Herne. Der Herner Circus Schnick-Schnack hat endlich ein neues Zuhause gefunden. Am künftigen Standort soll auch eine neue Zeltstadt aufgebaut werden.

Der Circus Schnick-Schnack in Herne hat ein neues Zuhause gefunden: Der Sozialzirkus, mit seiner Zeltstadt bislang an der Eschstraße im Ortsteil Baukau untergebracht, wechselt an die Grundschule Jürgens Hof in Horsthausen. Damit geht für den Trägerverein eine jahrelange Suche nach einer neuen Heimstätte zu Ende. Das wurde auch höchste Zeit: Schnick-Schnack hatte Ende 2021 die Kündigung für sein gepachtetes Gelände erhalten, das bis Ende 2022 geräumt werden muss.

Der Circus Schnick-Schnack steht seit 2006 an der Eschstraße. Der Trägerverein betreut in der Zeltstadt jährlich Hunderte Kinder, zum Beispiel bei den „Zeltwochen“. Mädchen und Jungen werden dabei nicht nur artistisch angeleitet, sondern auch pädagogisch betreut und sozial gefördert. Am Ende der Zeltwochen präsentieren sie das Erlernte vor einem Publikum in der Manege. Dafür holt der Verein, der den Zirkus trägt, Fördermittel nach Herne: 1,3 Millionen Euro seien es allein seit 2013 gewesen, so der Verein zuletzt.

Herne: Mehrere Standorte wurden wieder verworfen

Hat endlich einen neuen Standort in Aussicht: Rainer Deutsch, Geschäftsführer von Circus Schnick-Schnack.
Hat endlich einen neuen Standort in Aussicht: Rainer Deutsch, Geschäftsführer von Circus Schnick-Schnack. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Weil das Damoklesschwert einer Kündigung seit Jahren über dem Verein hing, suchte der Träger händeringend einen neuen Standort. Weil das bislang nicht klappte, bangte er um seine Existenz. Ein Umzug zum damals geplanten „Sport- und Kulturzentrum Unser Fritz“ platzte vor vielen Jahren genauso wie etwas später zu einer „Seebrücke auf der Emscherinsel“ oder 2019 in den Revierpark Gysenberg. Auch die Grundschule Jürgens Hof war schon zwischenzeitlich im Gespräch, außerdem das Areal am Gasometer in Holsterhausen. Zuletzt warb der Sozialzirkus für seine Idee einer „Kulturinsel“ am aktuellen Standort. Die Idee von Geschäftsführer Rainer Deutsch: Der Zirkus oder ein Gönner kauft das Gelände, und viele Kulturinitiativen finden dort eine Heimat und können sich und ihre Arbeit präsentieren.

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Nun also soll es doch das Grundstück der Grundschule Jürgens Hof werden, sagten die Beteiligten von Trägerverein und Stadt Herne bei einem Pressegespräch am Montag auf dem Zirkusgelände. Die Zeltstadt mit Nebengebäuden soll demnach bis Ende 2022 auf einer Freifläche neben der Schule entstehen. „Zirkus-Direktor“ Rainer Deutsch freut sich, dass die Standortsuche nun endlich ein Ende hat. Bildungsdezernent Andreas Merkendorf schloss sich an. Ziel sei es gewesen, den Verein in Herne zu halten. Er lobte seine „tolle Bildungsarbeit“. Mit der Folge auch, dass Schnick-Schnack für die Kinder in Herne „eine Institution, ein Begriff“ sei.

Schnick-Schnack will Nachbarn einbinden

Die Beteiligten unterzeichneten am Montag auch eine Absichtserklärung zum Umzug an den Jürgens Hof. Geklärt werden muss jetzt unter anderem noch, wie und zu welchen Konditionen sich der Sozialzirkus auf dem städtischen Schulgrundstück niederlässt. Eine Hürde scheint aus dem Weg geräumt zu sein: Der Grundschulstandort war lange Zeit auch deshalb nicht erste Wahl, weil Lärmemissionen und die angespannte Parkplatzsituation als große Hindernisse galten.

Auf Nachfrage sagte Baudezernent Karlheinz Friedrichs nun, dass es einen „großen Partner“ gebe, der helfe, die Parkplatzsituation zu entschärfen, wenn größere Veranstaltungen stattfinden. Mehr wollte er noch nicht verraten. Nur so viel: Ziel sei ein „gedeihliches Miteinander“ mit den Nachbarn. Schnick-Schnack-Chef Deutsch beruhigte ebenfalls: Der Verein habe durch die Eschstraße „Erfahrung mit Nachbarschaft“. Am Jürgens Hof wolle man für die Nachbarn immer eine offene Tür haben, ja sie auch einbinden, und mehr noch: Man wolle „Impulse ins Quartier geben“.

Trägerverein will eine neue Zeltstadt aufbauen

Will ein „gedeihliches Miteinander“ von Schnick-Schnack mit den Nachbarn erreichen: Baudezernent Karlheinz Friedrichs.
Will ein „gedeihliches Miteinander“ von Schnick-Schnack mit den Nachbarn erreichen: Baudezernent Karlheinz Friedrichs. © OH

Auch wenn die Weichen nun gestellt sind: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, sagte Deutsch. Der Trägerverein wolle am neuen Standort eine neue Zeltstadt aufbauen, die die alte, marode, ablösen soll. Außerdem müssten am Jürgens Hof „ergänzende Räume“ her, etwa durch Container. Nötig sei dafür „eine Menge Geld“, das nun gesucht und auch gefunden werden müsse. Immerhin: Es gebe „erste Kontakte“ zu potenziellen Spendern.

Ziel sei ein nahtloser Übergang: Bis die neue Zeltstadt voraussichtlich zum Jahresende steht, will Schnick-Schnack mit der alten an der Eschstraße weitermachen. Auf diese Weise, so Deutsch, könnten alle Projekte fortgeführt werden, eine Pause sei dann nicht nötig.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Generationenwechsel

Mit dem Start von Schnick-Schnack am neuen Standort an der Grundschule Jürgens Hof soll es auch einen Generationenwechsel geben, kündigte der Trägerverein an.

Rainer Deutsch will sich dann von der Geschäftsführung verabschieden, nachrücken sollen sein Sohn Christopher Deutsch und Christian Stahl. Beide seien schon lange im Verein aktiv.