Herne. Der Herner Circus Schnick-Schnack hat ein neues Zuhause gefunden. Anwohner haben jetzt Sorge: vor Lärm, Parkplatzproblemen und vollen Straßen.
Lärm, Parkplatzprobleme und volle Straßen: Die Liste der Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner rund um die Grundschule Jürgens Hof ist lang. Der Grund: Der Herner Circus Schnick-Schnack wird umziehen: von der Eschstraße an die Grundschule Jürgens Hof in Horsthausen.
Schon jetzt sei die Parkplatzsituation rund um die Schule – auch wegen der nahe gelegenen Wewole-Stiftung - mehr als angespannt, sagte ein Anwohner bei einer Bürgerversammlung am Mittwochabend, 1. Juni, in der Aula der Grundschule. Wenn nun auch noch die vielen Besucherinnen und Besucher des Circus hinzukämen, dann bliebe den Anwohnerinnen und Anwohnern gar kein Platz mehr, sagte er. Bezirksbürgermeister Mathias Grunert, der zu dem Infoabend eingeladen hatte, bezeichnete die Situation schon jetzt als „abenteuerlich“.
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Zudem würde sich die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation verschlimmern, befürchtete eine andere Anwohnerin. Radfahrerinnen und Radfahrer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wewole, Eltern und Kinder: Bereits jetzt sei auf den Straßen rund um die Schule kein Durchkommen. Mit den neuen Nachbarinnen und Nachbarn werde sich die Situation nur noch mehr verschlimmern, so die Befürchtung.
Ende 2021 erhielt der Herner Verein eine Kündigung
Zum Hintergrund: Der Circus Schnick-Schnack steht seit 2006 an der Eschstraße. Der Trägerverein betreut in der Zeltstadt jährlich Hunderte Kinder, zum Beispiel bei den „Zeltwochen“. Mädchen und Jungen werden dabei nicht nur artistisch angeleitet, sondern auch pädagogisch betreut und sozial gefördert. Am Ende der Zeltwochen präsentieren sie das Erlernte vor einem Publikum in der Manege. Dafür holt der Verein, der den Zirkus trägt, Fördermittel nach Herne: 1,3 Millionen Euro seien es allein seit 2013 gewesen, so der Verein zuletzt. Schnick-Schnack hatte Ende 2021 die Kündigung für sein gepachtetes Gelände erhalten, das bis Ende 2022 geräumt werden muss. Eine lange Suche nach einem geeigneten Standort begann, bis schließlich die Wahl auf das Gelände der Grundschule Jürgens Hof fiel.
Neben dem Trainingsbetrieb gebe es zwei Mal im Jahr große Veranstaltungen – eine an Fronleichnam und eine in der Weihnachtszeit. Zu diesen Zeiten könnte es voller auf den umliegenden Straßen werden, sagt Circus-Chef Rainer Deutsch. Allerdings: Es gibt bereits einen Plan, der Abhilfe schaffen soll. So soll ein Parkhaus, das die Wewole plant zu bauen, an diesen besonderen Ereignissen von den Besucherinnen und Besuchern genutzt werden können. „So wird es zu keinen große Parkproblemen kommen“, sagte Deutsch. In den Karten für die Zeltwoche sei das Parkticket dann direkt enthalten.
Circus Schnick-Schnack ist an gutem Verhältnis mit Nachbarn interessiert
Dass die Besucherinnen und Besucher allerdings den Weg von etwa 500 Metern auf sich nehmen werden, das bezweifeln die Anwohnerinnen und Anwohner. „Man sieht doch jetzt schon, dass die Eltern ihre Kinder bis zur Schultür fahren, damit bloß nicht ein Meter gelaufen werden muss.“ Eine weitere Sorge: der Lärm. Bis wann geht der Circus-Betrieb und wie laufen die Veranstaltungen ab, wollten die Besucherinnen und Besucher der Infoveranstaltung von Rainer Deutsch und seinem Sohn Christopher, der bald den Vorsitz des Vereins übernehmen wird, wissen.
Grundsätzlich gingen Veranstaltungen maximal bis 22 Uhr, der normale Trainingsbetrieb bis spätestens 21 Uhr. „Außer bei den Veranstaltungen hört man kaum etwas von uns.“ Dem Verein sei es sehr daran gelegen, ein gutes Verhältnis zur Nachbarschaft zu pflegen.
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Dass sich die Anwohnerinnen und Anwohner nicht allzu viele Sorgen machen müssen, zeige sich auch daran, dass das Verhältnis zur Nachbarschaft an der Eschstraße in den ganzen Jahren sehr gut gewesen sei. „Es gab nicht eine Beschwerde“, sagte Deutsch. Und das, obwohl sich dort die Wohnbebauung noch näher an der Zeltstadt befinde als am neuen Standort. Außerdem fügte er hinzu: „Viele Besucherinnen und Besucher kommen mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu uns.“
Stadt Herne unterstützt den Umzug zum Jürgens Hof
Von Seiten der Stadt wird der Umzug an den Jürgens Hof unterstützt. „Ich finde das Projekt toll“, sagte Baudezernent Karlheinz Friedrich. „Ich denke, dass der Circus eher eine Bereicherung als eine Sorge sein wird für den Stadtteil.“ Kindern könne die Institution gerade in den heutigen „wilden Zeiten“ Struktur und Halt geben, so Friedrichs.
Geplant sei zurzeit, zwei große Zelte für das Training und ein Hauptzelt für die Vorführungen aufzustellen. Die alten Zelte seien nicht mehr nutzbar, deswegen müssten komplett neue angeschafft werden. Wie genau die Zeltstadt am Ende aussehen wird, sei noch nicht entschieden, so Deutsch. „Spätestens im Herbst dieses Jahres können wir hoffentlich über den Bauantrag sprechen.“ Im Spätsommer nächsten Jahres könne dann – wenn alles gut läuft – mit der Umsetzung begonnen werden, so die Hoffnung des Circus-Chefs.