Herne. Bei der Suche nach einem neuen Standort für den Circus Schnick-Schnack wirft Rainer Deutsch dem Baudezernat mangelnde Unterstützung vor.

Bei der Suche nach einem neuen Standort für den Circus Schnick-Schnack hat Geschäftsführer Rainer Deutsch nun einen offenen Brief an den Herner Oberbürgermeister Frank Dudda geschrieben. Darin wirft er dem Baudezernat mangelnde Unterstützung bei der Suche vor. Die Stadt weist das entschieden zurück.

Zur Erinnerung: Deutsch hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass der Besitzer des Areals an der Roonstraße - der Internationale Bund - dem Zirkusprojekt nun die Kündigung geschickt habe. Bis zum 31. Dezember 2022 muss Schnick-Schnack seine Zelte dort abgebrochen haben. Das Damoklesschwert der Kündigung hing bereits seit Jahren über dem Projekt, deshalb läuft ebenso lange die Suche nach einem Alternativstandort.

Zirkusdirektor Rainer Deutsch wirft dem Baudezernat vor, dass es den Circus nicht genügend bei der Suche nach einem neuen Standort unterstütze.
Zirkusdirektor Rainer Deutsch wirft dem Baudezernat vor, dass es den Circus nicht genügend bei der Suche nach einem neuen Standort unterstütze. © Archivbild: Ralph Bodemer

„Wir haben deshalb erneut darum gebeten, dass wir seitens der Stadt bei der Standortsuche unterstützt werden“, schreibt Deutsch in seinem Brief. Und weiter: „Über die SPD- und die CDU-Fraktion wurden dann zwei Standorte ,ins Spiel gebracht’. Aus unserer Wahrnehmung wurden beide Standorte (Grundschule Jürgens Hof und Gasometer Herne) aber sehr schnell vom Baudezernat ,abgeräumt’“.

Bei der Grundschule Jürgens Hof seien Lärmemissionen und die Parkplatzsituation als große Hindernisse genannt worden. Auch die Kostenseite hinsichtlich einer notwendigen Einfriedung und Erschließung sei eher skeptisch gesehen worden. Beim Gasometer habe es sofort den Hinweis gegeben, dass es sich hier um eine Hundewiese handele, die nicht einfach aufgegeben werden könne. Zudem seien auch dort die Einfriedung, die Erschließung und auch die Parkplatzsituation äußerst kritisch gesehen worden. Die Stadt selbst habe keine Vorschläge gemacht.

Der Circus hatte auch mit dem Areal am Gasometer in Holsterhausen geliebäugelt, doch die Rahmenbedingungen erwiesen sich als zu schwierig.
Der Circus hatte auch mit dem Areal am Gasometer in Holsterhausen geliebäugelt, doch die Rahmenbedingungen erwiesen sich als zu schwierig. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Am 28. September habe man sich erneut mit dem Baudezernat zu Sondierungen getroffen, schreibt Deutsch, „da es durchaus Möglichkeiten für einen alternativen Standort geben könnte“. Es sei vereinbart worden, dass Schnick-Schnack unter anderem darüber informiert werden solle, wer der Käufer des Geländes an der Roonstraße ist, ob der Circus Chancen habe, das Gelände unter Vermittlung der Stadt selber zu erwerben oder ob nicht sogar die Stadt selber über die Wirtschaftsförderung einen Erwerb plant. Deutsch wirft dem Baudezernat nun vor, dass entgegen der Absprache der Circus nicht informiert worden sei. Mehr noch: „Es scheint nach unseren Informationen zumindest nicht ausgeschlossen, dass die Stadt selber eine Vermarktung des Geländes plant und damit letztlich selber ein großes Interesse daran hat, dass wir das Gelände trotz einer nicht vorhandenen Alternative und vor dem Hintergrund des ,Aus’ für unsere Einrichtung räumen müssen“, so Deutsch.

Stadt: Es gibt keine Bestrebungen, die Fläche an der Roonstraße in städtisches Eigentum zu bringen

Die Stadt weist auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion Deutschs Darstellung als „nicht korrekt“ zurück. Im Februar und März seien die Standorte am Gasometer und an der Schule Jürgens Hof ins Gespräch gebracht worden. Da am Gasometer überhaupt keine Infrastruktur vorhanden sei und der Circus die Zusammenarbeit mit der Schule positiv gesehen habe, sei dieser Standort favorisiert worden.

Die Verwaltung habe eine komplette Höhenaufnahme veranlasst und habe diese zusammen mit den Lageplänen dem mit dem Circus zusammenarbeitenden Architekten am 9. April zur Verfügung gestellt. Von dort sollte überprüft werden, ob die Einrichtungen des Circus auf dem Gelände unterzubringen sind. Seitens des Circus sei dieser Standort nicht mehr weiter bearbeitet worden, weil nicht lösbare Probleme mit der Geräuschbelästigung und dem Verkehr gesehen worden seien. Eine Machbarkeitsstudie seitens des Architekturbüros sei nicht erstellt worden.

Am 28. September habe der Circus einen neuen Standort auf einer privaten Fläche an der Künstlerzeche ins Gespräch gebracht. Für diesen Standort sei aber ein Bebauungsplanverfahren erforderlich. Dieses könne nicht bis zum 31. Dezember 2022 zum Abschluss gebracht werden.

Aus Sicht der Verwaltung erscheint keine Fläche in städtischem Eigentum die vom Circus gestellten Anforderungen an Lage und Größe zu erfüllen. Und: Bei der Stadt gebe es keine Bestrebungen, die Fläche an der Roonstraße in das Eigentum der Stadt Herne zu bringen.

>>> WEITERE STANDORTE SCHEITERTEN BEREITS

■ In der Vergangenheit sind bereits andere Standorte ins Visier genommen worden - allerdings ohne Erfolg.

■ So musste der Zirkus die Hoffnung begraben, in den Revierpark Gysenberg umziehen zu können. Der Park wird mit EU-Mittel saniert, der Circus ist allerdings nicht förderfähig.

■ Bereits im Jahr 2012 gab es die Idee der Emschergenossenschaft, den Circus auf dem Areal der ehemaligen Kläranlage (an der Stadtgrenze zu Recklinghausen) anzusiedeln. Auch daraus wurde nichts.