Herne. Die hohen Kosten für Sprit, Strom und Lebensmittel wirken sich auch auf die Schausteller aus. Das hat auch Auswirkungen auf die Cranger Kirmes.
- Die Schausteller erleben „wöchentlich Preiserhöhungen“ im Einkauf.
- Auf der Cranger Kirmes soll es weiter „volkstümliche Preise“ geben.
- Eine Fahrt im „Breakdance“ kostet 50 Cent mehr, der Bierpreis steht noch nicht fest.
Die Preise für Sprit, Strom, aber auch Lebensmittel sind derzeit auf Höchstniveau. Die Folgen sind weitreichend, sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Kaum eine Branche, die nicht betroffen ist – doch wie sieht es eigentlich bei Schaustellenden aus? Mit Blick auf die Cranger Kirmes im August hat die WAZ Herne nachgefragt, mit welchen Mehrkosten sie kämpfen und was Besucherinnen und Besucher des Volksfestes an Preiserhöhungen zu erwarten haben.
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„Vermutlich werden wir erst kurz vor Beginn sagen können, wie viel das Bier auf Crange in diesem Jahr kosten wird“, erklärt Oskar Steinmeister. Der Bierpavillon seiner Familie zählt zu einer der beliebtesten Anlaufstellen auf Crange, der Bierpreis wird immer wieder als Maßstab für die aktuellen Preisentwicklungen genommen. „Wir erleben aktuell wöchentlich Preiserhöhungen“, so Steinmeister weiter. Es sei ihm ein Anliegen, die Preiserhöhung sozialverträglich zu gestalten. „Man muss zwar Kaufmann sein, aber am Ende sind wir Menschen und auch Bürger dieser Stadt.“ Was allerdings schon jetzt klar ist: Steinmeister plane auch weiterhin, „am unteren Ende der Preis-Skala zu bleiben“.
[Update: Inzwischen steht der Bierpreis auf Crange fest. Zum aktuellen Artikel geht es hier.]
Und auch Kollege und Schaustellerpräsident Albert Ritter wolle nur moderat die Preise in seinem Ausschank auf Crange erhöhen: „Da kann man nicht mit der Brechstange drangehen, es braucht Augenmaß.“ Hinzukomme, dass Crange mit der Lage im nördlichen Ruhrgebiet nicht unbedingt das zahlungskräftigste Publikum anziehe. „Wir sind bemüht, volkstümliche Preise anzubieten.“ Neben den derzeit stark schwankenden Einkaufspreisen für Bier seien die gestiegenen Dieselkosten, aber auch der höhere Strompreis entscheidende Faktoren. „Da kann man den Literpreis fürs Bier nicht allein als Indikator nehmen.“
Cranger Kirmes 2022 – so berichteten wir bisher:
- Diese Fahrgeschäfte sind vertreten
- So will die Stadt die Anreise erleichtern
- Beim WAZ-Schlagerherz treten diese Stars auf
Bei der „Mexo Bar“ liegt der Fokus auf Cocktails und auch hier erleben die Betreiber Markus und Thomas Lakomy einen sehr instabilen Markt. „Eigentlich lässt sich jetzt noch gar nicht genau sagen, wo wir preislich liegen werden“, so Markus Lakomy. „Vermutlich können wir das erst ein bis zwei Wochen vor Start festlegen.“ Traditionell orientiere man sich am Preisniveau der örtlichen Gastronomie. Die Mehrkosten, die sich derzeit im Einkauf ergäben, wollen die Brüder aber nicht in voller Höhe auf die Kundschaft umlegen. „Da fühlen wir uns auch den Leuten verpflichtet, die Preise human zu halten und das auszusitzen.“ Im nächsten Jahr sei die Lage dann hoffentlich eine andere. Eine zusätzliche Herausforderung für die Betreiber der „Mexo Bar“: Derzeit laufe der Umstieg von russischem Wodka – „wir möchten gerne Abstand davon nehmen“ – auf polnischen Wodka. „Unser Lieferant hat uns bereits angekündigt, dass es da zu Lieferschwierigkeiten kommen könnte.“
Unter den Schaustellenden sind durch die unterschiedlichen Gewerbe nicht alle gleichermaßen von den Preissteigerungen betroffen. „Das unterscheidet sich von Branche zu Branche“, sagt Timo Lichte, Vorsitzender der Herner Schausteller. „Alle sind betroffen, aber wir würden uns ins eigene Fleisch schneiden, wenn wir die Preise zu hoch anheben.“ Derzeit stehe Lichte mit einem Fischwagen in Geldern nahe der niederländischen Grenze. „Immer wieder laufen die Leute vorbei und stöhnen über den Preis von sechs Euro für den Backfisch“, erzählt Lichte. „Dabei ist das nur minimal teurer. Aber die Leute sind aktuell sehr sensibel, das verstehe ich.“ Auf Crange werde Lichte mit drei Fischwagen und dem Gourmetgarten vertreten sein. „Wir werden natürlich versuchen, die Preise familienfreundlich zu halten.“
Und wie sieht es bei den Fahrgeschäften aus? Der Wittener Thomas Grass beschickt das Fahrgeschäft „Breakdance“ und ist schon seit Jahren auf Crange vertreten. Auch bei ihm machen sich die derzeitigen Preissteigerungen im Betrieb bemerkbar. „Für den Sprit zahle ich aktuell doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren.“ Und auch die Kilowattstunde Strom koste etwa zehn bis 15 Cent mehr. „Wenn wir das eins zu eins auf die Kunden umlegen würden, müsste eine Fahrt sieben Euro kosten“, so Grass. „Aber dann wäre die Kirmes nicht das, was sie ist.“ Als „Spaß des Volkes“ sei es für Schausteller unabdingbar, bezahlbare Preise zu bieten. Eine Fahrt im „Breakdance“ soll auf Crange in diesem Jahr vier Euro kosten. „Ich würde auch lieber weiter 3,50 nehmen, aber man ist gezwungen, zumindest ein wenig die Preise zu erhöhen.“
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>>> Schausteller berichten von Personalmangel
- „Wir sind ständig auf der Suche nach guten, fleißigen Leuten“, so Timo Lichte. Während der Corona-Lockdowns seien viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Branchen abgewandert.
- Das bestätigt auch Oskar Steinmeister: „Die Personal-Situation hat sich schon verschärft.“ Im Äußersten würde er Personal aus seinem Biergarten für die Kirmes abstellen, „Crange geht vor“.