien, sei wichtig und richtig – und machbar.

Was Herne brauche, sagt Roßbach in diesem Zusammenhang, sei „eine gute Image-Kampagne“. Den neuen Slogan der Stadt – „Mit Grün. Mit Wasser. Mittendrin.“ – nennt er ideenlos. „Das greift nur das auf, was wir schon wussten“, kritisiert er. Und: „Ich hätte mir mehr Impulse erwartet.“ Impulse etwa dafür, dass mehr Studenten nach Herne kommen, um hier zu wohnen. Da sind wir wieder beim Thema Hochschule. Herne auch für Studenten vermarkten – das wäre was, meint der Kommunikationswissenschaftler.

Stärkungspakt soll fortgesetzt werden

„Mehr möglich“: Das sei auch beim Thema Stadtfinanzen. Als Landtagsabgeordneter will sich Roßbach dafür einsetzen, dass der Stärkungspakt weiterläuft, dass also Kommunen weiter Geld vom Land bekommen, wenn sie selber sparen. „Mehr möglich“ sei auch beim Thema Bildung.

Unter Schulministerin Sylvia Löhrmann, meint ihr Parteifreund Roßbach, sei die Bildungslandschaft bereits „ein ganzes Stück vorangekommen“; das müsse fortgesetzt werden. Siehe G8/G9: „Da haben wir das beste Konzept“, wirbt der 30-Jährige, und verweist auf das Grünen-Modell, das keine feste Unterscheidung zwischen G8 und G9 vorsieht, sondern eine „individuelle flexible Lernzeit“, die auch für andere Schulformen gelten soll.

Egal, ob es Sonntag in einer Woche was wird mit dem Einzug ins Parlament, eines, so viel ist sicher, wird Raoul Roßbach bleiben: im „Polit-Management“. So oder so.

>> ZUR PERSON: IN EICKEL AUFGEWACHSEN

Raoul Roßbach ist in Eickel geboren und in Eickel sowie Röhlinghausen aufgewachsen. Er besuchte unter anderem die Realschule an der Burg und die Erich-Fried-Gesamtschule, die er mit dem Abitur verließ. Heute wohnt der Kommunikations- und Politikwissenschaftler auf der Bahnhofstraße in Herne-Mitte.

Zu den Grünen kam Roßbach nach den Kommunalwahlen 2004. Ein Jahr später gründete er vor Ort die Grüne Jugend und wurde ihr Sprecher bis 2008. Von 2007 bis 2010 war er Mitglied im Landesvorstand der Grünen Jugend NRW, von 2012 bis 2016 Mitglied im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen in Nordrhein-Westfalen. Seit 2014 ist er Mitglied des Herner Stadtrates.

FAN VON FREIZEITPARKS

Ich setze mich im Alltag für die Umwelt ein, indem ich . . .
. . . meist Bus, Bahn und Rad nehme.

Ich bin ein großer Fan von. . .
. . . Freizeitparks. Meine beiden Lieblingsfreizeitparks sind der Europapark und das Phantasialand. Vier- bis fünf Mal pro Jahr schaffe ich es dahin. Bei Bedarf empfehle ich den Lesern da auch gerne Achterbahnen.

Im Fernsehen schau ich am liebsten. . .
. . .gute Serien, auch wenn die selten im Fernsehen laufen. Mein Seriengeschmack ist recht vielfältig: Er reicht von „Game of Thrones“ bis zu „Sherlock“ und den „Simp­sons“. Im Zweifel kann es aber auch mal ein „Tatort“ – Weimar, Dortmund, Münster oder Köln – sein.

„Sherlock“ gehört zu den Lieblingsserien von Raoul Roßbach.
„Sherlock“ gehört zu den Lieblingsserien von Raoul Roßbach. © ARD Degeto

Sportlich gesehen bin ich…
. . .fit. Weil ich zwei Mal pro Woche Sport mache. Ich versuche, jeweils fünf Kilometer zu schwimmen und dazu zu laufen und/oder Kraft- und Ausdauertraining zu machen.

Sylvia Löhrmann hat als Schulministerin. . .
. . .mit 3,8 Milliarden Euro zusätzlich mehr Geld in Bildung investiert als jede ihrer Vorgänger.

In Urlaub fahre ich. . .
. . .am liebsten in den Norden.

Ich wohne gerne in Herne, weil. . . . . .Herne meine Heimat ist.